Luftfahrt will ihren schlechten Ruf los werden

Die Luftverkehrsindustrie steht ganz vorn in der Kritik von Klimaschützern und nachhaltigkeitsbewegten Kapital-Anlegern, beklagt Eurocontrol-Chef Eamonn Brennan. In Brüssel diskutierten Branchenvertreter, wie man den schlechten Ruf los werden könnte.

Die Luftfahrt hat ein ziemliches Imageproblem im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Foto quarks.de

Die Luftfahrt betont seit jeher nur für 2 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich zu sein, doch die Wissenschaft geht von weit höheren Werten aus. Das und ihre schlechte Kommunikation belastet die Branche, zumal auch sie sich von Klimaaktivistin Greta Thunberg anhören musste, dass es keinen Planeten B gibt, Doch so schnell wird es keine befriedigende Lösung geben. Um die Luftfahrt umweltfreundlich und vor allem CO2-neutral zu machen, bedarf es riesiger Anstrengungen und noch mehr finanziellen Einsatz. IATA-Chef Willie Walsh meint, es brauche dazu Billionen von Dollar. Natürlich stand das Thema SAF auf der Tagesordnung, von der Branche als eine Art Heilsbringer betrachtet. Aber: Allein die Beimischung von nachhaltig produziertem Kerosin benötigt wohl viele Jahre bis zur breiten Anwendung. Sustainable Aviation Fuels – kurz SAF – können problemlos in Flugzeugen eingesetzt werden und sind eine echte Alternative zu fossilem Kerosin. Das Problem: Die Herstellung von SAF ist immens teuer zum einen und zum anderen werden wohl nie die benötigten zig Milliarden an Litern, die die Luftfahrt jährlich verbraucht, produziert werden können.

Größter Hebel, um effizienter zu fliegen sind neue Flugzeuge mit innovativen Triebwerken. Mit jeder neuen Flugzeug-Generation sinken die CO2-Emissionen um bis zu 25 %. Das alleine reicht jedoch nicht aus, um die CO2 Emissionen insgesamt zu begrenzen. Denn der Luftverkehr wächst und benötigt auch weiterhin fossile Treibstoffe. In den letzten Jahren hat die Luftfahrt mehr klimaschädliches CO2 ausgestoßen denn je zuvor. 

Neben neuen Technologien (Wasserstoff- und Elektroantrieb) sowie den SAF spielt auch der Emissionshandel (ein Art Ablasshandel für Verschmutzungsrechte) und eine effizientere Steuerung der Verkehrsflüsse eine wichtige Rolle. Stichwort Single European Sky, der bis heute nicht realisiert ist. Indes wird es klimaneutrale Tickets, wie sie die Airlines ihren Kunden versprechen, auf Jahrzehnte schlicht und einfach nicht geben. Stattdessen wird auf  Langstrecken das schwerst klimaschädliche Kerosin noch auf Jahrzehnte hinaus die einzige Energiequelle bleiben.

Keine Lösung sehen die Airlines im Vorschlag von William Todts (NGO Transport&Environment (T&E). Er fordert wirkliche Reduzierungen des Schadstoffausstoß‘ oder gleich eine Verkleinerung des Geschäfts. Denn den meisten Airlines ist es heute schon zuwider, dass ihnen insbesondere in Europa und China die Hochgeschwindigkeitszüge auf Kurz- und Mittelstrecken das Geschäfts vermasseln. Hinzu kommt der Nachholbedarf infolge der Corona-Pandemie.

Mit einer typischen O’Leary Forderung wartete der Ryanair-Chef auf: Die Reisenden sollten doch einfach in seine Jets umsteigen und den alten Staatsgesellschaften mit ihren klimaschädlichen Flotten den Rücken kehren, wenn sie etwas für die Umwelt tun wollten. Quelle: IATA / DMM