Mit Ferdinand Piëch ist eine Auto-Legende gestorben

Ferdinand Piëch (82), langjähriger Chef und Mitinhaber von VW und Porsche, Großaktionär, Vorstands- und Aufsichtsratschef des Volkswagen-Porsche-Konzerns, ist nach einem Restaurantbesuch in Aschau im Chiemgau am Sonntag Abend, 25. August 2019, in einer Rosenheimer Klinik gestorben.

Der ehemalige Herr über den VW-Konzern, Ferdinand Piëch, ist im Alter von 82 Jahren am Sonntag, 25. August 2019 in Rosenheim gestorben. Foto rp

Der Volkswagen Konzern trauert um seinen langjährigen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Ferdinand Piëch. Im Namen aller 660.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kondolieren Aufsichtsrat und Vorstand den Angehörigen von Ferdinand Piëch und würdigen seine großen Verdienste um Volkswagen, die Konzernmarken und die Entwicklung des Automobils insgesamt. Zum Gedenken an Ferdinand Piëch wurden in verschiedenen Werken von Volkswagen, darunter in Wolfsburg und Dresden, die Fahnen auf Halbmast gesetzt.

Ferdinand Karl Piëch (* 17. April 1937 in Wien) war ein österreichischer Manager und Großaktionär der Porsche Automobil Holding SE. Als ziemlich schillernde und teils gefürchtete Figur war er von 1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, danach deren Aufsichtsratsvorsitzender. Am 25. April 2015 legte er sein Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrates sowie alle seine Aufsichtsratsmandate innerhalb des Volkswagen-Konzerns nieder.

Am 01. Januar 1993 wurde Ferdinand Piëch als Nachfolger von Carl Hahn Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, die damals hohe Verluste erwirtschaftete. Er adressierte vor allem drei Bereiche: Erstens sollte die Produktion und die Beschaffung optimiert werden. Zweitens sollten bei der Qualität keine Kompromisse mehr eingegangen werden, und drittens dehnte er das Angebot des VW-Konzerns in zusätzliche Bereiche wie Hochpreissegment und Lastwagengeschäft aus. Bis 2002 war Ferdinand Piëch Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, danach bis April 2015 Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Zweifelhafter Einstieg ins Hochpreissegment. In Piëchs Amtszeit als Vorstandsvorsitzender bei Volkswagen kam es auch zum Einstieg ins Hochpreissegment. 1997 wurde die Firma Rolls-Royce Motor Cars gekauft, allerdings ohne die Rechte an der Marke „Rolls-Royce“, die an BMW gingen. Deshalb konnte nur die Marke Bentley für die Luxusmodelle verwendet werden. 1998 wurde die Marke „Bugatti“ gekauft und Bugatti Automobiles gegründet. Ebenfalls 1998 übernahm die Volkswagen-Tochter Audi AG die italienische Firma Lamborghini. Im Mai 2002 kam das Oberklasse-Modell Phaeton heraus. Die Modellpalette wurde mit Touareg, Touran und New Beetle erweitert. Im Nutzfahrzeugbereich wurden Scania und MAN übernommen. Mit Italdesign Giugiaro wurde im Jahr 2010 das Unternehmen übernommen, dessen Gründer Giorgio Giugiaro den Golf I entworfen hatte. Schließlich folgte noch die Übernahme von Ducati und damit der Einstieg ins Zweiradgeschäft.

Am 10. April 2015 machte er öffentlich, er sei zu Martin Winterkorn, dem bald danach geschassten Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG und Porsche Automobil Holding SE, „auf Distanz“. Am 25. April 2015 trat Piëch von allen Mandaten im Volkswagen-Konzern mit sofortiger Wirkung zurück, weil die Mitglieder des Präsidiums des Aufsichtsrats der Volkswagen AG das für eine erfolgreiche Zusammenarbeit notwendige wechselseitige Vertrauen nicht mehr gegeben sahen. U.a. ermittelte die Staatsanwaltschaft Stuttgart seit Februar 2013 gegen Piëch im Zusammenhang mit dem Erwerb der VW-Aktien durch Porsche in den Jahren 2005 bis 2008. Es ging um den Vorwurf, Porsche habe 2008 in öffentlichen Erklärungen fälschlicherweise seine Absicht zur Aufstockung der VW-Beteiligung dementiert. Piëch wurde – wie auch andere seinerzeitige Mitglieder des Aufsichtsrats – der Beihilfe zur Marktmanipulation beschuldigt.

Als Leistungen Piëchs im VW-Konzern können unter anderem der (während seiner Zeit als VW-Vorstandsvorsitzender jedoch wieder relativierte) Aufbau von Audi als Premium-Marke und der Auf- und Ausbau von Seat und Škoda genannt werden. Anzuführen sind auch die Entwicklungen des kommerziell relativ erfolglosen „Dreiliter“-Lupo und die Studie des straßentauglichen Einliterautos VW XL1.[22] Auch der Kauf der Nobelmarken Bentley und Bugatti Automobiles fiel unter seine Ägide.

Herr über die Vorstände. Als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG war er mitverantwortlich für die Entlassung zahlreicher Angestellter des oberen Managements sowie einer Vielzahl von Vorständen, sowohl bei Volkswagen als auch insbesondere bei Audi. Beispiele:

  • der Audi-Chef Franz-Josef Kortüm, der 1993 schon nach 13 Monaten verabschiedet wurde, weil Piëch mit den Absatzzahlen nicht zufrieden war.
  • Auch dessen Nachfolger Herbert Demel musste den Posten nach wiederholten Auseinandersetzungen mit Piëch bald wieder räumen.
  • Darauf folgte Franz-Josef Paefgen. Piëch entließ ihn 2001; zuvor hatte er ihm in einem FAZ-Interview „Stillstand“ bei Audi vorgeworfen.
  • Auch die Diskussion um die Zukunft des VW-Vorstandschefs Bernd Pischetsrieder Anfang 2006, der einst von Piëch als dessen Nachfolger aufgebaut wurde, wurde von einer Aussage Piëchs angestoßen. Dieser stellte im Februar 2006 öffentlich die Unterstützung Pischetsrieders seitens der Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat von VW in Frage. Dennoch wurde der Vertrag Pischetsrieders im Mai 2006 verlängert. Das hinderte den Aufsichtsrat allerdings nicht daran, Pischetsrieder zum 31. Dezember 2006 seines Vorstandspostens zu entheben.

VW-Abgasskandal. Piëchs Rolle im VW-Abgasskandal ist ungeklärt, vor allem, wann er von den Vorwürfen erfahren haben soll. Piëch behauptet, er habe Mitglieder des Aufsichtsrats wie den Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Stephan Weil, und den Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh frühzeitig über Unstimmigkeiten im Bereich der Software informiert.[31] Im Februar 2017 lehnte er es ab, als Zeuge vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss auszusagen. Quelle: Volkswagen / DMM