Irrer Vorschlag: Bahnfahren soll noch teurer werden

Es passt ins Bild der Bundesregierung, die mit ihrer Bahn und deren Kunden seit Jahrzehnten ein perfides Spiel spielt: Enak Ferlemann, Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, fällt nichts Dümmeres ein als die Bahn aufzufordern, ihre Tarife für Fahrkarten zu erhöhen. Dabei sind die regulären Fahrpreise der DB ohnehin schon weltweit die höchsten.

Mit der ziemlich schrägen Forderung aus Berlin sollen dank noch höherer Ticketpreise die nötigen Investitionen für die Schiene finanziert werden. Dabei hätte Berlin, würde es nicht viele Milliarden Euro sinnfreien Projekten, Pleite-Ländern, Pleitebanken und einem katastrophal aufgeblähten Sozialsystem hinterherwerfen, genügend Geld, um die über Jahrzehnte mutwillig heruntergewirtschaftete Bahn wieder flott zu bekommen. 25 Jahre lang haben Ferlemann & Co. die Bahn sich selbst und ihrem Schicksal überlassen, die Infrastruktur (Ausweichgleise, Weichen, Tausende Kilometer Strecken, Bahnhöfe usw.) zurückgebaut und für die  sich daraus ergebenden Missstände des Bundesunternehmens keinerlei Verantwortung übernommen. Die gegenwärtige Krise der DB AG, für die ein Bahnchef Richard Lutz absolut nichts kann, ist Ergebnis politischer Unfähigkeit und Gleichgültigkeit.

Die ausschließlich auf das Automobil und in großen Teilen auf das Flugzeug fixierte Bundesregierung müsste endlich einmal festlegen, welche Rolle die Eisenbahn in Deutschland zuteil werden soll. Erst wenn das geklärt ist, lassen sich die strukturellen Probleme der DB AG wirksam lösen.

Statt Deutschland mit unendlich vielen neuen Straßen weiter zuzubetonieren, ist es an der Zeit, das über Jahrzehnte vernachlässigte Schienennetz wieder aufzubauen und dem Stand der Technik nach zu digitalisieren, etwa mit dem ETCS. Das European Train Control System ist ein Zugbeeinflussungssystem und grundlegender Bestandteil des zukünftigen einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems ERTMS. ETCS soll langfristig die über 20 verschiedenen Zugbeeinflussungssysteme in Europa ablösen. Während die Schweiz diese Aufgabe schon weitgehend gelöst hat, hinkt Deutschland weit hinterher, weil lieber Geld in den fragwürdigen Ausbau der Autobahnen, um damit weitere Millionen von Lkw anzuziehen, gesteckt wird. Jährlich müssten für den flächendeckenden ETMS-Ausbau der Strecken etwa 1,5 Mrd. Euro aufgewandt werden. Mit ETMS können mehr Züge in derselben Zeit auf die Strecke geschickt werden bei gleichzeitig mehr Sicherheit als heute.  
Ferlemann sprach auch von einer Reduzierung der Bahnsondertarife und davon, dass dem ruinösen Wettbewerb durch die Fernbusse ein Ende gesetzt werden soll. Gernot Zielonka