Viel Auswahl hat Giancarlo Giorgetti (56), seit Oktober 2022 Minister für Wirtschaft und Finanzen im Kabinett Meloni, nicht. Denn außer Lufthansa hat aktuell niemand mehr Interesse an einem Engagement bei ITA Airways. Tatsächlich bietet der LK-Konzern nur für einen "Minderheitsanteil" und bittet sich "Optionen zum Kauf der verbleibenden Anteile zu einem späteren Zeitpunkt" aus. Nach Informationen der Zeitung "La Stampa" bleibt Lufthansa bei ihrem Preisangebot hart - dem Angebot soll eine ITA-Bewertung von 500 Mio. Euro zugrunde liegen. Für einen 40 %-Anteil will Lufthansa 200 Mio. Euro überweisen. Und das nicht an Italiens Staatskasse, sondern per Kapitalerhöhung direkt an ITA. Das Finanzministerium in Rom soll zuletzt eine Gesamtbewertung von 750 Mio. Euro angesetzt haben.
Intermodales Verkehrsnetz. Laut "La Stampa" skizziert Lufthansa im Angebot eine kommerzielle Allianz mit der Staatsbahn Ferrovie dello Stato (FS): Danach soll Trenitalia mit ihren Fern- und Regionalzügen in die Entwicklung eines "intermodalen Verkehrsnetzes" integriert werden und kombinierte Zug- und Flugtickets verkaufen. Eine ähnliche Kooperation unterhält Lufthansa bereits mit der Deutschen Bahn im innerdeutschen Verkehr, wo sich Kurzstrecken laut LH-CEO Carsten Spohr mit dem Flugzeug absolut nicht rechnen.
Auf dem inzwischen weit größeren Schnellfahrnetz in Italien verkehren die komfortabelsten Hochgeschwindigkeitszüge der Welt mit bis zu 350 km/h. Sie verbinden so gut wie alle Metropolen in vergleichsweise kurzen Fahrzeiten. Auch sind die großen Airports alle an das Schienennetz angeschlossen. Insofern kann ein Schulterschluss mit der Staatsbahn für ITA ein Konkurrenzproblem im Inlandsverkehr lösen - hier dominieren inzwischen Billigflieger. Allein Ryanair vereint rund 40 % der italienischen Flugmarkts auf sich. Quelle: La Stampa / DMM