Meine Meinung - Die Datenschutzheuchelei

Die Lufthansa will ab September nicht nur Kunden verstärkt zur Ticket-Buchung auf ihre eigene Website ziehen, indem sie GDS-Buchungen mit einer „Strafgebühr“ namens Distribution Charge von 16 Euro belegt, in Zukunft will sie mit den Kundendaten zusätzliche Geschäftsfelder erschließen. Im Grunde genommen macht sie damit nichts anderes als der Internetgigant Google. Der schert sich genau so wenig um das deutsche Bundesdatenschutzgesetz wie die Social Media vom Schlage Facebook. Beiden ist eine Datensammelwut zu eigen und niemand geht dagegen konsequent vor. Bei der Lufthansa aber ist das Geschrei auf einmal groß.

Erfolgreicher Geschäftswagen. Foto: Volkswagen

Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne hatte in der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ zwar geäußert, die Weitergabe der Daten solle auf freiwilliger Basis erfolgen. Und sie verwies u.a. auf die Vorgehensweise in den USA, wo Firmenkunden nur gute Konditionen in ihren Airline-Verträgen bekämen, wenn sie der Lieferung aller ihrer Buchungsdaten, auch denen bei anderen Fluggesellschaften, zustimmten. Ich denke, man kann der LH da überhaupt keinen Vorwurf machen. Denn im Grunde genommen geben die meisten Deutschen durch eigenes Handeln sensibelste Daten preis, wenn sie auch nur einen Buchstaben auf den Social Media-Kanälen schreiben. Wo aber bleibt da der Aufschrei? Wird nicht sogar in der Geschäftsreisebranche widerbesseren Wissens dafür geworben, auf den Social Media Kanälen unbedingt präsent sein zu müssen (weil man da vielleicht etwas verpasst)?

Fakt ist, dass Soziale Netzwerke zunehmend die Kommunikation auch deutscher Unternehmen pträgen. Einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands BITKOM zufolge benutzen drei von vier Unternehmen Social Media für die interne und externe Kommunikation. Und trotz Social Media Guidelines erklärt sich der Nutzer z.B. beim Anmeldungsprozess auf der Facebook-Seite damit einverstanden, dass er dem Unternehmen eine „weltweite Lizenz für die Nutzung jeglicher IP-Inhalte“, die er auf oder im Zusammenhang mit Facebook auf der Plattform veröffentlicht, gewährt. Wenn das kein Verstoß gegen deutsches Datenschutzrecht ist. Aber: Facebook, Twitter, Linkedin, Google +, MySpace u.a. müssen sich nicht um deutsches Recht scheren, auch und obwohl die Gesetze hierzulande auch für ausländische Netzwerkseiten in dem Moment gelten, in dem sie in Deutschland geschäftlich tätig sind. Sie können schlicht und einfach damit argumentieren und den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, indem sie darauf verweisen, dass die Nutzer Persönliches auf freiwilliger Basis für die Netzöffentlichkeit bekannt geben. Weil die Services der Social Media so gut wie immer kostenlos sind, müssen Facebook & Co. mit den Nutzerdaten ihr Geld verdienen. Das Prinzip: Je mehr Kundendaten, desto mehr Werbung kann verkauft werden. Google z.B. stellt die gesammelten Nutzerdaten aus der Suchmaschine selbst, aus Youtube, gmail etc. zusammen, erstellt daraus Nutzer-Profile und lässt gezielt Werbepakete maßschneidern. WhatsApp wiederum ermöglicht sogar, dass Fremde auf das Profilbild des Nutzers zugreifen und überwachen können, wie oft man wann und wo im Internet surft. „Big Data“ weckt – beispielsweise in der Versicherungswirtschaft – Begehrlichkeiten. Das alles muss ziemlich verlockend auf die Lufthansa gewirkt haben, woraus sein nun ein neues Geschäftsmodell stricken will.  

Übrigens: Hat sich schon mal jemand darüber aufgeregt, dass sogar die deutschen Einwohnermeldeämter die Daten der dort Registrierten weiter verkaufen? DMM / Gernot Zielonka