Lokführer sollen Strom sparen...

Schwer zu glauben, aber es würde ins Bild des Managements der Deutschen Bahn passen: Ein Triebfahrzeugführer erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen Arbeitgeber: Er soll Strom sparen, egal wie. Und das bekommen angeblich auch die Fahrgäste zu spüren. Die Deutsche Bahn widerspricht dem Bericht vehement.

Die allermeisten Fernzüge der Deutschen Bahn fahren mit Strom: Teurem Strom; denn Deutschland hat weltweit die höchsten Strompreise. Nun berichet bild online über einen  namentlich nicht genannter Lokführer, der sagt, der Bahnkonzern zwinge ihn und seine Kollegen indirekt dazu, langsamer zu fahren, weil ihnen sonst der zu hohe Stromverbrauch negativ ausgelegt werde. Die Folgen aber sind dann verspätete Züge. Laut der Triebfahrzeugführer würde ihm und seinen KollegInnen jeder Stromverbrauch, der über dem Schnitt liegt, um die Ohren gehauen.

Die Bahn führe diesbezüglich Listen, die z.B. auch den Verspätungsabbau jedes Lokführers protokolliert. Das ist der Bahn angeblich auch nicht recht; denn um Verspätungen einzuholen müssen Lokführer etwas schneller fahren. So oder so können es die Triebfahrzeugführer ihrem Arbeitgeber nicht recht machen. Die Konsequenzen seien u.a. Ermahnungen.  und Mitarbeitergespräche. Um Strom zu sparen, schalteten angeblich einige Triebfahrzeugführer den Strom für die Steckdosen an den Sitzen in den Waggons ab und sogar für die Klimaanlage. Die Bahn weist die Vorwürfe gegenüber der „Bild“ zurück.

Reaktion der DB. Die Deutsche Bahn weist Behauptungen in einem Bericht der BILD-Zeitung von heute mit der Überschrift „Um Kosten zu sparen – Bahn dreht Fahrgästen den Strom ab“ zurück. „Weder gibt es Anweisungen, in den Zügen die Klimaanlagen oder die Steckdosen für die Kunden abzustellen, noch werden Lokführer angehalten, auf Kosten der Pünktlichkeit besonders energiesparend zu fahren“, sagt DB Regio-Vorstand Oliver Terhaag. „Das stimmt einfach nicht.“

Die Deutsche Bahn strebt nach hoher Energieeffizienz und schult deshalb seit vielen Jahren alle Lokführer darin, energiesparend zu fahren. Die Triebfahrzeugführer leisten durch diese Fahrweise einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Oliver Terhaag weiter: „Energiesparendes Fahren ist Teil unseres Leitsatzes 'sicher, pünktlich und energieeffizient'. Das heißt: Sicherheit hat stets die höchste Priorität. Zudem ist eine energiesparende Fahrweise bei jeder Pünktlichkeitssituation möglich – und zwar ohne, dass die Pünktlichkeit leidet. Aber natürlich soll keiner extra langsam fahren, um Energie zu sparen.“

Persönliche Energieberichte sollen jedem Triebfahrzeugführer widerspiegeln, wie energiesparend seine Fahrweise ist. Der Energieverbrauch vergleichbarer pünktlicher Zugfahrten kann Schwankungen von +/-20 % aufweisen, je nach Fahrweise des Lokführers. Deshalb macht die DB den Energieverbrauch für jeden Lokführer transparent. Denn nur wer seinen Energieverbrauch kennt, kann sich verbessern.

Da bei hoher Pünktlichkeit im Verkehrsgeschehen mehr Energie gespart werden kann als bei Verspätungssituationen, ist auch die Pünktlichkeit in den Energieberichten enthalten. Es soll vermieden werden, dass der Energieverbrauch auf Kosten der Pünktlichkeit reduziert wird. Fahrempfehlungen, Orientierungswerte und ein Fahrerassistenzsystem unterstützen die Triebfahrzeugführer dabei, möglichst energieeffizient zu fahren. Darüber hinaus werden auch Trainingsfahrten und zusätzliche Workshops organisiert, wenn Lokführer Verbesserungsbedarf haben.

Alle Maßnahmen sind eng mit dem Betriebsrat der DB abgestimmt. Von Abmahnungen oder anderen negativen Sanktionen sieht die Deutsche Bahn in jedem Fall ab. Quelle: bilde.de / DB / DMM