Mehr Geschäftsreisen auch 2015?

Die Geschäftsreisebranche ist ein Seismograph der wirtschaftlichen Lage – brummt die Wirtschaft, wird viel gereist. Während BCD mit seinem Travel Cities & Trends Report von einem Plus an Geschäftsreisen ab Deutschland ausgeht, zeigen anderen Erhebungen (z.B. AirPlus) das Gegenteil. Bei der Studie von AirPlus heißt es, deutsche Reiseverantwortliche gehen von einem weiteren Rückgang bei den Businesstrips in 2015 aus.

Die Darstellung von BCD Travel zeigt in ihrem Rückblick auf das Geschäftsjahr 2014, dass deutsche Unternehmen mehr unterwegs gewesen sein sollen als 2013. Verglichen mit dem Vorjahr wird das Wachstum von einer steigenden Nachfrage auf innereuropäischen (+ 2 %) und interkontinentalen Strecken (+ 5 %) angetrieben. Ein Trend, der sich von Jahr zu Jahr fortsetzt.

Nationale Flüge sind weiterhin rückläufig und verzeichneten ein leichtes Minus von 2013 auf 2014. Wenn Unternehmen an Geschäftsreisen sparen müssen, wird in erster Linie auf Flugreisen auf Kurzstrecken verzichtet. Denn Geschäftstermine im Inland sind von sprachlichen oder kulturellen Barrieren am wenigsten betroffen, so dass auf ein persönliches Zusammentreffen schon mal verzichtet werden kann. In Zeiten, in denen es um die Erreichung der Budgetziele geht, gewinnen außerdem Dienstreisen mit dem Firmen- oder Mietwagen und der Bahn an Bedeutung. Der Zug hat außerdem den Vorteil, dass Reisende auch unterwegs arbeiten können, was natürlich auch nicht immer so einfach ist.

Gemessen am Gesamtbuchungsaufkommens im Flugbereich aus Deutschland machten 2014 interkontinentale Flugreisen 14 % aus, 1 % mehr als im Vorjahr. Innerdeutsche Geschäftsreisen stellen 2014 in der Verteilung mit 50 % zwar weiterhin den Löwenanteil, mussten aber gegenüber 2013 einen Prozentpunkt an interkontinentale Strecken abgeben. Innereuropäische Flüge liegen konstant bei 36 %.  

Flug-Rennstrecken. Bei den meistbeflogenen nationalen Flugrennstrecken ist Berlin weiterhin vorn und besetzt mit München-Berlin/Tegel-München und Frankfurt-Berlin/Tegel-Frankfurt auch 2014 Platz 1 und 2, gefolgt von Düsseldorf-München-Düsseldorf. Im europäischen Ranking haben Frankfurt-London/Heathrow-Frankfurt und Frankfurt-Wien-Frankfurt ihre Platzierungen getauscht, Düsseldorf-Wien-Düsseldorf hält sich auf Rang 3.  

Interkontinental bleibt Frankfurt-Shanghai/Pudong-Frankfurt an der Spitze, gefolgt von Frankfurt-New York/ John F. Kennedy International-Frankfurt. Frankfurt-San Francisco-Frankfurt stößt Frankfurt-Detroit Metro Airport-Frankfurt vom Treppchen.  

Destinationen. Im nationalen, europäischen und interkontinentalen Städteranking gab es von 2013 auf 2014 kaum Bewegung: Berlin, London und Shanghai halten sich weiterhin jeweils auf Platz 1. Lediglich auf den unteren Rängen des interkontinentalen Städterankings tat sich etwas: Tokyo (+ 13 % gegenüber Vorjahr) überholt New York und Chicago entert die Top-5 mit einem Plus von 17 % gegenüber 2013.  

Weil die Vorbereitungen für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien und auch das Turnier selbst Mitte 2014 vorbei waren, ist São Paulo (- 6 % gegenüber Vorjahr) nicht mehr unter den 5 meistfrequentierten Städten auf Fernstrecken gelistet – auch aufgrund der Aufwärtsbewegung von Chicago.  

Länder-Ranking Interkont. Die ersten drei Plätze im Ranking der interkontinental aus Deutschland angeflogenen Länder gehen auch 2014 wieder an die USA, China und Indien. Neben New York und Chicago werden weitere Business-Destinationen wie San Francisco, Detroit und Atlanta ebenfalls mit einer hohen Frequenz aus Deutschland angeflogen, deshalb bleiben die USA im Ranking der aus Deutschland angeflogenen Länder weiterhin ungeschlagen.  

