Lufthansa stoppt Kooperation mit US-Datenhändler PRISM

Die Lufthansa Group wird ihre Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Datenhändler PRISM beenden. Das begrüßt der Geschäftsreiseverband VDR und fordert weitere Airlines auf, dem Beispiel zu folgen.

Der VDR hatte in den letzten Jahren mehrfach auf die datenschutz- und wettbewerbsrechtlich heikle Praxis der Weitergabe von Unternehmensdaten an PRISM bei der Buchung von Flugreisen hingewiesen und auch das Bundeskartellamt eingeschaltet. So bezeichnete der VDR die Verpflichtung zur Weitergabe von Flugdaten an den US-amerikanischen Datenhändler PRISM Group im Frühjahr 2014 als das  „Geschäftsreise-Ärgernis des Jahres 2013“. Grund für die Aufregung: Viele Fluggesellschaften, darunter auch die Lufthansa, verpflichteten Unternehmen in ihren Rahmenverträgen dazu, ihre Flugbuchungsdaten über das Reisebüro an den Datenhändler PRISM weiter zu leiten. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum Flugbuchungsdaten an einen weiteren Marktteilnehmer wie die US-amerikanische PRISM Group geliefert werden sollen. Hier entsteht eine zusätzliche, sicher auch kostenpflichtige Stelle, wo sich Mitarbeiter- und Unternehmensdaten außerhalb des Unternehmens befinden - zudem in den USA. Die PRISM Group hat zwar das Safe Harbour-Abkommen unterschrieben, aber nach Datenskandalen ist dessen Schutzwirkung mehr als fraglich, hieß es seinerzeit beim VDR. Bei den Daten, die über das Reisebüro zur PRISM Group gelangen, handelt es sich um sensible Unternehmensinformationen. Es konnte nie ausgeschlossen werden, dass PRISM neben den Informationen über die Flugaktivitäten der Unternehmen auch Vor- und Zuname des Passagiers sowie die Kreditkartennummern und weitere Einzelheiten erhalten hat.  Diese Datentiefe ist für den Zweck, dass PRISM den Airlines die Daten für das Vertragsmonitoring aufbereitet, jedoch nicht erforderlich, warnte der CDR schon vor Jahren.

„Die nunmehr aufgekündigte Zusammenarbeit der Lufthansa mit PRISM ist ein wichtiger Schritt gegen Marktabsprachen und für einen besseren grenzüberschreitenden Datenschutz. Aus Sicht des VDR entspricht der Umgang mit Informationen durch PRISM nicht dem Bedürfnis unserer Mitglieder nach Schutz und Sicherheit ihrer Daten. Zudem verfälscht die Weitergabe von Verkaufsdaten den Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften und schwächt die Verhandlungsposition unserer Mitgliedsunternehmen gegenüber den Airlines. Wir ermutigen unsere Mitglieder daher, ihren Vertragspartnern nahezulegen, im Sinne eines fairen Wettbewerbs und der Einhaltung deutscher und europäischer Datenschutzbestimmungen ebenfalls aus PRISM auszusteigen. Gleichzeitig bieten wir den Airlines an, an einem neuen standardisierten und datenschutzkonformen Reporting mitzuarbeiten“, sagte VDR-Präsident Christoph Carnier.

Die PRISM Group wird von zahlreichen Airlines u.a. dafür eingesetzt, das Monitoring der Firmenverträge durchzuführen. Durch Ankauf von Marktdaten bei PRISM können sich die Fluggesellschaften einen Wettbewerbsvorteil in Verhandlungen mit Unternehmen verschaffen. So ist es den Airlines möglich, mit dem Wissen über das Reiseverhalten von Geschäftsreisenden und Kenntnis der Wettbewerbssituation auf einer bestimmten Flugstrecke, nachfragebezogene Preisanpassungen zum Nachteil der Kunden vorzunehmen.  Akteure wie PRISM haben aus unterschiedlichen Gründen ein großes Interesse daran, Daten zu generieren, anzureichern und automatisch auszuwerten. Von der Risikobewertung zur Kreditvergabe über zielgerichtete Werbung hin zur staatlichen Überwachung. Das Feld der Motivations- und Interessenlagen ist vielfältig. Auswirkungen aber identisch: Mehr und mehr personalisierte Datensätze werden erhoben und mit anderen Datensätzen verknüpft. Im Mittelpunkt stehen Daten zur Mobilität, zum Konsumverhalten, zur Gesundheit, zu politischen Präferenzen, zum Sozialverhalten, zur Nutzung der Industrie usw. Quelle: VDR / Lufthansa / DMM