Kretschmann: Auf Auslandsurlaub verzichten

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat vom Sommerurlaub im Ausland während der Corona-Pandemie abgeraten. Er selbst werde dieses Jahr auch nicht ins Ausland fahren, sagte er im SWR-Sommerinterview.

Reisende aus Baden-Württemberg sollten Urlaub im Ausland nicht zu einer zwanghaften Veranstaltung machen, sagte der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Deutschland sei ein schönes Land. Er selbst fahre in den Bayrischen Wald. Kretschmann warnte die Bürgerinnen und Bürger vor einer zweiten Welle von Corona-Infektionen. Bisher sei man gut durchgekommen. „Es wäre doch wirklich schlimm, wenn wir das Erreichte durch Leichtsinn gefährden“, warnte Kretschmann. Er drängte auf das Einhalten der "AHA"-Regeln: "Abstand halten, Hygienemaßnahmen einhalten, Alltagsmaske tragen.“

Kretschmann appellierte an die Baden-Württemberger, jetzt nicht "den Erfolg zu verspielen, den wir uns in den vergangenen Monaten so hart erarbeitet haben." In Deutschland stiegen die Infektionszahlen wieder. Die Krise sei längst nicht ausgestanden. Aus Nachlässigkeit und Leichtsinn könne im Handumdrehen gerade in den Sommerferien eine zweite Welle werden, fürchtet Kretschmann.

Der Ministerpräsident sprach sich für schärfere Kontrollen der Corona-Verordnung aus. Wer sich nicht an die Regeln halte, müsse mit Sanktionen rechnen. Die Polizei in Baden-Württemberg würde jetzt wieder strikter gegen Verstöße vorgehen, so Kretschmann.

Auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl hat derzeit ein Problem mit einem ungehinderten Auslandstourismus. Der CDU-Mann meint, es sei am besten, die freien Tage im eigenen Land mit den vorgesehen Abstands- und Hygienemaßnahmen zu verbringen.

Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) sagt, Gesundheit habe oberste Priorität und niemand möchte eine zweite Corona-Welle. Alles, was daher gegen mögliche Ansteckungsgefahren getan werden kann, sei begrüßenswert, erklärt DRV-Präsident Norbert Fiebig. Gleichzeitig appelliert der DRV an alle Reisenden, sich an die in den jeweiligen Zielgebieten geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen zu halten, und auch bei ihrer Rückkehr die entsprechenden Regelungen zu beachten. „Nur wenn sich alle verantwortungsbewusst verhalten, kann das Ansteckungsrisiko minimiert werden“, erklärt Fiebig. „Die steigenden Corona-Zahlen sind vor allem auf das Verhalten derjenigen zurückzuführen, die sich nicht an Hygiene- und Abstandsregeln halten – egal, ob im In- oder Ausland, ob im Restaurant oder in der S-Bahn. Reisen per se erhöht die Ansteckungsgefahr nicht und sollte auch nicht für alle neuen Corona-Infektionen verantwortlich gemacht werden.“

Zu den angekündigten verpflichtenden Corona-Tests für Rückkehrer aus sogenannten Corona-Risikogebieten sagt der DRV-Präsident: „Die deutschen Reiseveranstalter bieten grundsätzlich keine Reisen in ausgewiesene Risikogebiete an.“ Reisende, die individuell und auf eigene Faust in Zielgebiete reisen, die durch das Auswärtige Amt oder das Robert-Koch-Institut als Risikogebiete ausgewiesen sind, müssen schon heute bei der Rückkehr nach Deutschland in eine verpflichtende 14-tägige Quarantäne, sofern sie keinen negativen Corona-Test vorweisen können, der höchstens 48 Stunden alt ist. „Die verpflichtende Testung bei Rückreise aus einem sogenannten Risikogebiet bringt zusätzliche Sicherheit.“ Dabei müssten jedoch alle Einreisemöglichkeiten berücksichtigt werden und es dürfe keine Unterschiede geben, ob die Reisenden mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug nach Deutschland zurückkommen. „Hier sind tragfähige und gut umsetzbare Konzepte gefordert“, sagt der DRV-Präsident. Quelle: SWR Aktuell / DRV / DMM