Mehr Schiene statt Asphalt lautet das Gebot der Stunde

Die künftige Bundesregierung will laut den großspurigen Versprechungen von Armin Laschet und Olaf Scholz – Annalena Baerbock darf man ihren Willen zu mehr Klimaschutz abnehmen – mehr für den Klimaschutz tun. Dazu gehörte u.a. der verstärkte Ausbau des Schienennetzes für den Fern- und Nahverkehr und nicht, wie es die bisherige CDU/CSU-geführte Bundesregierung geradezu impertinent praktiziert, den vollkommen irrsinnigen Straßengüterverkehr zu forcieren.

Als automobiler Geschäftsreisender erlebt man es Tag und Nacht: Deutschland erstickt am geradezu verbrecherischen Lkw-Verkehr. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wälzen sich zwischen 8 und 10 Mio. Brummis über die Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, sorgen für oft schwerste Verkehrsunfälle und massenhafte Staus, sorgen für verstopfte und vollkommen verdreckte Rastanlagen, für zugeparkte Ladestationen für E-Fahrzeuge, für Tod und Verderben. Dass der Bundesrepublik allein durch den wahnwitzigen Lkw-Boom ein jährlicher Schaden von ca. 500 Mrd. Euro entsteht, gilt in Berlin als Tabu.

In den USA z.B. wird ein Großteil der Güter auf der Schiene befördert, schnell und zuverlässig über oft tausende Kilometer. Riesige Umschlagbahnhöfe und -häfen sorgen für einen reibungslosen Umschlag von Millionen von Containern vom Schiff auf die Bahn und umgekehrt. Und auf den vielen oft kilometerlangen Güterzügen werden hunderttausende Lkw-Trailer (Auflieger) mitgenommen.

Und Deutschland? Dank hochgradig schwachsinniger Verkehrspolitik werden nahezu 85 % aller Güter auf Lkw verladen, die sich dann kreuz und quer durch die Republik quälen oft auf zwei von drei Autobahnfahrspuren. Nur ein Bruchteil der Speditionen, insbesondere bei ausländischen Lkw bezahlt übrigens die Lkw-Maut, auch das sagt Berlin nicht ebenso wie gerne verschwiegen wird, dass ein guter Teil der Lkw-Fahrten nur der billigen Lagerhaltung dienst. Gemein aber ist dem verrückten Lkw-Verkehr, dass er Unmengen an CO2 und anderen Schadstoffen in die Luft bläst, Leib und Leben von Millionen Menschen bedroht und unterm Strich einen kontraproduktiven Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Merkwürdigerweise wird in Deutschland fast nur über die Energiewende im Zusammenhang mit dem Pkw gesprochen, der bitteschön möglichst bald rein elektrisch fahren soll. Sinnvoller wäre, den Lkw-Verkehr um mindestens 90 % zu reduzieren. Verkehrstechnisch möglich wäre schon heute ein wesentlich umfangreicherer Güter-Umschlag auf die Schiene, nur die bisherigen CDU-CSU-geführten Regierungen scheinen den Untergang, sprich, den nahenden Verkehrsinfarkt mehr zu schätzen als etwas für die Umwelt und besseres Klima tun zu wollen. Denn ohne jede Rücksicht werden weiterhin neue Straßen gebaut, Autobahnen bekommen zusätzliche Spuren, zusätzliche Parkplätze für die tödlichen Lkw-Ungetüme werden geschaffen, das Land Stück für Stück zubetoniert. Die Folge: Katastrophen wie die von der Ahr lassen grüßen. Aber die kann man ja weglächeln…

Zwischen 2017 und 2020 hat die Bundesregierung nur 147 km Schieneninfrastruktur ausbauen lassen und gefördert. Dem gegenüber stehen 635 km Straßenneubau- und Erweiterungen, darunter 376 km Autobahn. Für den mehr oder weniger halbherzigen Erhalt des gesamten deutschen Schienennetzes, ca. 33.000 km, wurden in diesem Zeitraum 25 Mrd. Euro aufgewendet, davon 6 Mrd. für neue Gleise. Nur für die Autobahnen und Bundesstraßen wendete der Bund aber 9 Mrd. Euro auf. Für Radwege wurden insgesamt 306 Mio. Euro bereitgestellt, wurden aber zu einem guten Teil nicht abgerufen, z.B. 79 Mio. Euro für Radschnellwege. Quelle: DMM / Bundesverkehrsministerium