Lufthansa: Premiumklassen stark nachgefragt

Die Lufthansa Group ist wieder auf Kurs. Nach einem guten Auftaktquartal mit deutlich verbessertem Ergebnis erwartet Europas bedeutendster Carrier einen Reise-Boom im Sommer und im gesamten Jahr einen neuen Rekord bei den Verkehrserlösen. Auf touristischen Kurz- und Mittelstrecken übersteigt die Nachfrage bereits das Niveau von 2019. Im Fokus steht jetzt, den Gästen bei allen Airlines der Gruppe wieder ein durchgängiges Premium-Produkt-Erlebnis anzubieten. Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, ist hoch zufrieden. Auch darüber, dass vor allem die Premiumplätze in den Maschinen außerordentlich stark nachgefragt werden.

Das Geld scheint zur Freude der Lufthansa bei vielen Premiumgästen locker zu sitzen. Foto LH

CEO Spohr sieht die Lufthansa Group gut aufgestellt, ihre Position unter den Top 5 Airline-Gruppen im globalen Wettbewerb weiter zu stärken. Das Unternehmen hat sein Ergebnis im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert. Ursächlich dafür war die weiterhin anhaltend hohe Nachfrage nach Flugreisen – insbesondere im Privatreisesegment. Der Nachholbedarf nach der Corona-Pandemie bleibt hoch. Der Buchungseingang für die Sommermonate im ersten Quartal des Jahres zeigt dies deutlich.

Das Konzern-Ergebnis in den ersten drei Monaten ist aber noch negativ. Dies liegt vor allem an üblichen saisonalen Effekten. Diese werden in diesem Jahr noch zusätzlich durch die schnellere Erholung im Privatreisesegment gegenüber dem Geschäftsreisebereich verstärkt. Kosten für die geplante Ausweitung des Flugbetriebs im Sommer, Investitionen in die operationelle Stabilität und die Auswirkungen von verschiedenen Streiks an deutschen Flughäfen, in denen die Lufthansa Group nicht Tarifpartner war, belasten das Ergebnis zusätzlich. Der operative Verlust konnte im Vergleich zum Vorjahr jedoch halbiert werden.

Der Konzern steigerte seinen Umsatz im Vorjahresvergleich um 40 % auf 7,0 Mrd. Euro (Vorjahr: 5,0 Mrd. Euro). Das Adjusted EBIT belief sich auf -273 Mio. Euro (Vorjahr: -577 Mio. Euro). Das Unternehmen erzielte damit im ersten Quartal ein deutlich besseres Ergebnis als im ersten Quartal 2019 (Adjusted EBIT 1. Quartal 2019: -336 Mio. Euro). Die Adjusted EBIT-Marge stieg entsprechend auf -3,9 % (Vorjahr: -11,5 %). Der Nettoverlust sank um 20 % auf -467 Mio. Euro (Vorjahr: -584 Mio. Euro).

Konzernairlines verbessern Ergebnis deutlich. Im ersten Quartal sind deutlich mehr Menschen mit den Airlines der Lufthansa Group geflogen als noch im Vorjahr. Insgesamt begrüßten die Airlines der Lufthansa Group zwischen Januar und März dieses Jahres 22 Mio. Fluggäste an Bord (Vorjahr: 13 Mio.). Die Kapazität wurde aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage auf 75 % des Vorkrisenniveaus im Jahr 2019 deutlich ausgeweitet. Sie lag damit im ersten Quartal 30 % über dem Vorjahresniveau.

Der Umsatz der Passagier-Airlines stieg im ersten Quartal um 73 % auf 5,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 3,0 Mrd. Euro). Vor allem die Entwicklung der Durchschnittserlöse, die im ersten Quartal 19 % über dem Niveau von 2019 lagen, zeugen von der Stärke der Nachfrage. Auf der Langstrecke betrug der Anstieg der Durchschnittserlöse sogar 25 %. Aufgrund der Saisonalität und der Vorbereitungen für den Ausbau des Flugbetriebs in den Sommermonaten war das Ergebnis jedoch negativ. Die Passagier-Airlines erwirtschafteten im ersten Quartal 2023 ein Adjusted EBIT von -512 Mio.  Euro (Vorjahr: -1,1 Mrd. Euro).

