Mehr Zuschuss für Elektroautos

Deutschland hinkt im weltweiten Vergleich bei der Elektromobilität hinterher, schickt sich aber an, auf- und vielleicht sogar zu überholen. Die deutschen Hersteller, allen voran Volkswagen als Treiber, wollen in den kommenden Jahren zahlreiche batterieelektrische Modelle und Plug-in-Hybride in den Markt bringen. Beim Spitzentreffen am Abend des 04. November 2019 im Kanzleramt einigten sich Politik und Industrie darauf, den Umweltbonus für batterie-betriebene Fahrzeuge bis 2025 zu verlängern sowie um 50 % auf 6.000 Euro zu erhöhen und für Plug-in-Hybride auf 4.500 Euro.

Dies gilt für alle Modelle mit einem Netto-Listenpreis bis 40 000 Euro. Für Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis bis 65.000 Euro soll der Zuschuss um 25 % angehoben werden. Eine Entscheidung soll noch im Laufe des November 2019 fallen. Freilich sind die Fahrzeuge der deutschen Hersteller Audi und Porsche weit jenseits dieser Grenzen. Bei beiden muss man mit sechsstelligen Kaufpreisen rechnen. Aber es gibt dann ja auch noch den neuen ID.3 oder auch das BMW-Auslaufmodell i3.
Die Automobilindustrie wird sich – wie bisher – an den Zuschüssen paritätisch beteiligen. Außerdem wird geprüft, wie junge E-Gebrauchtwagen, die weder beim Ersterwerb noch als Firmenwagen des Ersterwerbers eine staatliche Förderung erhalten haben, beim Kauf eine Umweltprämie erhalten können.

An der Sitzung mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, mehreren Bundesministern, Fraktionsvorsitzenden und Ministerpräsidenten nahmen auf Seiten der Automobilindustrie neben Mattes u. a. Oliver Zipse (BMW), Ola Källenius (Daimler), Dr. Herbert Diess (Volkswagen), Gunnar Herrmann (Ford-Werke), Michael Lohscheller (Opel), Dr. Jörg Stratmann (Mahle), Klaus Rosenfeld (Schaeffler), Wolf-Hennig-Scheider (ZF), Dr. Ariane Reinhart (Continental) und Dr. Stefan Hartung (Bosch) teil. Zudem waren die Konzernbetriebsratsvorsitzenden der Unternehmen vertreten.

Einig war sich die Runde, dass die derzeit etwa 20.000 öffentlichen Ladepunkte bei Weitem nicht ausreichen. „Notwendig bis 2030 sind 1 Mio. öffentliche Ladepunkte, zusätzlich 100.000 Schnell-Ladepunkte und mehrere Mio. private Ladepunkte“, sagte Bernhard Mattes, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Das setze eine übergreifende Planung und energische Umsetzung voraus.

Für die öffentliche Ladeinfrastruktur seien die Kommunen in einer zentralen Rolle, um den Ausbau mit der nötigen Ortskenntnis voranzutreiben. Die „Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur“, die das Bundesverkehrsministerium in diesem Jahr einrichten will, müsse die erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen bekommen, um die Planung voranzutreiben, die Akteure zu unterstützen und den Ausbau übergreifend zu koordinieren, so der VDA-Präsident. Er fordert auch „eine spürbare Förderung privater Ladeinfrastruktur zentral für den Hochlauf der Elektromobilität“. Die geplante Finanzierung in Höhe von 50 Mio. Euro reicht nach Einschätzung von Mattes längst nicht aus. Zudem müsse sichergestellt werden, dass in Zukunft vollständig und kostengünstig mit Grünstrom geladen werden könne, forderte der VDA. 

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) begrüßt die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Erhöhung sowie die deutliche Verlängerung der Kaufprämie für Elektrofahrzeuge. VDIK-Präsident Reinhard Zirpel erklärte: „Der höhere Umweltbonus wird der Elektromobilität in Deutschland einen deutlichen Schub verleihen. Das ist ein klares Signal an Autokäufer, dass es sich lohnt in Elektrofahrzeuge zu investieren.“ Jetzt kommt es darauf an, so der Importeursverband, durch die schnellstmögliche Umsetzung der Beschlüsse rasch Planungssicherheit zu schaffen. Zirpel: „Der höhere Umweltbonus sollte so schnell wie möglich in die Tat umgesetzt werden. Nicht erst Anfang 2021 wie im Klimaschutzprogramm vorgesehen. Kunden könnten ansonsten die Anschaffung von Elektrofahrzeugen für über ein Jahr aufschieben. Mit einer solchen Elektro-Kaufzurückhaltung wäre dem Klimaschutz nicht gedient.“ Quelle: VDA / VDIK / DMM