Kassel Airport muss kämpfen

„Kassel Airport ist noch lange nicht am Ziel“, sagt Ralf Schustereder, Geschäftsführer der Flughafen GmbH Kassel, zwei Jahre nach der Eröffnung des ausgebauten Airports in Calden. In einer für die Luftfahrtbranche schwierigen Phase hat sich der Flugbetrieb am umstrittenen Airpost in der kommerziellen Luftfahrt stabilisiert, meint der Geschäftsführer.

Die Passagierzahlen in Kassel steigen stetig, während die Zahl der Flüge im Geschäftsreiseverkehr sogar um 40 % zugenommen hat“, sagt Schustereder. Die Unternehmen am Flughafen investieren und stellen Personal ein. „Vor allem aber richtet sich der Flughafen mit einer Analyse der Lage und mit der Anpassung der Ziele an die Wirklichkeit strategisch neu aus.

Die Kommerzielle Luftfahrt am Kassel Airport steckt noch in der Startphase. Es sind noch zuwenige An‐ und Abflüge. "Da haben die Kritiker des Airports Recht. Das müssen und wollen wir ändern“, betont Schustereder. "Unser Ziel ist die sukzessive Ertragssteigerung in den kommenden Jahren und ein gleichzeitiger, verantwortungsbewusster Umgang mitden öffentlichen Mitteln."

2014 stieg die Zahl der Flugbewegungen um 15,4 % gegenüber 2013 von 22.891 auf 26.419. Das entspricht ‐ rein rechnerisch ‐ durchschnittlich etwa 72 Starts und Landungen an jedem Tag des Jahres 2014. Darunter waren Test‐ und Werkstattflüge der Luftfahrtindustrie am Standort, Freizeitflüge, Privatflüge, Geschäfts‐ und Ferienflüge mit Flugzeugen der unterschiedlichen Größenklassen. 

Die Zahl der Passagiere stieg von 46.557 im Jahr 2013 um etwa 1,1 % auf 47.088 im Jahr 2014. Die Prognose geht für das laufende Jahr von einer Passagierzahl von 67.830 aus, davon etwa 53.550 Passagiere im Bereich der Kommerziellen Luftfahrt und 14.280 Passagiere in der Allgemeinen Luftfahrt. 2014 waren es 32.326 Passagiere der kommerziellen und 14.762 der Allgemeinen Luftfahrt, zu denen auch die Business Aviation zählt. 

Nachdem der Flughafen im Jahr seiner Eröffnung 2013 auch wegen ausgefallener Ferien‐Flüge die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, betrug die so genannte „Durchführungsquote“in der kommerziellen Luftfahrt 92,2 % (zum Vergleich: 2013 waren es lediglich 60‐70 %).

Kassel Airport hat die Zahl der Ferienziele ausgebaut. Nachdem im Jahr 2013 und 2014 die Reiseveranstalter drei regelmäßige Ziele mit Mallorca, Antalya (Türkei) und im Oktober als Herbstferienziel Heraklion (Kreta) (ohne die Ziele der Sonderreisen) im Programm hatten, sind es in diesem Jahr bereits sechs Saisonziele: Heraklion (Kreta), Mallorca, Antalya (Türkei), Hurghada (Ägypten), Fuerteventura und als diesjähriges Herbstferienziel Enfidha (Tunesien).

Ein zuverlässiger Partner ist die Fluggesellschaft Germania. Deren Maschinen waren im Zeitraum Mai bis Dezember 2014 zu 71,5 % ausgelastet. Auch die Auslastungen in diesem Jahr sind hoffnungsvoll: die erstenFlüge nach Hurghada waren nahezu ausgebucht, beim Erstflug am 26.03.2015 musste die Fluggesellschaft ein größeres Flugzeug (A321) einsetzen, um allen Buchungsanfragen gerecht zu werden.

Als besonders erfreulich bezeichnet die Geschäftsleitung die Entwicklung für den Winterflugplan 2015/2016: Germania wird ab Oktober 2015 drei Ziele im Winter anfliegen: Hurghada (Ägypten), sowie Las Palmas auf Gran Canaria und Teneriffa. 

