Klingt weder zynisch noch ist es unwahr - Bessere Luft dank Corona

Die Coronavirus-Pandemie senkt die Luftverschmutzung - Aktuell lässt sich trefflich darüber streiten, welcher Einfall des Satans schlimmer ist, der Klimawandel oder das Coronavirus. Schlimm sind sie zweifelsfrei alle beide. Doch nun scheint sich herauszustellen, dass – zumindest hoffentlich – vorübergehend die eine Plage der anderen auf die Pelle rückt. Neue Daten des Satelliten Copernicus Sentinel-5P zeigen nämlich einen deutlichen Rückgang der Luftverschmutzung, besonders der Stickstoffdioxidemissionen, über Italien.

Neue Daten des Satelliten Copernicus Sentinel-5P zeigen einen deutlichen Rückgang der Luftverschmutzung als logische Folge des Verkehrsrückgangs infolge der Corona-Krise. Foto: NASA

Diese Verringerung ist vor allem in Norditalien sichtbar, was mit der landesweiten Sperrung zusammenfällt, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Dazu Claus Zehner, Copernicus Sentinel-5P-Missionsmanager der ESA: „Der Rückgang der Stickstoffdioxidemissionen über der Poebene in Norditalien ist besonders deutlich. Obwohl es aufgrund der Wolkendecke und des wechselnden Wetters zu geringfügigen Abweichungen bei den Daten kommen kann, sind wir sehr zuversichtlich, dass die sichtbare Reduzierung der Emissionen mit der Sperrung in Italien zusammenfällt, die weniger Verkehr und industrielle Aktivitäten verursacht."

Ähnliches passiert in China. Selten zuvor waren Sicht und Luft so klar wie zur Zeit in Shanghai in der Nach-Corona-Zeit, und selbst im Smog geplagten Beijing ist nach Berichten aus dem Reich der Mitte jeder Atemzug neuerdings so wohltuend wie schon lange nicht mehr.

Stickstoffdioxid entsteht durch Verbrennung fossiler Brennstoffe und kann daher aus Autos, Lastwagen, Bussen, Kraftwerken und anderen Industrieanlagen entstehen. Vor einigen Wochen meldete die NASA einen enormen Rückgang der chinesischen Stickstoffdioxidemissionen, als in Teilen des Landes der Ausnahmezustand herrschte, und jetzt scheint ein ähnlicher Prozess in Italien zu laufen, wo die meisten COVID-19-Fälle außerhalb Chinas auftreten. Hier staunen die Einwohner Venedigs, dass wegen des staatlich verordneten Ausbleibens der Touristen über Nacht das Wasser der Lagunenstadt so sauber und klar ist wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Das lässt sich sehen und riechen, die Qualität der Luft zu prüfen, geht inzwischen besser aus dem All.

Josef Aschbacher, ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme, sagt: „Copernicus Sentinel-5P Tropomi ist heute das genaueste Instrument zur Messung der Luftverschmutzung aus dem Weltraum. Diese Messungen, die weltweit verfügbar sind, liefern wichtige Informationen für Bürger und Entscheidungsträger."

Der Sentinel-5-Vorläufer Sentinel-5P ist die erste Copernicus-Mission zur Überwachung unserer Atmosphäre. Der Satellit kann eine Vielzahl von Spurengasen wie Stickstoffdioxid, Ozon, Formaldehyd, Schwefeldioxid, Methan, Kohlenmonoxid und Aerosole aufspüren. All dies wirkt sich auf die Atemluft und damit unser Klima aus.Kommende Copernicus-Missionen sollen weitere Spurengase und Aerosole für die Luftqualität überwachen. Sie werden Informationen zur Luftqualität, zum stratosphärischen Ozon und zur Sonnenstrahlung sowie zur Klimaüberwachung liefern. Bleibt zu hoffen, dass dann das Corona-Virus keine Rolle mehr spielt. Quelle: ampnet/hrr / DMM