Italien: Fahrradprämie statt Autoprämie

Während in Deutschland vom Klimawandel nur schwadroniert wird, das Automobil nach wie vor Vorrang vor allen anderen landgebundenen Verkehrsmitteln genießt, und laut VDA und Autoindustrie einmal mehr vom Steuerzahler gefördert werden soll, machen ausgerechnet die Italiener Nägel mit Köpfen. Statt einer Autokaufprämie lobt Rom nämlich einen Zuschuss für den Kauf von Fahrrädern aus.

In Deutschland wird es keine Fahrradprämie geben; denn deren Wirkung wird in Berlin als Konjunkturmaßnahme als vernachlässigbar bezeichnet und im Übrigen gibt es keine Lobby für das Fahrrad.

Alessandro Tursi, Präsident des italienischen Fahrradverbands Fiab sowie Architekt und Stadtplaner, sieht sich in seinen Wünschen nach einer grüneren Verkehrspolitik bestätigt. Autofahrerlobby, Bürokratie und Gesetze hatten es dem Fahrrad bisher schwer gemacht, sich durchzusetzen.  Die Monate April und Mai 2020 aber haben vieles geändert. Inzwischen hat das Parlament in Rom neue fahrradfreundliche Verkehrsregeln erlassen und Ministerpräsident Giuseppe Conte hat für den Kauf von Fahrrädern und E-Scootern einen Zuschuss bis 60 % des Neupreises, höchstens aber 500 Euro versprochen. Da Busse und Bahnen wegen der Abstandsregeln weniger Passagiere mitnehmen dürfen, sollen die Bürger vermehrt auf Zweiräder umsteigen.

Nach der Neu-Öffnung im Mai wurden die Fahrradhandelsunternehmen landesweit gestürmt, anders als in Deutschland, wo sich diesbezüglich nur wenig tat. Der Zweirad-Industrieverband Ancma erwartete für Mai 2020 ein Umsatzplus von 60 %, im Gesamtjahr könnte sich ein Plus von 25 % ergeben.
Die Stadtverordneten von Rom und Mailand kündigten den Ausbau von Radwegen und Radstreifen, mehrere hundert Kilometer an, dies alles zu Lasten des Autoverkehrs. Zuvor hatte das Verkehrsministerium den Städten nach Zeitungsmeldungen das Signal gegeben, dass sie Raum von Straßen und Parkplätzen umwidmen dürften. Quelle: Focus online / DMM