Mercedes verringert ökologischen Fußabdruck in allen Bereichen

„Bei Mercedes-Benz wollen wir die begehrenswertesten Autos der Welt bauen. Und weil es keinen Luxus ohne Nachhaltigkeit geben kann, haben wir den Schalter in Richtung Environment, Social und Governance (ESG) umgelegt – insbesondere mit unserem Hochlauf der Elektromobilität. ESG ermöglicht langfristige Wertschöpfung. Dazu gehört es, Risiken zu minimieren und Chancen im nachhaltigen Wirtschaften zu nutzen. Beides wollen wir weiter vorantreiben“, sagte Ola Källenius, Vorsitzender des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, auf der ESG-Konferenz.

Mercedes legt den Schalter in Richtung ESG um – insbesondere mit dem Hochlauf der Elektromobilität. Foto: Mercedes-Benz

Der Absatz von batterieelektrischen Mercedes-Benz Pkw inklusive smart stieg im Jahr 2022 um 67 %. Das Unternehmen erwartet, dass sich der Absatz von BEVs in diesem Jahr ungefähr verdoppeln und bis 2025 bis zu 50 % des Absatzes von xEVs erreichen wird. Um die Verbreitung weiter zu beschleunigen, wird der schwäbische Autobauer ein eigenes globales Schnellladenetzwerk aufbauen (DMM berichtete). Dieses soll überall, wo möglich, mit Grünstrom versorgt werden. In diesem Jahrzehnt werden insgesamt mehr als 10.000 Ladepunkte in Nordamerika, Europa, China und anderen Kernmärkten errichtet. Das Schnellladenetzwerk steht allen Marken offen. 

Dekarbonisierung der Lieferkette. Mercedes-Benz verfolgt gemeinsam mit allen seinen Stahlpartnern das Ziel einer grünen Stahllieferkette spätestens ab 2039. CO2-armer Stahl, der aus Schrott hergestellt wird, befindet sich bereits jetzt in MB-Fahrzeugen. Darüber hinaus testet Mercedes-Benz Prototypenteile für seine Serienproduktion, die ultrahochfesten martensitischen Stahl des schwedischen Stahlherstellers SSAB enthalten. Das Material von SSAB basiert auf nahezu fossilfreiem direktreduzierten Eisen. Zudem ist Mercedes-Benz der erste Automobilhersteller, der sich an dem schwedischen Start-up H2 Green Steel beteiligt hat. Mit dieser Investition beschleunigt der Autobauer die Transformation der Stahlindustrie und will ab 2025 verschiedene Fahrzeugmodelle mit nahezu CO2-freiem Stahl auf den Markt bringen. 

Der Automobilhersteller arbeitet zudem an der Dekarbonisierung seiner Aluminium-Lieferkette. Mindestens ein Drittel des Aluminiums, das in Europa für kommende Elektromodelle verwendet wird, wird mit erneuerbaren Energien hergestellt werden. Dies führt zu einer CO2-Reduzierung von bis zu 50 %. Mercedes-Benz hat außerdem damit begonnen, Aluminium von seinem Partner Hydro mit mindestens 25 % Post-Consumer-Schrott für sicherheitsrelevante Strukturgussteile zu testen. Ziel ist es, dieses Material noch in 2023 in Serie zu bringen. Der CO2-Fußabdruck des Leichtbaumaterials ist rund 70 % geringer als der von herkömmlichem, in Europa verwendetem Aluminium. Gemeinsam mit dem Aluminiumhersteller Hydro plant das Unternehmen, bis 2030 ein Pilotprojekt für besonders CO2-armes Aluminium durchzuführen. Mercedes-Benz wird die Verwendung von Material ausweiten, das von der Mine bis zum Lieferanten nach den Standards der Aluminium Stewardship Initiative zertifiziert ist.

Kreislaufwirtschaft und Direktbeschaffung von Rohstoffen. Bis Ende 2023 startet die Inbetriebnahme der neuen Batterierecyclingfabrik im süddeutschen Kuppenheim. Dank eines innovativen mechanisch-hydrometallurgischen Verfahrens wird Mercedes-Benz einige Monate später - vorbehaltlich der Gespräche mit der öffentlichen Hand - eine Recyclingquote von mehr als 96 % erreichen und strebt an, mehr als 2.500 Tonnen Batteriemodule pro Jahr recyceln zu können. Außerdem baut Mercedes-Benz die Verwendung von bilanziell CO2-neutralen Zellen und Batterien aus. Durch die Konzentration auf das Kathodenmaterial will der Hersteller den CO2-Fußabdruck der Zellen um 40 % reduzieren. Eine weitere Verringerung wird durch den Einsatz erneuerbarer Energien bei der Herstellung und Veredelung von Rohstoffen angestrebt. 

2022 unterzeichnete das Unternehmen einen Vertrag mit dem deutsch-kanadischen Start-up Rock Tech Lithium Inc. über die Lieferung von durchschnittlich 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid ab 2026 – beginnend mit einer Qualifizierungsphase. Rock Tech wird das Lithium in Kanada an Standorten abbauen, die nach dem Bergbaustandard der Initiative for Responsible Mining Assurances (IRMA) auditiert wurden. Anschließend erfolgt die Veredelung in Deutschland. Darüber hinaus werden beide Partner bei der Erstellung eines Fahrplans für die bilanziell CO2-neutrale Produktion von Lithiumhydroxid bis Ende 2030 zusammenarbeiten. Der erste Spatenstich für das Werk in Guben erfolgte im März 2023. 

