Klapperschlangen und Skorpione lieben in Wüsten geparkte Flugzeuge...

Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Airlines mehrere Tausend Flugzeuge am Boden gelassen. Viele wurden in sehr trockenen Wüstenarealen geparkt. Rund 17.000, das sind mehr als 60 % aller Verkehrsflugzeuge weltweit, standen zuletzt auf trocken-heißem Wüstenboden, z.B. nahe dem kalifornischen Victorville. Dort müssen die Maschinen laufend überwacht werden. Und das ist nicht ungefährlich. Denn es gibt Wüstenbewohner, die von der Hitze erwärmte Flugzeugfahrwerke lieben.

Mit dem Wheel Whacker (Radschläger) müssen u.a. bei Qantas A380, die an einem US-Würstenparkplatz in Kalifornieren abgestellt sind, Klapperschlangen und Skorpione vertrieben werden. Quelle: Qantas

Zwei entscheidende Kriterien sind es, die Luftfahrtunternehmen dazu bewegen, ihre nicht benötigten Maschinen auf „Wüsten-Flughäfen abzustellen: Zum einen der immense Platz, zum anderen die Trockenheit, die die  Korrosionsgefahr für die empfindliche Flugzeugstruktur minimiert.

Aber nicht nur Luftfahrtexperten schätzen karge Wüstenlandschaften Kaliforniens oder Arizonas, sondern auch einheimische Bewohner, die freilich „nicht ganz ohne“ sind. So haben Ingenieure an abgestellten Qantas A380 in Kaliforniens Mojave Wüste eine tödliche Entdeckung gemacht: Klapperschlangen: Die winden sich um die warmen Gummibereifungen der Flugzeuge und machen es sich im Bereich der Fahrwerke und Bremsen gemütlich, so Tim Heywood, Qantas-Manager und Ingenieur-Betriebsleiter in Los Angeles.

"Jedes Flugzeug hat seinen eigenen "Wheel Whacker", eine Art Besenstiel als Teil der Ausrüstung und passend zur Registrierung jedes Flugzeugs. Vor jeder Fahrwerksinspektion gehen die Arbeiter zuerst um das Flugzeug herum, stampfen mit den Füßen und klopfen mit dem Whacker (Schläger) auf die Räder, um alle schlummernden Schlangen zu verscheuchen, sagte Heywood. Immer wieder entdecken sie Klapperschlangen und auch Skorpione, die sie dann mit dem „Besenstiel“ vertreiben. Diese Vorsichtsmaßnahme ist Teil der Pflege der Flugzeuge, während sie eingelagert sind.

Qantas hat ein Dutzend seiner A380 auf einem Würsten-Flugplatz in Victorville, etwa zwei Stunden außerhalb von Los Angeles, geparkt. Einer der Riesenvögel hob diese Woche zum ersten Mal seit 290 Tagen ab und flog von Victorville nach Los Angeles, um sich im LAX-Hangar von Qantas einer Inspektion zu unterziehen.

Auf dem Höhepunkt der Pandemie wurden mehr als zwei Drittel der Verkehrsflugzeuge der Welt zu „Lagerstätten“ auf der ganzen Welt geschickt. Nach dem Parken durchlaufen die Flugzeuge einen Prozess, der das Ablassen von Flüssigkeiten, das Abdecken von Triebwerkseinlässen und Auspuffbereichen und den Schutz externer Instrumente wie Pitot-Rohre (zur Überwachung der Flugzeuggeschwindigkeit während des Fluges) umfasst. Und jetzt müssen viele Fluggesellschaften den Prozess umkehren.

Und Flugzeuge aus dem Winterschlaf zu holen ist nicht so einfach wie nur den Motor anzulassen und abzuheben. Über längere Zeit geparkte Flugzeuge wieder flugbereit zu machen bedeutet das Entfernen der riesigen Anzahl von Schutzvorkehrungen, z.B.Klebebändern, mit denen jeder Spalt, jede Öffnung und jede Sonde nach Ankunft der Maschinen verschlossen wurden. Für Airlines gibt es nichts Schlimmeres, als Systeme voller Insekten, Feuchtigkeit oder kleinsten Sand- und sonstigen Teilchen vorzufinden; so können etwa blockierte Pitot-Statik-Systeme zu Abstürzen führen.

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es mehr als 100 Arbeitsstunden dauert, um ein Großraumflugzeug nach der Lagerung flugfähig zu machen, und etwa 40 Arbeitsstunden für ein Schmalrumpfflugzeug. Die benötigte Zeit hängt sowohl von der Größe des Flugzeugs als auch von der Parkdauer ab. Quelle: Qantas / DMM