Maintalbahn künftig elektrisch?

Der Freistaat Bayern hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Großes Einsparpotential für Treibhausgase gibt es dabei im Verkehrssektor. Für eine ganze Reihe von heute noch mit Dieseltriebzügen befahrenen Bahnlinien sieht Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer die Vollelektrifizierung als Königsweg auf dem Weg zu einem emissionsfreien Verkehr.

Für die Elektrifizierung von Bahnstrecken der Deutschen Bahn ist eigentlich der Bund zuständig. Das Land Bayern will aber auch selbstständig Projekte anschieben, wie jetzt bei der Maintalbahn von Aschaffenburg über Obernburg bis Miltenberg und der grundlegenden Untersuchung zur späteren Finanzierung der Elektrifizierung.
Nach den Regelungen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG), dessen Fördertopf vom Bund für Elektrifizierungen von Strecken des Schienenpersonennahverkehrs vorgesehen ist, ist eine Nutzen-Kosten-Untersuchung erforderlich, mit der die Wirtschaftlichkeit einer solchen Maßnahme nachgewiesen werden kann. Eine solche Studie hat jetzt die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) im Auftrag von Verkehrsministerin Schreyer für die Maintalbahn ausgeschrieben. Die BEG rechnet mit einer Zuschlagserteilung noch in diesem Herbst und einer anschließenden Untersuchungsdauer von gut einem halben Jahr durch den beauftragten Gutachter.

„Für unsere langfristigen Nahverkehrsplanungen wäre die Elektrifizierung der Maintalbahn ein ganz wichtiger Schritt. Wir tun das Unsrige, damit dort so schnell wie möglich Nägel mit Köpfen gemacht werden können“, sagt BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs.

Die eingleisige Maintalbahn zwischen den unterfränkischen Städten Aschaffenburg und Miltenberg gehört der DB Netz AG und wird von der DB-Tochter Westfrankenbahn betrieben. Sie ist eine von insgesamt sieben Bahnstrecken und -netzen, die gemäß der 2018 vom Ministerrat beschlossenen Bayerischen Elektromobilitätsstrategie Schiene (BESS) neben den Projekten des aktuellen Bundesverkehrswegeplans (BVWP 2030) vorrangig im Freistaat elektrifiziert werden sollen. Auf diesen Strecken vermutet die Staatsregierung aufgrund interner Analysen einen hohen verkehrlichen Nutzen. Die nun ausgeschriebene Studie soll diesen Nutzen nun ermitteln und in Relation zu den Kosten setzen. Für eine Förderfähigkeit bedarf es einen Wert von mindestens 1,0.

Die Untersuchung für eine GVFG-Förderung ist der zweite Versuch bei der Maintalbahn, eine Finanzierungsperspektive zu bekommen. Im ersten Quartal 2021 hatte der Bund bekannt gegeben, dass der ermittelte Nutzen-Kosten-Wert dieser Elektrifizierung samt Anschluss an die Hafenbahn Aschaffenburg für ein reines Güterverkehrs-Elektrifizierungsprogramm des Bundes nicht ausreichend sein soll. Das hängt u.a. damit zusammen, dass der Bund nach wie vor den schwerb umwelt- und klimaschädlichen Straßengüterverkehr bevorzugt, wie er das seit Jahrzehnten praktiziert. Sie sei jedoch vorsichtig optimistisch, dass insbesondere die in den nächsten Monaten anstehende Reform bei der GVFG-Bewertung der Maintalbahn schon bei dieser Untersuchung entgegenkommt so Ministerin Schreyer. Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr / DMM