80 % weniger CO2-Emissionen in der Produktion bis 2030. Seit Anfang 2022 sind die eigenen Produktionswerke weltweit bilanziell CO2 neutral. Heute werden 45 % des gesamten Energieverbrauchs in der Produktion mit Strom aus erneuerbaren Quellen gedeckt, größtenteils dank einer 100 %igen Grünstromversorgung. Mercedes Benz hat sein Ziel der 50 %igen Reduzierung[3] der CO2-Emissionen bis 2030 – wie von der Science based Target Initiative (SbTi) bestätigt – bereits im Jahr 20222 erreicht. Das Unternehmen strebt nun eine Senkung der CO2-Emissionen um 80 % bis 2030 an. Es beabsichtigt den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergiebedarf der eigenen Produktionsstätten auf 70 % zu erhöhen, nicht zuletzt durch den Ausbau der Erzeugungskapazität vor Ort. 

Der Hersteller setzt zudem auf den Ausbau von Photovoltaikanlagen an den eigenen Standorten: Bis zu 140 Megawattpeak (MWp) sollen bis 2025 installiert werden. Das entspricht 1 Mio. m2 neuer Solarpaneele. Ein weiterer Schwerpunkt der Energiestrategie des Unternehmens ist die Erweiterung des Energieportfolios um Windenergie aus On- und Offshore-Windparks. Mit den neuen Solar- und Windkraftanlagen wird MB künftig rund 50 % seines gesamten Strombedarfs in Deutschland decken. Im Offshore-Bereich hat das Unternehmen mit Iberdrola – einem der Weltmarktführer im Bereich der erneuerbaren Energien – einen Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement, PPA) für die Lieferung von Strom aus dem Windpark Windanker in der Ostsee geschlossen. Allein mit diesem Vertrag sichert sich Mercedes-Benz ab 2027 mehr als 140 MW an erneuerbarem Strom und deckt damit rund 30 % seines Strombedarfs in Deutschland. Im Bereich Onshore wird Mercedes-Benz auf seinem Testgelände im norddeutschen Papenburg bis Mitte der Dekade eine Windenergieanlage mit einer zweistelligen Anzahl von Windturbinen errichten. Das Ziel für alle Mercedes-Benz Produktionsstätten weltweit ist es, bis 2039 zu 100 % mit erneuerbaren Energien ohne CO2-Emissionen zu arbeiten. 

Mehr Transport per Bahn. In der Logistik wird angestrebt durch Prozessoptimierung CO2-Emissionen zu vermeiden und zu reduzieren. Ein wichtiger Faktor ist die Verlagerung von der Straße auf die Schiene, wo immer dies wirtschaftlich möglich ist. MB setzt auch auf innovative Konzepte wie Frachter mit Segelantrieb. Das Unternehmen hat eine Absichtserklärung mit Wallenius Wilhelmsen (globales Unternehmen für Transport- und Logistiklösungen) unterzeichnet, um Autos von Europa in die USA zu transportieren.

Menschenrechte. Um Menschenrechte in Bergbauregionen zu unterstützen, setzt das Unternehmen die bestehenden Partnerschaften mit Bon Pasteur in der Demokratischen Republik Kongo und mit Terre des Hommes in Indien fort. Die Unterstützung wird von bislang zwölf auf insgesamt 34 Dörfer ausgeweitet.

Für die eigenen Lieferketten strebt Mercedes-Benz an, den Bewertungsprozess von 24 Rohstoffen mit erhöhten Menschenrechtsrisiken bis 2028 abzuschließen. Ein erster Meilenstein von 70 % ist für 2025 vorgesehen. Das Unternehmen hat sein Engagement in den tieferen Lieferketten verstärkt, indem es sein Kobalt-Auditprogramm auf Umweltstandards und einen breiteren Geltungsbereich für alle kritischen Batteriematerialien ausgeweitet hat. In einer aktuellen Analyse von Lead the Charge (https://leadthecharge.org/), in der die Bemühungen führender Automobilhersteller zur Vermeidung von Emissionen, Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten bewertet wurden, erhielt Mercedes-Benz die höchste Gesamtpunktzahl. Für 2023 ist geplant, Maßnahmen zur Risikominderung für alle von der künftigen EU-Batterieverordnung betroffenen Rohstoffe festzulegen.

Wandel für das MB-Team fair und sozialverträglich. Alle Berufsbilder im Unternehmen verändern sich. Mercedes-Benz hat sich zum Ziel gesetzt, den personellen Wandel sozialverträglich zu gestalten. Qualifizierung und Weiterbildung sind der Schlüssel, um Transformation erfolgreich umzusetzen und die Beschäftigten zu befähigen. Allein in Deutschland investiert Mercedes-Benz bis 2030 mehr als 1,3 Mrd. Euro in die Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung seiner Beschäftigten. Klar ist, dass es einige Berufsbilder, insbesondere im Bereich Powertrain, künftig nicht mehr geben wird. Deshalb fördert das Unternehmen die Flexibilität zwischen den Werken und ermöglicht Mitarbeitenden, den Standort zu wechseln. Außerdem nutzt MB den demografischen Wandel und die natürliche Fluktuation, um den Veränderungen in der Beschäftigung an den verschiedenen Standorten zu begegnen.

Variables Vergütungssystem für Führungskräfte. Mercedes-Benz versteht Corporate Governance als Wegbereiter für die nachhaltige Transformation. Aus diesem Grund hat das Unternehmen die variable Komponente seiner Führungskräftevergütung erweitert. Es gibt nun je einen KPI für E (Environment), S (Social) und G (Governance) als Teil der kurz- und langfristigen Incentivierung. Für die Mitglieder des Vorstands wurde ein Malus in Bezug auf ESG-Komponenten eingeführt. Quelle: MB / DMM