Business Aviation wächst um fast 40 %. In der Geschäftsluftahrt ging es 2014 steil bergauf. Die Zahl der Flugbewegungen im Geschäftsreiseverkehr (Executive‐Verkehr) allein mit größeren Maschinen mit einem Gewicht von über 4 Tonnen stieg gegenüber 2013 von 1.146 um 39,8 % auf 1.602. Daneben sind etwa 100 Privatflugzeuge am Kassel Airport stationiert, die sowohl im Freizeit‐, als auch im Geschäftsreiseverkehr genutzt werden. 

Wohin der Regionalairport will. „Eine seriöse Ausrichtung auf die stets ungewisse Zukunft erfordert eine realistische Analyse der Ausgangslage“, sagt Schustereder. Die Planungen für den Ausbau von Kassel Airport stammten aus einer Zeit, in der sich die Luftfahrtbranche international noch ineiner anderen Lage befand. Heute herrschten in der Branche Kostendruck durch sinkende Margen in der Airline‐Industrie, durch über Jahre steigende Treibstoffkosten und sinkende Ticketpreise, durch starken Wettbewerb unter Airlines und Flughäfen, durch das Wachstum des Low‐Cost‐Sektors und nicht zuletzt durch den kritischen Blick auf staatliche Beihilfen für Flughäfen und Fluggesellschaften. Darum hat Schustereder nach der Übernahme der Geschäftsführung im April 2014 in einem ersten Schritt die Passagierprognosen, die vor etwa zehn Jahren für den Flughafen erstellt worden waren, hinterfragt und die Autorin der Studie um eine Neubewertung gebeten. „Statt der einst prognostizierten 300.000 bis knapp 1 Mio. Passagiere kamen nun zwei Szenarien mit 237.000 und 471.000 Passagieren binnen zehn Jahren heraus. "Das zweite Ziel zu erreichen, ist zwar ehrgeizig, aber möglich. Doch es geht nicht über Nacht“, sagt Schustereder. 

Kassel Airport setzt auf die Reisebüros. In der Kommerziellen Luftfahrt, also dem klassischen Ferienverkehr, setzt Kassel Airport bei den Flugzielen bereits auf 50 %  Wachstum im Sommerhalbjahr. Das Winterhalbjahr wird jetzt im Frühjahr geplant. Um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen, geht die Flughafen GmbH Kassel in die Akquise. Reisebüros sind ein wichtiger Vertriebskanal. Das KasselAirport-Team hat die 50 Top‐Reisebüropartner in der Region besucht und Marktanalysen durchgeführt. Zur Bewerbung des Sommer‐Flugplans 2015 sind gemeinsame Marketingaktivitäten mit den Reisebüros geplant.

Im Gespräch ist das Management auch mit Fluggesellschaften „Derzeit“, sagt Andreas Blass, Vertriebsleiter, „steht Kassel Airport mit etwa 15 Airlines im unmittelbaren Kontakt, u.a. auch mit Turkish Airlines. „Für alle Gesprächspartner hat Kassel Airport unbestritten seine Stärken wie etwa die Lage in der Mitte Deutschlands. Die Region Kassel sei der zweitstärkste Wirtschafts‐ und Ballungsraum in Deutschlands wirtschaftsstärkstem Flächenland“ berichtet Blass. „Ein weiterer Schritt, unseren Flughafen wirkungsvoll nach außen zu repräsentieren war z.B. die Konzentration auf die international ohnehin schon gebräuchliche Bezeichnung Kassel Airport“, so Blass weiter. „Wenn wir künftig in den Vertrieb gehen, konzentrieren wir uns auf eine Marke, die international eine Chance hat, wahrgenommen zu werden.“ Weitere Veränderungen, wie beispielsweise ein neuer Internetauftritt sind bereits in der Planung. Quelle: Kassel Airprt / DMM