Lediglich in der zweiten Hälfte des Rankings ist ein wenig Bewegung: Südafrika und die Vereinigten Arabischen Emirate liefern sich seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen – 2014 konnten sich letztere durchsetzen. Hongkong verliert mit einem Minus von 8 % seinen Platz in der Top-10.  

Länder-Ranking Europa. Im europäischen Länderranking halten sich die Spitzenreiter Großbritannien, Österreich und Frankreich konstant, gefolgt von der Schweiz, Spanien und Italien. Veränderungen 2014 im Vergleich zum Vorjahr gibt es vor allem auf den unteren Plätzen. Die Niederlande rücken drei Plätze auf (+ 5 % gegenüber Vorjahr) und überholen damit Russland (- 11 % gegenüber Vorjahr), Schweden (- 6 % gegenüber Vorjahr) und Polen (- 3 % gegenüber Vorjahr).  

Bummerang China. Deutschland hat große Teile seiner Produktion und damit Millionen von Arbeitsplätzen ins Reich der Mitte verlagert. Eine Tatsache, die sich eines Tages bitter rächen wird. Schon heute ist eine Folge für Deutschland das Millionenheer an Erwerbslosen, HarzIV-Epmfängern und Niedriglöhnern. Keine Industrienation der Welt zählt inszwischen gut 25 % Erwerbsfähige, die nichts oder zu wenig zum Leben verdienen.

Den Vorteil hat Chinas Wirtschaft: Sie ist wirtschaftlich schon lange auf dem Vormarsch. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von 59 Mrd. USD 1960 auf 9,240 Billionen USD (also 9.240 Mrd. USD) 2013. Damit hat sich China von Platz 4 auf Platz 2 der Länder mit dem größten BIP weltweit gewirtschaftet (Quelle: World Bank, 2014). Und China ist Exportweltmeister: 2011 hielt es einen Anteil von 10,4 % am gesamten Welthandel und damit den 1. Platz im Ranking der führenden Warenexporteure weltweit – 1980 war es noch Platz 30 mit lediglich 0,9 % (Quelle: World Trade Organisation 2013).

Die chinesische Währung wird für den globalen Handel immer wichtiger.  Zwar hält sich der Handel mit dem Renminbi, die Entwicklung ist dennoch beachtlich: 2014 verdoppelten sich die Transaktionen gegenüber Vorjahr. Seit 2012 haben sie sogar um 361 % zugenommen (Quelle: Financial Times 2015). Vor allem internationale Unternehmen, Investoren und Hedge Funds handeln immer häufiger mit Chinas Währung. China ist mittlerweile, nicht nur für Deutschland, einer der wichtigsten Märkte weltweit. 

Ausländische Direktinvestitionen nach China haben sich von zwölf Jahren von 50 Mrd. USD (1990) auf knapp 350 Mrd. USD (2012) fast um das Siebenfache erhöht (Quelle: Weltbank 2013). Aus Deutschland wurden allein 2013 Waren im Wert von über 67 Mio. Euro nach China exportiert (Quelle: Statistischen Bundesamt 2014).  

Die Geschäftsreisebranche ist ein Seismograph der wirtschaftlichen Lage – brummt die Wirtschaft, wird viel gereist. Längst sind deshalb nicht mehr nur Beijing und Shanghai nonstop von Deutschland  aus zu erreichen – allein von Frankfurt aus fliegen Air China, China Eastern, China Southern und Lufthansa 10 Ziele an, darunter Chengdu, Qingdao, Shenyang und Nanjing – weitere deutsche Startflughäfen sind München, Düsseldorf und Berlin. Aber auch nicht-chinesische Airlines wie United, American, Delta, Emirates, Etihad, LOT Polish Airlines, SAS und Finnair setzen immer stärker auf China.

Und in Asien selbst wächst nicht nur der Wettbewerb durch nicht-chinesische Airlines auf Langstrecken, vor allem aus dem Nahen Osten, sondern auch durch Low Cost Carrier (LCCs) auf Kurzstrecken, die ihren Marktanteil von 7 % in China ausbauen wollen. Und auch chinesische Airlines selbst bauen Kapazitäten und Abdeckung aus, z. B. im bisher eher unterversorgten Westen Chinas. Das hat Vorteile für Firmen und ihre reisenden Mitarbeiter; denn die Airlines fürchten durch den Kapazitätsüberhang Geschäft und Kunden zu verlieren, wenn sie die Preise zu stark anheben. Das verhindert Preissteigerungen und kann die Preise in Asien, Afrika und dem Mittleren Osten sogar stabil halten oder drücken. Quelle: BCD / DMM