Mehr Geschäftsreisen für 2015 erwartet

Über ein Drittel aller im Rahmen der AirPlus International Travel Management Study 2015 befragten Travel Manager (35 %) prognostizieren einen Anstieg des Geschäftsreisevolumens 2015 – mehr als doppelt so viele wie diejenigen, die von einem Rückgang ausgehen (17 %). Diese Zahlen lassen die paradoxe Situation erkennen: Zwar gehen mehr Travel Manager von einem negativen Einfluss der wirtschaftlichen Entwicklung auf Geschäftsreisen als von einem positiven aus. Diese Sorgen beeinträchtigen jedoch den Anstieg des Reisevolumens der Unternehmen nicht.

Paradoxe Situation: Mehr Travel Manager gehen von einem negativen Einfluss der wirtschaftlichen Entwicklung auf Geschäftsreisen als von einem positiven aus. Diese Sorgen beeinträchtigen jedoch den Anstieg des Reisevolumens der Unternehmen nicht. Foto: DB

Die Betriebe begreifen, so heißt es in der AirPlus-Untersuchung, dass sie ungeachtet der konjunkturellen Lage reisen müssen, nicht zuletzt, um das größere Wachstumspotenzial in anderen Regionen der Welt zu nutzen. Die Zahlen belegen, dass in harten Zeiten mehr – und nicht weniger – Geschäftsreisen unternommen werden müssen. 

Entwicklung in zwei Richtungen. Ein weiteres überraschendes Ergebnis ist die Teilung der Welt in Bezug auf die erwartete Reisehäufigkeit: Der Anteil der Befragten, die von einem Anstieg ausgehen, stieg um 4 Prozentpunkte von 31 % im Vorjahr – aber auch der Prozentsatz derjenigen, die weniger Reisen erwarten, nahm um 4 Punkte zu (von 13 % im Vorjahr). Zeigt sich hier eine wachsende Kluft zwischen den Unternehmen, die von der aktuellen Konjunktur profitieren, und denen, die zu kämpfen haben?  

Große Variation zwischen den Ländern. Auch von Land zu Land bestehen Unterschiede. Wie bereits erläutert, beeinflussen die wirtschaftlichen Probleme das Geschäftsreiseverhalten von Unternehmen zum Beispiel in der Türkei, vielleicht weil Auslandsreisen aufgrund der Währungsaufwertung sehr teuer werden. Aber trotz des signifikanten Rückgangs des Anteils türkischer Unternehmen, die eine Zunahme der Reisehäufigkeit erwarten (von 73 % im Vorjahr auf jetzt 40 %), war der Anteil in nur wenigen der für die Studie untersuchten Länder höher. Ein möglicher Grund ist das Versprechen der türkischen Regierung, den Exportsektor zu fördern, um das Gleichgewicht der Wirtschaft wiederherzustellen. Eine Exportförderung führt unweigerlich zu mehr Auslandsreisen.    

Indien führt die Liste an. In nur zwei Ländern beträgt der Anteil der Reisemanager, die mit einem Anstieg der Geschäftsreisen in 2015 rechnen, 20 % oder weniger: Russland (10 %) und Frankreich (20 %). Im Vorjahr umfasste diese Gruppe noch vier Länder. Mit Abstand die meisten Befragten gehen in Indien (77 %) von einem Anstieg der Reisehäufigkeit aus. Zu den Ländern mit den größten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr zählen Kanada (von 27 % auf 57 %), Österreich (von 26 % auf 43 %) und die Türkei (von 73 % auf 40 %).  

Unterschiedliche Dynamiken in den Märkten. In jedem Land finden sich unterschiedliche Gründe, die zur Erklärung des jeweiligen nationalen Trends herangezogen werden können. In den USA und in Großbritannien, beispielsweise, finden wir wie schon bei der Analyse der weltweiten Zahlen einen Trend zur Polarisierung. Dieses lässt vermuten, dass sich dort einige Sektoren sehr viel besser und einige sehr viel schlechter entwickelt haben. In anderen Ländern dagegen geht es der gesamten Wirtschaft entweder besser oder schlechter. So zum Beispiel in Indien: Dort stieg der Anteil der Firmen, die eine Zunahme der Reisehäufigkeit erwarten, von 53 % auf 77 %. In der Türkei hingegen gehen 13 % der Befragten von einem Rückgang des Reisevolumens aus (gegenüber 3 % im Vorjahr), und der Prozentsatz derer, die mit einem Anstieg rechnen, fiel von 73 % auf 40 %.  

Nach Meinung vieler Travel Manager drückt die Konjunktur aktuell die Nachfrage nach Geschäftsreisen. Während 18 % der Befragten weltweit positive Auswirkungen der Wirtschaftslage auf ihr Geschäftsreisevolumen erkennen, sehen 28 % eine Beeinträchtigung. Obwohl die Mehrheit (52 %) der 941 für die AirPlus International Travel Management Study 2015 befragten Reisemanager weder Vor- noch Nachteile ausmachen kann, lassen die Antworten auf diese erstmals gestellte Frage spannende Zusammenhänge mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in einigen der für die Studie untersuchten 24 Länder erkennen.

