In Sachen Tourismus wieder offene Fragen

Nachdem der Deutsche Tourismusverband (DTV) bereits vor eineinhalb Jahren seine Forderungen für die geplante Nationale Tourismusstrategie in den Diskurs eingebracht hatte, stellt er jetzt einen umfassenden Katalog konkreter Maßnahmen vor. Und nicht nur das: Der DTV fürchtet nach dem Ausstieg von Bayern und Baden Württemberg aus dem geplanten Bildungsgremium und einer Neuordnung der Ferien in Deutschland vielfältige Probleme und Einnahmeverluste.

Zentrale Themen der DTV in Sachen Nationale Tourismusstrategie sind neben der besseren Koordination zwischen den Bundesressorts sowie Bund und Ländern vor allem eine Tourismusförderung aus einem Guss sowie die Zukunftsthemen Mobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz: „Nach zwei Jahren große Koalition muss die Erarbeitung der Nationalen Tourismusstrategie entschlossen in Angriff genommen werden. Wir fordern die Bundesregierung auf, jetzt unverzüglich den Dialogprozess zu starten und die Nationale Tourismusstrategie bis spätestens April 2020 vorzulegen.“ Ob das klappt angesichts der Drohung der neuen SPD-Spitze, die Koalition platzen zu lassen, ist fraglich.

Wie DMM mehrfach berichtete, haben die Regierungsparteien aus CDU, CSU und SPD im Koalitionsvertrag die Erarbeitung einer Nationalen Tourismusstrategie vereinbart. Unter Federführung des Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Parlamentarischer Staatssekretär Thomas Bareiß, und des Bundeswirtschaftsministeriums hat die Bundesregierung im April 2019 zunächst den Fahrplan und den Handlungsrahmen der Nationalen Tourismusstrategie Strategie beschlossen. In der zweiten Phase will die Bundesregierung unter Beteiligung der Akteure des Tourismus und in Abstimmung mit den Ländern einen Aktionsplan erarbeiten, in dem konkrete Maßnahmen enthalten sind. Dazu soll deutschlandweit ein Dialogprozess gestartet werden. Mit der Erarbeitung des Aktionsplans wurde im November 2019 eine Bietergemeinschaft bestehend aus Dr. Fried & Partner, PROJECT M und Serviceplan Berlin beauftragt.

In die Quere kommt der Diskussion nun zum einen die neue SPD-Spitze mit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Damit sieht es seit Samstag, 30. November 2019, für den Fortbestand der Koalition nicht mehr gut aus.

Zum anderen hat der Ausstieg der beiden süddeutschen Bundesländer Bayern und Baden Württemberg aus dem geplanten Bildungsgremium die ewige Debatte um die deutschen Schulferien wieder angeheizt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betone, Bayern wolle sich den Ferienzeiten anderer Länder nicht anpassen. Durch die aktuelle Regelung sind die Sommerferien auf 85 Tage im Jahr verteilt. Sollte sich dieser Zeitraum verkürzen, bringe das „vielfältige Probleme“, sagt DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. Denn die wichtigste Zielgruppe für den Tourismus der Bundesrepublik sind die eigenen Bürger: 55 Mio. Deutsche geben jährlich insgesamt 72,7 Mrd. Euro für Urlaub im eigenen Land aus. Die Hälfte davon entfällt auf die Monate Juni bis August, in denen die Sommerferien liegen. Eine Verkürzung der Hochphase bedeute für die Betreiber „enorme Einnahmeausfälle“. Laut einer Studie des DTV aus dem Jahr 2013 kann jeder fehlende Ferientag bis zu 120 Mio. Euro Umsatz kosten. „Angesichts einer jährlichen Bruttowertschöpfung von rund 100 Mrd. Euro und 3 Mio. Arbeitsplätzen in der Tourismusbranche wäre eine Ballung der Ferienzeit volkswirtschaftlich unverantwortlich“, kritisiert Kunz. Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen hätte eine unabgestimmte Ferienplanung der Länder laut Kunz auch soziale Auswirkungen: „Die steigende Nachfrage würde die Preise in die Höhe treiben. Quelle: DTV / DMM