CO2-Kompensationen seien nicht genug, um den Kurs zu ändern. Weitergehende Maßnahmen seien notwendig, forderte der Grünen-Politiker. Am Vorabend der Leitmesse der internationalen Reisebranche. Auch verwies Habeck auf die Klimakrise, die die Grundlage vieler touristischer Aktivitäten weltweit bedroht. Waldbrände, Dürren, Überschwemmungen, ausbleibender Schnee in den Skiregionen zeigten, dass ein Kurswechsel vonnöten ist.
Der Tourismus gehört weltweit zu den bedeutenden Emittenten klimaschädlicher Gase, weshalb Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein wichtiges und zugleich kontrovers diskutiertes Thema ist. Mit der weltweit wieder rasant fortschreitenden Tourismusentwicklung sollten Probleme wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Verteilungsgerechtigkeit usw. eigentlich in den Vordergrund rücken. Aber angesichts der aktuellen Reiselust der Menschen nach den Einschränkungen durch Corona gerät das Thema Nachhaltigkeit wieder in den Hintergrund.
Auf der ITB, zu der nach mehrjähriger Präsenzpause seit Dienstag, 07. März 2023 die Fachbesucher strömen, wird das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit zumindest teilweise auf dem ITB-Kongress behandelt. Doch die Praxis zeigt auch in diesen Woche wieder, dass es in der Realität mit dem Umweltbewusstsein aller Akteure, auch der Verbände, nicht sehr weit her ist. Nur um ein kleines Beispiel zu nennen, wie es in der aktuellen ADAC-Tourismusstudie nachzulesen ist: Nur maximal 5 bis 10 % der Befragten wollen einen kleinen Aufpreis für nachhaltige Leistungen bezahlen. Auch Themen wie der ökologische Fußabdruck von Urlaubs- und Geschäftsreisen spielten bei der Buchung eine untergeordnete Rolle.
Prof. Dr. Harald Zeiss, seit 01.01.2022 Direktor am Institut für Tourismusforschung an der Hochschule Harz (Wernigerode), sieht das ganz profan. Bei Umfragen heißt es stets, dass den Menschen das Thema Nachhaltigkeit wichtig sei. Wenn es dann jedoch ums Geld geht, steigen viele aus. Zeiss ist überzeugt davon, dass man auch nachhaltigen Urlaub machen kann, der nicht teurer ist. Etwa, indem man eben nicht weit wegfliegt, sondern eher in der Nähe verreist, indem man der Bahn den Vorzug vor dem Flugzeug gibt. Doch mit dem Zug nach Spanien, Italien oder in die Türkei zu fahren, wer macht das schon? Also wird geflogen. Die Buchungszahlen der Airlines beweisen, die Menschen strömen in Massen zu den Airports. Und dies, obwohl laut Analyse der Reisesuchmaschine Kayak Flüge für diesen Sommer (konkret: zwischen 01. Juni und 15. September) im Schnitt erheblich teurer geworden sind - in Europa von 244 Euro (2022) auf 298 Euro (2023), ein Plus von mehr als 20 %. Auf der Fernstrecke war die Steigerung von vergangenem zu diesem Sommer ungefähr genauso hoch: Die Ticketpreise kletterten von durchschnittlich 738 auf 893 Euro. Und mehrfach schon im Herbst 2022 sowie in diesem Jahr hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr für das laufende Jahr steigende Ticketpreise angekündigt.
Das liebe Geld. Die aktuellen Preissteigerungen bereiten sehr vielen Menschen Sorgen und das hat auch unmittelbare Auswirkungen auf den Konsum und die Urlaubspläne der Deutschen: Eine deutliche Mehrheit will beim Reisen kürzertreten, indem sie etwa nicht mehr so weit, kürzer, seltener oder günstiger verreisen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland unter 1.000 Menschen in Deutschland zwischen 18 und 65 Jahren. PwC vergleicht zudem die aktuellen Erkenntnisse mit den Ergebnissen einer gleich angelegten Befragung von Ende April 2022.
Knapp die Hälfte der Befragten stuft ihre finanzielle Situation als schlecht ein – im Frühjahr war es noch rund jeder dritte. Die Hoffnung, dass sich die eigene Finanzlage in den kommenden sechs Monaten verbessert oder zumindest nicht verschlechtert, teilen aktuell 58 %. Im April zeigten sich noch 67 % der Befragten optimistisch. Die entgegen aller Erwartungen wieder steigende Inflation treibt die große Mehrheit der Befragten nach wie vor um: 84 % zeigen sich wegen steigender Preise besorgt.
Der erklärte Sparwille der Deutschen ist allerdings bei allen Individual- und Pauschalreisen im In- und europäischem Ausland leicht rückläufig – verbleibt aber auf einem hohen Niveau: Mehr als 70 % der bekennenden Pauschalreisenden denken darüber nach, günstiger, kürzer oder gar nicht zu verreisen. Auch wenn der Rotstift bei Individualreisen ins Ausland weniger als im Frühjahr angesetzt wird, sucht die große Mehrheit Wege, die Reise günstiger zu gestalten.
FUR Reiseanalyse 2023. Die Reiseanalyse 2023 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen in Kiel geht von einem Tourismusjahr nahezu wie vor der Pandemie aus – obwohl mehr als 40 % der Befragten davon ausgehen, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Situation verschlechtert. Auf die Frage, welche Dinge den Befragten persönlich besonders wichtig seien, rangieren Urlaubsreisen auf Rang zwei – hinter Lebensmitteln und noch vor Wohnen/Wohnungseinrichtung, Gesundheit und Sport/Ausgehen.
23 % der Bundesbürger gehen davon aus, dass sie sich 2023 wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich keine Urlaubsreise leisten können, 17 % gaben bei der Befragung an, weniger Geld für Urlaub aufbringen zu wollen. Dennoch: Auch wenn die „von vielen als kritisch wahrgenommene individuelle wirtschaftliche Situation“ keine gute Voraussetzung für die Tourismusbranche sei, heißt es in der Studie, zeige sie, „dass die Reisepläne dennoch auf einem hohen Niveau sind“. „Urlaubsreisen waren und bleiben für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität“, lautet ein Fazit der Studie, für die mehr als 11.000 Deutsche zwischen 14 und 75 Jahren zu vier Zeitpunkten befragt worden waren. Insgesamt sei mit 65 Mio. Urlaubsreisen zu rechnen, die die Deutschen 2023 unternehmen werden. Hinzu kommen 80 Mio. Kurzurlaube sowie Geschäftsreisen und sonstige Reisen. Im bisherigen Rekordjahr 2019 haben die Deutschen 71 Mio. Urlaubsreisen unternommen. Quelle: RND / PwC / FUR / DMM