Internationales Business ist der Turbo für AirPlus

Es ist weniger das deutsche Geschäft als das internationale, das AirPlus gegen den Markttrend wachsen lässt. Trotz einer Abnahme der Zahl von Geschäftsreisen sind die Umsatzerlöse im Geschäftsjahr 2014 geklettert, meldete Patrick W. Diemer (57), Vorsitzender der Geschäftsführung von AirPlus International auf dem Jahrespressegespräch am Firmensitz in Neu-Isenburg. Und um das laufende Jahr brauchen er und sein Kollege Roland Kern sich kaum große Gedanken zu machen. Denn die Vorhersagen in Bezug auf die Geschäftsreisenentwicklung klingen gut.

Patrick W. Diemer (57)seit April 2003 Vorsitzender der Geschäftsführung von AirPlus International und Roland Kern, links, (49), Mitglied der Geschäftsführung, präsnetierten die Ergebnisse des Geschäftsjahrs 2015 und wagten einen optimistischen Ausblick. Foto: G. Zielonka.

Das Unternehmen, nach eigenen Angaben führender globaler Anbieter von Bezahl- und Abrechnungslösungen für Geschäftsreisen, hat im Geschäftsjahr 2014 mit seinen Kreditkarten einen Abrechnungsumsatz (Issuing-Volumen und zugleich wichtigster Performance-Indikator) von rund 12,7 Mrd. Euro erzielt – im Vergleich zum Vorjahr (2013: 11,8 Milliarden Euro) bedeutet das eine Steigerung von 7,6 %. Die Umsatzerlöse sind 2014 um 7,3 % auf 320 Mio. Euro gestiegen.

Das Jahresergebnis vor Steuern liegt bei 40,4 Mio. Euro (2013: 19,5 Mio. Euro). Ein Vergleich der Ergebnisse ist jedoch nicht aussagekräftig. Das Ergebnis wurde 2013 von Sondereffekten wie etwa Forderungsabschreibungen, Aufwendungen aus Vorjahren und Investitionen in die neue Unternehmenszentrale in Neu-Isenburg belastet.

Diemer zeigte sich mit diesem Ergebnis recht zufrieden, zumal es die Lufthansa-Tochter auch 2014 geschafft hat, mit ihren innovativen und professionellen Bezahllösungen die Mobilität ihrer Kunden zu fördern und neue Kunden zu gewinnen.  Während Unternehmen weltweit 3,6 % weniger für Reisen ihrer Mitarbeiter ausgegeben haben, ist das Geschäftsreisevolumen von AirPlus global gewachsen, in Deutschland um 2,2 %. Bemerkenswert: Der Sparzwang in deutschen Unternehmen hält an: Es soll zwar gereist werden, aber dann bitteschön günstiger. Und so haben denn deutsche Firmen 2014 rund 2,1 % weniger für die Reisen von Mitarbeitern ausgegeben. Warum aus Deutschland keine größeren Impulse kamen und kommen, wobwohl sich die Bundesrepublik mit ihrer vor Kraft strotzenden Wirtschaft weltweit brüstet, darauf wusste auch Diemer nur Achselzucken.

Starkes Geschäft mit China. Die umsatzstärksten Märkte bleiben Deutschland, Frankreich und Italien. Die beiden letzteren zählten neben den USA und China auch zu den vier wachstumsstärksten AirPlus-Märkten. Gottseidank sind die Neu-Isenburger vor sechs Jahren als erster Payment-Anbieter für Geschäftsreisen ins Reich der Mitte aufgebrochen, was sich nun auszahlt: Denn 2014 kam bereits mehr als ein Viertel (gut 26 %) des Unternehmenswachstums aus dem aufstrebenden Wirtschaftsgiganten, wo AirPlus sage und schreibe 92,3 % Marktanteil bei den BSP-Kreditkartenabrechnungen hat. Heute vertrauen fast 900 Kunden in China, davon 80 % multinationale Großkunden, ihrem deutschen Partner. Der akquiriert seit 2011 zunehmend auch lokale Firmen. 

Und damit das alles etwas reibungsloser funktioniert, kooperieren die Neu-Isenburger mit Air China und allen großen internationalen TMCs einschließlich des größten lokalen Onlinereisebüros Ctrip.com. Ferner pflegt AirPlus eine strategische Zusammenarbeit mit dem führenden chinesischen Herausgeber von Corporate Cards, der China Merchants Bank. Dass diese enorme Entwicklung in China auf Dauer so nicht zu halten sein wird, darin sind sich Diemer und Kern wohl einig. Denn die Konkurrenz will auch ein Stück vom Kuchen haben.

