Marschbahn soll klimaneutrale Westküsten-Verkehrsachse werden

Die Landesregierung von Schleswig-Holstein hat jetzt für die Elektrifizierung und den Ausbau der 173 km langen Marschbahn von Itzehoe nach Westerland auf Sylt vier Ingenieurbüros mit ersten Leistungen beauftragt.

Ministerpräsident Daniel Günther: "Damit kommen wir unserem gemeinsamen Ziel ein Stück näher, ab Anfang der 2030er-Jahre anstelle von Dieselloks nur noch elektrische Züge unter Oberleitungen auf der Strecke fahren zu lassen. Das spart jährlich nicht nur 15 Mio. Liter Diesel und damit 65.000 Tonnen CO2, sondern bringt für die Fahrgäste vor allem auch mehr Stabilität in den Betrieb.“ Für die nun beauftragten Planungsleistungen der nächsten zwei Jahre gehe das Land mit rund 45 Mio. Euro in Vorleistung. Die europaweite Ausschreibung war vom Nahverkehrsverbund NAH.SH Ende 2023 gestartet worden.

Nach den Worten von Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen wird die Marschbahnstrecke für die weitere Planung in drei Abschnitte aufgeteilt. Den Zuschlag für den Abschnitt von Itzehoe bis Heide erhielt die Berliner „DB Engineering & Consulting GmbH“ und für die Abschnitte zwischen Heide und Husum sowie Husum bis Westerland die Bietergemeinschaft der Firmen „OBERMEYER Infrastruktur GmbH & CO. KG“, „Ramboll Deutschland GmbH“ und „Arcadis Germany GmbH“. „Die Elektrifizierung ist sozusagen das Upgrade, das die Marschbahn benötigt, um zukunftsfit zu werden.“, sagte Madsen. Die ersten Planungsergebnisse sollen 2026 vorliegen.

Die in der Ausschreibung gesuchten Ingenieurbüros sollen nicht zuletzt für einen stabilen Betrieb in der Bauphase auch die 26 km lange, wichtige Umleiterstrecke Jübek – Husum (Abschnitt 2) mit Oberleitung beplanen. Zudem wird untersucht, ob weitere Infrastrukturverbesserungen zusammen mit der Elektrifizierung umgesetzt werden können: Neue Weichenverbindungen,  Geschwindigkeitserhöhungen, Maßnahmen an elf Bahnhöfen und Haltepunkten und auch der Ausbau von Abstellkapazitäten verbessern die Robustheit des Netzes und ermöglichen im Landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP) vorgesehene Angebotsverbesserungen.

Außerdem wird geprüft, ob und wie die Erneuerung des Zugbeeinflussungssystems nach neuestem europäischem Standard umgesetzt werden kann. All diese Vorhaben, die über die Elektrifizierung der Strecke hinausgehen, können jedoch nur umgesetzt werden, wenn sie sich sinnvoll in die Planung und den Bau integrieren lassen und die Finanzierung sichergestellt ist. Über die weitere Umsetzung der umfassenden Ausbaumaßnahmen wird daher am Ende der Vorplanung, in etwa zwei Jahren, entschieden.

Für einen gemeinsamen Auftakt treffen sich Vertreter von NAH.SH, den Planungsbüros, der DB InfraGO sowie vom Land Schleswig-Holstein Anfang Februar für fünf Tage. Bei Streckenbereisungen und Workshops werde der Grundstein für die ersten Planungsschritte gelegt. Im Frühjahr folgen Informationstermine für die an der Marschbahnstrecke liegenden Kreise und deren politische Vertreter sowie für Umweltverbände.

Die Vorteile der Elektrifizierung auf einen Blick. Die Marschbahn nimmt als nicht elektrifizierte, aber stark befahrene Bahnstrecke deutschlandweit eine Sonderrolle ein. Züge aus dem Süden, dem Westen und dem Osten des Bundesgebietes müssen derzeit in Itzehoe von E-Lok auf Diesellok umgespannt werden, was betrieblich nachteilig ist und zudem auch Zeitverluste und Mehrkosten mit sich bringt. Die vollständige Elektrifizierung soll diesen Sonderzustand beseitigen und außerdem noch folgende Vorteile mitbringen:
• höhere Betriebsqualität auf der gesamten Marschbahnstrecke durch leistungsfähigere Elektrozüge, die eine geringere Anfälligkeit für Ausfälle zeigen und leichter zu warten sind,
• klimaneutraler und CO2-freier Nah- und Fernverkehr durch lokal produzierten Windstrom,
• Möglichkeit der ICE-Anbindung,
• bessere Anbindung der Westküste setzt Impulse für Tourismus und Wirtschaft,
• Kosteneinsparungen im Betrieb von ca. 8 Millionen Euro pro Jahr.

Quelle: SH-Wirtschaftsministerium / DMM