Freilich ist es mit dem nachhaltigen Treibstoff nicht weit her. Bis jetzt nutzen Lufthansa und viele andere große Airlines SAF nur in marginalen Mengen, so dass von umweltfreundlichem Fliegen kaum die Rede sein kann. Seit 2013 hat United Airlines mit einem Abnahmevolumen von über 14,3 Mrd. Litern mehr nachhaltigen Flugkraftstoff (SAF) gekauft als alle anderen globalen Fluggesellschaften. Southwest Airlines belegte mit einem Abnahmevolumen von über 4,16 Mrd. Litern SAF den zweiten Platz. Auch die Lufthansa Group gilt als eine der größten Abnehmerinnen von SAF weltweit.
Die derzeit auf dem globalen Markt verfügbare Menge an SAF reicht jedoch noch nicht aus, um große Mengen im Flugbetrieb einzusetzen, und der Preis für SAF ist deutlich höher als jener für fossiles Kerosin. Nach Angaben des Weltluftfahrtverbands IATA konnten 2024 nur rund 0,2 % des weltweit benötigten Treibstoffbedarfs der Branche mit SAF abgedeckt werden. Der SAF-Anteil am Gesamttreibstoffbedarf der Lufthansa Group lag 2023 bei ebenfalls rund 0,2 %, also so gut wie nichts. Aber die LH Group will ihren Anteil steigern. Das Unternehmen setzt sich weltweit in zahlreichen Projekten für mehr SAF-Verfügbarkeit ein, schließt Absichtserklärungen mit SAF-Herstellern und prüft Optionen für langfristige Abnahmeverträge. Zugleich baut die Lufthansa Group das Angebot zum nachhaltigeren Reisen für ihre Kunden kontinuierlich weiter aus. Einen selbsttragenden SAF-Markt kann die Luftfahrtindustrie jedoch nicht allein initiieren.
Sustainable Aviation Fuel (SAF) ist der Oberbegriff für alle Flugkraftstoffe, die anders als herkömmliches Kerosin ohne die Verwendung von fossilen Ausgangsmaterialien wie Erdöl hergestellt werden und zusätzlich Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllen. Für die Herstellung von SAF existieren verschiedene Verfahren und es stehen biogene sowie nicht-biogene Ausgangsmaterialien zur Verfügung. SAF ist eine echte Alternative zu fossilem Flugkraftstoff und essenziell für die Energiewende in der Luftfahrt. In der Nachhaltigkeitsstrategie der Lufthansa Group spielt SAF eine zentrale Rolle.
Aktuell verfügbares und von der Lufthansa Group eingesetztes SAF wird aus biogenen Reststoffen wie gebrauchten Speiseölen im HEFA-Verfahren (Hydroprocessed Esters & Fatty Acids) hergestellt. In den biogenen Reststoffen ist CO₂- gebunden, welches Pflanzen zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Bei der Verbrennung von SAF im Triebwerk wird nur so viel CO₂- ausgestoßen, wie zuvor durch die Ausgangsmaterialien der Atmosphäre entzogen wurde. Beim Herstellungs- und Lieferprozess von SAF fällt derzeit noch CO₂ an. Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet hat SAF aus biogenen Reststoffen im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin aus fossilem Rohöl einen um rund 80 % reduzierten CO₂-Fußabdruck. Die Lufthansa Group schließt palmölbasierte Rohstoffe für die Herstellung von SAF aus. Das eingesetzte SAF entspricht den Vorgaben der Renewable Energy Directive II (RED II) der Europäischen Union, die strenge Nachhaltigkeitskriterien setzt.
Dieter Vranckx, Chief Commercial Officer Lufthansa Group: „Gemeinsam mit unseren Kunden und starken Partnern aus der Industrie streben wir nach mehr Nachhaltigkeit. Für viele Unternehmen und deren Mitarbeiter wird Nachhaltigkeit zunehmend zu einem wichtigen Faktor bei Reiseentscheidungen. Als führende Airline-Gruppe in Europa sind wir der Partner der Wahl für Unternehmen, die maßgeschneiderte Lösungen zur Erreichung ihrer Ziele suchen.“
Raphael Duflos, Vice President Corporate Services Procurement Airbus: „Wir haben seit Anfang 2024 eng mit der Lufthansa Group zusammengearbeitet, um ihren ‚Sustainable Corporate Value Fare‘ an die spezifischen Bedürfnisse von Airbus-Reisenden anzupassen. Mit ihrer Unterstützung konnten wir eine passende Lösung entwickeln, die nachhaltigen Flugkraftstoff enthält und zunächst auf innerdeutschen Flügen eingeführt wird. Wir sind sicher, dass der „Sustainable Corporate Value Fare“ im gesamten Business-Travel-Ökosystem erfolgreich sein wird.“
Lösungen für nachhaltigeres Fliegen. Die Lufthansa Group bietet Firmenkunden verschiedene spezielle Tarife an: Mit dem „Sustainable Corporate Value Fare“ können Geschäftskunden bis zu 30 % der für ihren individuellen Flug berechneten CO₂-Emissionen durch den Einsatz von SAF im Flugbetrieb ausgleichen. Darüber hinaus bietet die Lufthansa Group Unternehmen die Möglichkeit, über SAF-Bulk-Deals in größere Mengen SAF zu investieren.
Hintergrund: Einsatz von SAF in der Lufthansa Group. Es findet keine Betankung einzelner Flüge mit reinem SAF statt. Als sogenannter „Drop-in“-Kraftstoff ist SAF kompatibel mit fossilem Kerosin und kann diesem problemlos beigemischt werden. Vor dem Transport zum Flughafen wird SAF mit fossilem Flugkraftstoff vermischt (Blending) oder im sogenannten Co-Processing (gemeinsame Verarbeitung der biogenen Reststoffe mit Erdöl) produziert und anschließend in die Flughafeninfrastruktur eingespeist. Die Lufthansa Group stellt sicher, dass die zum Ausgleich der individuellen CO2-Emissionen erforderliche Menge an SAF binnen sechs Monaten nach Kauf in den Flugbetrieb der Lufthansa Group eingespeist wird. Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet hat das von der Lufthansa Group eingesetzte SAF aus biogenen Reststoffen im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin aus fossilem Rohöl einen um rund 80 % reduzierten CO₂--Fußabdruck. Quelle: Lufthansa / DMM