Konjunkturflaute durch anhaltende Schwäche der Industrie bedroht Geschäftsreisebranche

Die Bundesbank schließt eine Rezession in Deutschland nicht aus. So heißt es im August-Monatsbericht, dass die deutsche Konjunktur wohl auch im Sommer 2019 schwunglos bleiben wird und die gesamtwirtschaftliche Leistung weiter zurückgehen wird. Inzwischen wackelt auch das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 05. Oktober 2008. „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein!“ Tatsächlich aber hat der Negativ-Zins der EZB dafür gesorgt, dass die deutschen Sparer bis heute weit über 100 Mrd. Euro dank Merkel-Garantie verloren haben. Und aktuell drohen auch jedem Kleinsparer Strafzinsen, wenn er ein paar Euro auf seinem Bankkonto hat. Auch die Geschäftsreisebranche dürfte von den aktuellen negativen ökonomischen Entwicklungen betroffen sein.

Deutschlands Konjunktur stottert, was Auswirkungen auch auf die Geschäftreisebranche haben wird. Foto: konecranes.ch und

Die Weltwirtschaft expandierte im Frühjahr 2019 wohl mit einem geringeren Tempo als im Vorquartal. Insbesondere in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften schwächte sich die Aufwärtsbewegung merklich ab. Ausschlaggebend war, dass Sondereinflüsse entfielen, die im Winter das Wirtschaftswachstum gestützt hatten. So kehrte die Wirtschaft im Euroraum nach dem kräftigen Jahresauftakt auf den zuvor eingeschlagenen flachen Wachstumspfad zurück.

Auch in den USA verlangsamte sich die wirtschaftliche Expansion, obwohl dort die inländische Endnachfrage deutlich an Schwung gewann. Im Vereinigten Königreich sank das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar. Die im internationalen Vergleich hohe Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft verringerte sich, was vor allem den deutschen Automobilhertellern schwer zu schaffen macht. Insgesamt hält die ausgeprägte Schwäche des Welthandels an. Ein häufig genannter Grund sind die Handelsauseinandersetzungen zwischen den USA und China. Tatsächlich verringerten sich die bilateralen Handelsströme erheblich. Wohl noch bedeutender war jedoch die schleppende Industrie- und Investitionskonjunktur auch in den Ländern, die von dem Konflikt nicht unmittelbar betroffen sind. Die Abwärtsspirale reißt auch die Business Travel Branche mit in ihren Sog. Weniger Aufträge, weniger Produktion, weniger Export, dies alles kann auch eine Reduzierung der Geschäftreisetätigkeit nach sich ziehen.

Trotz der anhaltenden Flaute der Industrie blieb die Geschäftsaktivität im Dienstleistungssektor Umfrageergebnissen zufolge vergleichsweise robust. Dies stützt das Beschäftigungswachstum und damit den privaten Konsum als wesentlichen konjunkturellen Tragpfeiler. Damit das globale Wachstumstempo nachhaltig zunimmt, bedarf es jedoch einer Erholung der Industriekonjunktur.

Das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten wurde im Frühjahr und Sommer 2019 maßgeblich von der Geldpolitik großer Notenbanken sowie zuletzt von dem Wiederaufflammen des Handelskonflikts zwischen den Vereinigten Staaten und China bestimmt. Vor allem die als akkommodierend wahrgenommene geldpolitische Kommunikation des Eurosystems und die Leitzinssenkung der amerikanischen Notenbank Ende Juli trugen weltweit zu sinkenden Kapitalmarktzinsen bei. Hinzu kamen Sorgen über eine Abkühlung des Welthandels und der globalen Konjunktur, die in jüngster Zeit eine verstärkte Nachfrage nach Staatsanleihen auslöste. An den Aktienmärkten führte der verschärfte Handelsstreit Anfang August zu deutlichen Kurseinbußen. Diese zehrten die zuvor seit Ende März verzeichneten Kursgewinne vielerorts vollständig auf. Zugleich stieg die Unsicherheit über die künftige Aktienmarktentwicklung stark an.