Positives zu berichten wusste Diemer auch zu den Kundenzahlen: Im vorigen Jahr gewann AiPlus rund 1.100 Neukunden, womit sich die weltweite Gesamtkundenzahl auf ca. 43.000 erhöhte.

25 Jahre jung. Am 21. Dezember 2014 feierte AirPlus sein 25jähriges Firmenjubiläum. Und wir erinnern uns: Kurz vor Weihnachten 1989 stellte das Unternehmen mit der AirPlus UATP Karte zur Abrechnung von Flugtickets die Weichen für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Seitdem unterstützt der Geschäftsreisespezialist mit innovativen Payment-Lösungen die Professionalisierung der Branche und hat sein Geschäft international immer weiter ausgebaut: weltweit ist AirPlus an 25 Standorten vertreten und bietet seine Payment-Lösung in mehr als 70 Ländern an.

EU-Entscheidung erfordert neues Abrechnungsmodell. Das laufende Jahr 2015 bringt neue Voraussetzungen: "Wir werden unser Angebot an Firmenkreditkarten erweitern, sobald der EU-Entscheid zur Kappung der Interbankenentgelte in Kraft tritt", sagte der AirPlus-Chef und denkt, dass die Kreditkarten-Interchange-Fee-Regulierung (was für ein Begriff: er bedeutet nichts anderes als die Umsatzprovision, die z.B. AiPlus anhand der Kartenumsätze von Firmen verdient!) voraussichtlich im vierten Quartal 2015 in trockenen Tüchern ist und umgesetzt wird. Zum Glück hat Brüssel Firmenkreditkarten von der Regulierung ausgeschlossen, wofür sich auch das AirPlus-Management eingesetzt hatte. Haken an der Geschichte: Befreit bleiben sollen wirklich nur geschäftlich veranlasste Transaktionen mit Karten dieser Kategorie und so verlangt die EU künftig die Abrechnung von Mitarbeiterkarten über ein offizielles Firmenkonto. Man bezeichnet dies als "Corporate Pay". 

Nun ist aber bei 83 % der AirPlus-Kunden das private Konto des reisenden Mitarbeiters zwischengeschaltet. Und dieses private Konto ist eben nicht von der Interchange-Kappung ausgeschlossen. Und weil dem so ist, haben von AirPlus eingeladene große Kunden darum gebeten, ein zusätzliches Kartenmodell zu entwickeln; denn den Firmen scheint schwer zu fallen, ihre internen Prozesse zu verändern. Also wurde in der Dornhofstraße 10 in Neu-Isenburg ein zweites Produkt in der Corporate Card-World erdacht. Unternehmen haben künftig die Wahl zwischen verschiedenen Abrechnungsmodellen: Corporate Pay oder Individual Pay. 

Bei Corporate Pay wird die Corporate Card direkt über ein Firmenkonto abgerechnet, bei Individual Pay über das Privatkonto des Mitarbeiters, wie es an sich schon der Fall ist. Interessant bei Letzterer: Sie darf ab 2017 nicht mit Surcharges (zusätzliche Service-Entgelte) belegt werden.

Keine Änderungen geben wird es für den AirPlus Company Account sowie die virtuelle Bezahllösung A.I.D.A..

Verkauf des Acquiring-Geschäfts. Nicht alle Geschäfte liefen bei AirPlus wie gedacht: So wurde im Februar der Vertrag über den Verkauf des Akzeptanzgeschäfts für VISA und MasterCard an das Technologie- und Finanzdienstleistungsunternehmen Wirecard unterschrieben. "In der Summe war das Acquiring-Geschäft eine ungute Entwicklung. Zudem hätten wir unbedingt einen Standort im Ausland aufbauen müssen. Letztlich hat sich das alles für uns nicht gerechnet", erklärte Patrick W. Diemer die Abkehr von diesem Business.

Entwicklung des Businesstravel-Geschäfts 2015. AirPlus versucht natürlich auch Prognosen für die Entwicklung der Geschäftsreisen 2015 abzugeben. Danach erwarten Experten (laut AirPlus Int. TM Study 2014/15) einen weiteren Abschwung bei der Zahl der Reisen, wohingegen ein Großteil mit weiter steigenden Ausgaben rechnet. Nur 29 % befragter deutscher Reiseverantwortlicher glauben an eine Zunahme von Businesstrips, aber die doppelte Anzahl an die Zunahme der Ausgaben. Weltweit betrachtet gaben 45 % der Befragten an, sie gingen von mehr Ausgaben aus und 35 % sagten, es würde mehr Reisen geben. Quelle: DMM / AirPlus