Lufthansa verordnet sich eigenen Fast-Lockdown

Die zweite Coronawelle überrollt Deutschland. Ein zweiter Lockdown ist nicht mehr auszuschließen, heißt es in Berlin. Weil die Reisewarnungen des Auswärtigen Amts ihre Wirkung nicht verfehlen, gehen den Fluggesellschaften, die an deutschen Airports operieren, die Passagiere buchstäblich aus. Nun reagiert die Lufthansa Gruppe mit einem drastischen eigenen Lockdown.

Die Lufthansa-Gruppe legt wieder 125 Jets still, die sie wegen der erneut eingebrochenen Nachfrage im Winterflugplan nicht benötigt. Foto: LH

Angesichts der zweiten Corona-Welle sind Geschäftsreisen und Urlaubsreisen kaum noch möglich. Und weil dies auch und insbesondere Europas bedeutendstes Luftfahrtunternehmen ins Mark trifft, hat der LH-Konzernvorstand am Sonntag, 25. Oktober 2020 eine Mitteilung an alle Lufthanseaten herausgegeben (liegt DMM vor). Darin heißt es, es sei unumgänglich, den Geschäftsbetrieb im Winter 2020/21 noch weiter herunterzufahren und möglichst viele Bereiche ab Mitte Dezember in einen 'Wintermodus' zu versetzen.

„An der Dramatik der Situation hat sich nichts geändert", lesen die Lufthanseaten die Zeilen ihres Vorstandschefs Carsten Spohr (53). Hatte der Sommer noch Anlass zur Hoffnung gegeben, dass es wenigstens halbwegs zu einer Normalisierung der Buchungszahlen kommt, so kommt die aktuelle Situation in ihren Auswirkungen einem Lockdown gleich. Wie DMM berichtete, wollte die Lufthansa ohnehin nur noch 25 % der Vorjahreskapazität statt der ursprünglich geplanten 50 % anbieten. Hintergrund sind die massiv steigenden Infektionszahlen auf allen Kontinenten mit Ausnahme Neuseelands. Sie führen gemäß den Reisewarnungen des Auswärtigen Amts dazu, dass immer weniger Menschen, insbesondere auch Business Traveller, unterwegs sein wollen bzw. gar nicht erst dürfen. Zudem kommt die Pflicht zur Quarantäne in zahlreichen Ländern hinzu, die immer mehr Menschen von Flugbuchungen abhält. Das LH-Management schätzt, dass die Zahl der Passagiere, mit denen die LH-Gruppe in den Monaten Oktober 2020 bis März 2021 geplant hatte, bei Weitem nicht erreicht wird. Sie wird um vermutlich mehr als 80 % unter Vorjahreswert bleiben.

Und so muss die Lufthansa-Gruppe zwangsweise die Einsatzpläne für ihrer Maschinen wieder reduzieren. So werden laut LH 125 Jets, die eigentlich für Flüge im Winterflugplan fit gemacht worden waren, am Boden bleiben.

Der Rückwärtsgang, den die LH-Führung nicht eingelegt hat, bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Belegschaft. Von 130.000 müssen mindestens 30.000 das Unternehmen verlassen. In Deutschland müssen die meisten Lufthanseaten, die im Verwaltungsbereich tätig sind, kurzarbeiten. Und das LAC (Hauptquartier) am Frankfurter Flughafen bleibt weitgehend geschlossen. Sämtliche Büroflächen werden auf 30 % reduziert. Quelle: Lufthansa / DMM