Die deutsche Wirtschaftsleistung verringerte sich im zweiten Jahresviertel 2019. Der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes zufolge sank das reale BIP gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 0,1%. Der entsprechende Vorjahresstand wurde kalenderbereinigt um 0,4 % übertroffen. In der Grundtendenz war das Wirtschaftswachstum damit in den zurückliegenden vier Quartalen insgesamt zwar noch leicht positiv, unterschritt aber deutlich die Zunahme des Produktionspotenzials.

Für den Rückgang des BIP im Frühjahr spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen verstärkte sich, vor dem Hintergrund gesunkener Nachfrage aus dem Ausland, der Abschwung in der Industrie sogar noch etwas. Hierzu trug bei, dass der zunächst für Ende März angesetzte Brexit-Termin im Vereinigten Königreich umfangreiche Vorratskäufe im Winter zur Folge hatte. Daher fielen im Frühjahr die Ausfuhren dorthin besonders schwach aus. Zum anderen bremsten Sondereffekte, die die Konjunktur im ersten Quartal gestützt hatten, die grundsätzlich noch intakten binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte im Frühjahr spürbar. So fiel die Bauproduktion kräftig, nachdem sie im Winter witterungsbedingt stark gestiegen war.

Bei den Autokäufen wiederum war die Nachfrage, die sich aufgrund von Lieferengpässen (WLTP-Umstellung) im vergangenen Jahr aufgestaut hatte, im ersten Jahresviertel weitgehend befriedigt worden und stieg im Berichtsquartal nicht mehr. Dies dämpfte den privaten Konsum.

Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im Frühjahr war recht breit über die Branchen verteilt. Lediglich der Einzelhandel und einige sonstige Dienstleistungsbereiche dürften für positive Impulse gesorgt haben. Im Bau- und im Gastgewerbe sanken die Umsätze hingegen. Der Großhandel geriet in den Abwärtssog der Industrie. Auch auf der Nachfrageseite schwächelte die Wirtschaftsaktivität auf breiter Basis. Der private Verbrauch dürfte nur wenig über das Niveau des starken Vorquartals hinausgekommen sein. Die Exporte sanken kräftig. Vor diesem Hintergrund und angesichts der rückläufigen Kapazitätsauslastung sowie der gedämpften Perspektiven im Verarbeitenden Gewerbe hielten sich die Unternehmen bei Investitionen in neue Ausrüstungen und Anlagen vermutlich zurück. Auch die Bauinvestitionen befanden sich im Rückwärtsgang. Der gesamtwirtschaftliche Auslastungsgrad ist trotz des Rückgangs in den letzten Quartalen immer noch überdurchschnittlich.

Die bereits seit einem Jahr anhaltende konjunkturelle Schwäche hinterließ im Frühjahr auch erste Spuren am deutschen Arbeitsmarkt. So wuchs die Beschäftigung im Berichtszeitraum erheblich langsamer als in den voran-gegangenen Vierteljahren. Dies gilt vor allem mit Blick auf die zuvor kräftig gestiegene Zahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer. Außerdem ging die Arbeitslosigkeit (zur Zeit rund 10 Mio.) nicht mehr weiter zurück. Dies bedeutet zumindest bislang jedoch nicht, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtert. Sie ist vielmehr nach wie vor ausgesprochen gut. Allerdings besserte sie sich nicht mehr wie zuvor, und die Aussichten für die nächsten Monate trübten sich nochmals ein.

Die deutsche Konjunktur bleibt voraussichtlich auch im Sommer 2019 schwunglos. Die gesamtwirtschaftliche Leistung könnte erneut leicht zurückgehen. Ausschlaggebend dafür ist der weiter anhaltende Abschwung in der Industrie. Nach den gegenwärtig verfügbaren Daten ist zu erwarten, dass die industrielle Erzeugung auch im laufenden Jahresviertel merklich schrumpfen wird. So gingen bei den Unternehmen im Frühjahr deutlich weniger Aufträge ein als im bereits schwachen Vorquartal. Ferner trübten sich die kurzfristigen Produktions- und Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe laut ifo Institut zuletzt nochmals ein. Aus heutiger Perspektive ist offen, ob sich die Exporte und damit die Industrie fangen, ehe die Binnenkonjunktur in stärkerem Maß in Mitleidenschaft gezogen wird. Quelle: Deutsche Bundesbank / DMM