Aufgrund der anhaltend starken Buchungseingänge stieg der operative Cashflow im ersten Quartal 2023 auf 1,6 Mrd. Euro. Diesem Anstieg standen erhöhte Netto-Investitionen von 1,0 Mrd. Euro (Vorjahr: 640 Mio. Euro) gegenüber. Die Investitionen betrafen im Wesentlichen Anzahlungen auf zukünftige Flugzeugerwerbe, aktivierte Großwartungsereignisse sowie Schlusszahlungen für sechs zugegangene Flugzeuge, darunter solche, deren Auslieferung bereits im vierten Quartal des Vorjahres geplant war. Ende März 2023 stand dem Unternehmen Liquidität in Höhe von insgesamt 10,5 Mrd. Euro zur Verfügung. 

Ausblick. Das Bedürfnis der Menschen zu reisen ist ungebrochen groß. Noch immer sind Nachholeffekte nach der Pandemie deutlich spürbar. Das Unternehmen erwartet daher einen sehr starken Reisesommer, vor allem bei den Privatreisen. Beliebtestes Urlaubsziel im Sommer ist erneut Spanien. Aber auch das Interesse an Städte- und Kurzreisen wächst deutlich. Die Nachfrage insbesondere auch in den Premiumklassen bleibt stark. Selbstzahler strömen in First und Business Class. Das LH-Management spricht von einer "dauerhaften Verhaltensänderung" - und kalibriert die Produktstrategie an einem relativ jungen Marktsegement. Inflation und Rezessionsängsten zum Trotz: Geld für Reisen sitzt nach der Krise erstaunlich locker. Die Premium-Bereiche sind auf vielen Strecken rasant ausgebucht - und immer öfter zahlen die Passagiere die kostspieligen Tickets aus eigener Tasche.

"Das ist eine dauerhafte Verhaltensänderung, die wir nicht nur in der Luftfahrt sehen", unterstrich Lufthansa-Chef Carsten Spohr einen "breiten Trend zu Premium" am Mittwoch nach Vorlage der Quartalszahlen. "Das können Sie genauso an Highend-Fahrzeugen, Highend-Uhren und Highend-Luxusgütern ablesen." Das relativ junge Marktsegment "Premium Leisure" soll Lufthansa zudem robuster gegen weltwirtschaftliche Schwankungen machen - Luxus geht bekanntlich immer. "Das Geld ist rund um den Globus vorhanden - und dieses Segment reagiert weit weniger sensibel auf rahmenwirtschaftliche Entwicklungen", sagte Spohr. Lufthansa habe darauf in den letzten Jahren bereits eine "Vorschau in der Schweiz" erhalten: Swiss gilt innerhalb der Lufthansa-Gruppe als Wegbereiter für Premium Leisure.

Im zweiten Quartal 2023 soll die Kapazität auf rund 82 % des Vorkrisenniveaus gesteigert werden. Auf Basis der aktuellen Buchungssituation geht das Unternehmen davon aus, dass die Durchschnittserlöse in diesem Zeitraum bis zu 25 % über dem Niveau des Jahres 2019 liegen werden. Damit wird das Adjusted EBIT im zweiten Quartal 2023 voraussichtlich über dem Ergebnis im zweiten Quartal 2019 von 754 Mio. Euro liegen. Für das Gesamtjahr 2023 plant die Lufthansa Group im Jahresschnitt weiterhin mit einer Kapazität der Passagier-Airlines von rund 85 bis 90 % im Vergleich zu 2019. Quelle Lufthansa / DMM