Der indische Stern erstrahlt. In Indien gehen mit großem Abstand die meisten Reisemanager (60 %) von positiven Folgen der konjunkturellen Entwicklungen aus. Das Land ist der derzeitige Star der globalen Wirtschaftslandschaft. Im Dezember 2014 erfuhr Indien laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) als einzige große Volkswirtschaft einen deutlich belebten Aufwärtstrend dank der Reformen im Finanzsektor und der neuen, unternehmensfreundlichen Regierung. Nach Ansicht der Citigroup wird die indische Wirtschaft im Geschäftsjahr 2014/15 aller Wahrscheinlichkeit nach um 5,6 %, zwischen 2015/16 um 6,5 % und 2016/17 um weitere 7,0 % wachsen. Angesichts dieser Zahlen prognostiziert die GBTA Foundation einen Anstieg der Geschäftsreiseausgaben in Indien um 7,6 % im Jahr 2015. Die Ergebnisse der International Travel Management Study 2015 bestätigen diesen Ausblick.

Von allen Industrieregionen der Welt erkennen in Skandinavien die meisten Travel Manager positive Effekte der Wirtschaft auf das Reisevolumen (29 %). In Schweden lag das Wirtschaftswachstum jüngst bei 2,1 % – keine spektakuläre Entwicklung, jedoch besser als in den meisten Ländern Europas. Gründe für diese positive Entwicklungen in Schweden sind die starke öffentliche Finanzwirtschaft sowie die guten Ergebnisse einer kleinen Anzahl von international bedeutsamen Unternehmen. Der Einfluss wirtschaftlicher Entwicklungen Schwierige Zeiten in der Türkei und in Spanien  

Andere Märkte wiederum kämpfen derzeit mit mehr Problemen. So sind beispielsweise lediglich 3 % der Unternehmen in der Türkei von positiven Folgen der konjunkturellen Lage für ihr Geschäftsreiseaufkommen überzeugt. Nach durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von 5,5 % in den letzten zehn Jahren verlangte 2014 mit steigenden Inflationsraten, der überdurchschnittlich starken Währung und einer schwachen Börse den Türken eine Menge ab – die internen politischen und die Sicherheitsprobleme an den Grenzen taten ihr Übriges.

Von allen für die Studie befragten Reiseverantwortlichen sind in Spanien mit Abstand am meisten Travel Manager (73 %) der Meinung, dass sich die wirtschaftliche Situation negativ auf das Geschäftsreisevolumen ihrer jeweiligen Betriebe niederschlägt. Die spanische Wirtschaft ist seit Kurzem zwar wieder im Aufschwung begriffen, die Erholung setzt jedoch ganz unten an. Die Arbeitslosenquote des Landes bleibt besorgniserregend hoch. Auch in Südafrika (50 %) mit seinem wachsenden Berg an Problemen sowie in Mexiko (50 %) und in Frankreich (43 %), wo die Wirtschaft sich auch schwach entwickelt hat, sind die negativen Auswirkungen deutlich zu spüren.  

Prognose für 2015: Weniger Geschäftsreisen. Die Travel Manager in Deutschland geben einen sehr gemischten Ausblick auf das Geschäftsreisevolumen. Der Prozentsatz der Reisemanager in Deutschland, die für die kommenden zwölf Monate von einem Rückgang der Geschäftsreisen ausgehen, ist gegenüber dem Vorjahr drastisch gestiegen: von 15 % auf 27 %. Fast genauso viele Travel Manager, 29 %, erwarten dagegen einen Anstieg des Reisevolumens, was nur eine kleine Veränderung gegenüber dem Vorjahr mit 31 % darstellt. Die Gruppe, die nicht mit Veränderungen rechnet, ist mit 36 % auch in diesem Jahr die größte – doch ist ihr Anteil gegenüber dem Vorjahr mit 53 % deutlich gesunken.

Die große Diskrepanz zwischen den Antworten kann als Spiegelbild der allgemeinen Stimmung in Deutschland gesehen werden. Das Jahr 2014 war gekennzeichnet von geringen Wachstumsraten und Ungewissheit, und die Prognosen in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung 2015 klaffen weit auseinander.

Entwicklung des Reisevolumens im Jahresvergleich. Eindeutiges Votum: Reiseausgaben steigen. Lediglich 10 % der befragten Travel Manager sind der Meinung, dass die Reisekosten sinken. Die große Mehrheit dagegen, 58 %, rechnet mit steigenden Ausgaben für Geschäftsreisen. Rund 32 % erwarten für 2015 keine Veränderung. Knapp über die Hälfte der Interviewpartner in Deutschland, 51 %, prognostizieren einen Anstieg ihrer Flugreisekosten, während 44 % diese Bedenken in Bezug auf Hotelkosten, 32 % auf Bahnreisen, 27 % auf Meetings und Konferenzen sowie 22 % auf Mietwagen äußerten.

Keine Effekte von Konjunktur auf das Reisevolumen. Die große Mehrheit der deutschen Travel Manager (73 %) sieht keine Auswirkung der aktuellen konjunkturellen Lage auf ihre Reisehäufigkeit. Gleichwohl machen mehr Reiseverantwortliche negative (18 %) als positive Folgen (7 %) aus. Mehr als ein Drittel mit Reisen in Krisenregionen 63 % der Travel Manager gaben an, nie Geschäftsreisen in die Krisenregionen der Welt zu buchen. 36 % taten dies gelegentlich und bei 1 % der befragten Reiseverantwortlich bezog sich der Großteil der Buchungen auf diese Regionen. Mit insgesamt 37 % ist der Anteil der Firmen, die in Krisenregionen reisen, jedoch noch immer sehr hoch. Die Sorgfaltspflicht gegenüber reisenden Mitarbeitern hat bei verantwortungsvollen Unternehmen in Deutschland - wie auch in anderen Ländern - einen hohen Stellenwert. Zum Maßnahmenkatalog zählen Sicherheitseinweisungen oder Notfallpläne durch ein Krisenmanagementteam.

Quelle: AirPlus / DMM