Jahrzehnte altes Projekt soll wieder aufleben

Vorbild soll der Eurotunnel zwischen dem französischen Calais und dem britischen Dover sein. Der ist ein Teil der Kernnetzkorridore der Transeuropäischen Netze. Eine ähnliche Verbindung ist seit über vier Jahrzehnten zwischen Marokko und Spanien im Bereich der Straße von Gibraltar in Planung. Finanziert werden soll das Milliardenprojekt von zwei öffentlich-rechtlichen Unternehmen, SECEGSA (Spanien) und SNED (Marokko) mit Unterstützung der EU.

 

Die Meeresenge (Verbindung Atlantik und Mittelmeer) zwischen Nordafrika und Europa ist nur ganze 14 km breit. Künftig soll ein Eisenbahntunnel beide Kontinente miteinander verbinden. Nachdem die Regierungen von Spanien und Marokko ihre diplomatische Krise infolge der unkontrollierten Flüchtlings und Schmugglerströme beigelegt haben, arbeiten sie wieder enger zusammen und wollen nun den 40 Jahre alten Plan vollenden. 

Der spanische Tunneleingang sollte 40 km westlich von Gibraltar, bei Punta Palomas (nahe Tarifa), entstehen; das marokkanische Portal bei Tanger (bei Punta Malabata). SNED und SECEGSA hatten in den 1980er Jahren mehrere Meeresboden-Explorationen in Auftrag gegeben. Insgesamt sollen 30 km der 40 km Neubaustrecke unter dem Meer in einer Tiefe von ca. 300 m liegen. Auf der doppelgleisigen elektrifizierten Trasse sollen ausschließlich Hochgeschwindigkeitszüge sowie Auto-Shuttle-Züge verkehren.

Im Dezember vor 19 Jahren hatten sich sich Spanien und Marokko auf einem Gipfeltreffen darauf verständigt, das erstmals 1980 diskutierte Projekt wiederaufzunehmen. Für die Erstellung von Machbarkeitsstudien wurde ein Budget von 27 Mio. Euro für einen zweiröhrigen Eisenbahntunnel samt Wartungstunnel zur Verfügung gestellt. Kurz danach schlief das Vorhaben wieder ein. Es war schließlich die Europäische Kommission, die das Vorhaben wider zur Sprache brachte. Am 31. Januar 2007 verabschiedete die EU-Kommission „Leitlinien für den Verkehr in Europa und den Nachbarregionen“. Unter den fünf transnationalen Achsen befand sich die „Südwestachse“: „Verbindung der Südwestregion der EU mit der Schweiz und Marokko, mit Anbindung an den transmaghrebinischen Korridor durch Marokko, Algerien und Tunesiensowie dessen Verlängerung nach Ägypten“.

Die marokkanische Regierung beauftragte nun den Generaldirektor der Nationalen Gesellschaft für Studien über die Straße von Gibraltar damit, das Projekt voranzutreiben. Das spanische Parlament stellt im Staatshaushalt für das nächste Jahr 750.000 Euro für eine neue Studie bereit. Die reine Bauzeit wird mit 15 Jahren angegeben, die Kosten nach Stand heute sollen etwa 5,5 Mrd. Euro betragen. 

Laut „elDiario.es“ stehen die spanischen Planer in Kontakt mit der Herrenknecht AG in Baden-Württemberg, dem Marktführer bei Tunnelvortriebsmaschinen. „An¬gesichts der Fortschritte bei den technischen Möglichkeiten von Bohr- und Vortriebssystemen und der jüngsten Erfahrungen beim Bau von tiefen Tunneln am Meeresuntergrund bestehen zunehmend günstige Aussichten“, so Secegsa. Quelle: elDiario.es /  FAZ / DMM