Klimawandel bedroht Mobilität

Immer mehr Tankstellen in Nordrhein-Westfalen geht der Sprit aus. Der Grund: Sie können wegen des Niedrigwassers auf dem Rhein nicht ausreichend beliefert werden. "Die Situation verschärft sich jeden Tag, solange es nicht regnet", sagte der Sprecher des Tankstellen-Interessenverbandes, Herbert W. Rabl, am Montag (05.11.2018) dem WDR.

Viele Tankstellen können momentan nicht ausreichend beliefert werden. Foto: Aral AG

Inzwischen hat Rabl Meldungen aus Köln, Aachen und Duisburg erhalten, so der WDR weiter. Auch in Siegen und Wuppertal müssen manche Autofahrer mehrere Tankstellen anfahren, um an neues Benzin zu kommen. Inzwischen hat das Bundeswirtschaftsministerium den Zugriff auf die Ölreserve freigegeben. Das jetzige Problem ist auch logistischer Natur. Die Belieferung der Tankstellen sei durcheinander geraten. Die Tanklastwagen würden nun auch von den Depots der Ölreserve starten, statt die bisherigen Stammrouten abzufahren.

Sollte der Klimawandel, der sich 2018 bereits drastisch mit einer massiven und bis jetzt anhaltenden Trockenheit gezeigt hat, so rasch voranschreiten, wie es selbst Klimaforscher für Deutschland nicht erwartet haben, dann dürfte es in naher Zukunft auch zu massiven Auswirkungen auf die Energieversorgung und Mobilität kommen. Denn trockene und wärmere Jahreszeiten lassen die deutschen Wasserstände immer weiter absinken. Und sinkende Sommerniederschläge und zunehmende Verdunstung durch höhere Temperaturen führen künftig zu geringeren Abflüssen im hydrologischen Sommerhalbjahr. In den kommenden Jahren werden Niedrigwasserabflüsse insbesondere im Sommerhalbjahr flächendeckend weiter abnehmen und die Dauer von Niedrigwasserperioden wird erheblich ansteigen. Das hat gravierende  Folgen für die Mobilität, so lange diese noch weitgehend auf Öl bzw. Benzin, Diesel und Kerosin basiert. Betroffen sind dann nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Luftfahrt; denn große Flughäfen wie etwa Frankfurt bekommen ihr Kerosin auch weitgehend über den Wasserweg. Trocknet der weiter aus, dann droht den Airlines ein massiver Rückgang.

Forscher warnen seit Jahren vor bedeutenden ökologischen und volkswirtschaftlichen Schäden für Gewässerqualität, Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung, Binnenschifffahrt und Energiewirtschaft. Dennoch wird weltweit Öl für den Land-, Luft- und Wasserverkehr verbrannt und damit der Klimawandel immer weiter beschleunigt.  

Auch die Geschäftsreisebranche, zu 100 % abhängig vom Öl, steht vor einem Umbruch: Mobilität wird sich in wohl gar nicht so ferner Zeit verteuern, und das kräftig. Schon jetzt heben erste Airlines ihre Tarife an, weil der Kerosineinkauf Tag für Tag mehr kostet. An den Tankstellen werden die Preise für Diesel und Benzin Tag für Tag höher geschraubt. Die Fahrt zur Tankstelle wird in diesen Tagen für viele Autofahrer, ob privat oder geschäftlich, zum Ärgernis - nicht nur wegen der hohen Spritpreise, sondern weil sie mehrere ansteuern müssen; denn die ersten mussten den Verkauf von Treibstoffen zeitweise oder komplett einstellen.

Der Nachschub ist derzeit das Problem: Denn die Tankschiffe können auf den großen Flüssen nur noch teilbeladen fahren. In den Tanklagern entlang des Rheins kommt nicht mehr genug Treibstoff an. Und Lkw, die ohnehin schon zu Millionen unsere Straßen hoffnungslos verstopfen und das Land in den Verkehrskollaps treiben, kommen nicht mehr zeitgerecht durch und können auch gar kein Ersatz für die Transportmengen von Tankschiffen sein. Mit der Bahn ist es auch kaum anders; denn Tankzüge können auf der Schiene ja keine Tankstellen anfahren.

Eine durchgreifende Entspannung bei der Versorgung der Tankstellen mit Benzin und Diesel kann es nur bei steigenden Wasserständen geben. Aber da sieht es düster aus. Und sollte in den Alpen weniger Schnee fallen, sollte es zu Öllieferengpässen infolge Stress mit dem Iran (nach der neuerlichen US-Sanktion) oder gar mit dem Regime von Saudi Arabien kommen, dann droht Deutschland ein heftiger Wirtschaftsabschwung. Quelle: WDR / DMM