Nach Stand heute ist „Grünes Kerosin“ aktuell die einzige wirtschaftlich sinnvolle Technologie, um klimafreundlicheres Fliegen zu ermöglichen“, sagte Mitautor Dr. Jan H. Wille im Gespräch mit Solarserver.de. Flugzeuge mit Wasserstoff oder Akkus seien auf absehbare Zeit noch nicht für den internationalen Luftverkehr geeignet, auch wenn in diesem Bereich weiter intensiv geforscht werde. Airbus z.B. behauptet das Gegenteil: Der europäische Flugzeugbauer schon Mitte der 2030 Jahre erste serienreife Passagierjets auf den Markt bringen, die ausschlieíe9lich mit Wasserstoff betrieben werden (DMM berichtete). „Die Luftfahrt steht derzeit vor einer ähnlich tiefgreifenden Transformation wie die Automobilbranche“, sagte mit Dirk Niemeier ein weiterer Mitautor.
Um tatsächlich alle Flugzeuge mit klimafreundlichen Energien zu versorgen, müssten laut Studie bis 2050 weltweit wohl eine Billion Euro (in Ziffern 1.000.000.000.000 Euro) investiert werden. Um 2050 die CO₂-Neutralität zu erreichen, müsste laut PwC schon heute ein wahrer Raffinerie-Boom einsetzen. Bis zu 200 Werke müssten innerhalb von nicht einmal 30 Jahren errichtet und in Betrieb genommen werden – und das alles, ohne dass auch nur ein Tropfen davon für die ebenfalls nur schwer gänzlich elektrisch abbildbare Schifffahrt genutzt werden könnte.
Und mit den Werken alleine ist es ja nicht getan. Solch riesige Mengen an Biokraftstoffen sind kaum möglich, ohne eigentlich für Nahrungsmittel nötige Ackerflächen umzuwidmen. Und zur Erzeugung von E-Fuels braucht es immense Mengen an erneuerbaren Energien. Denn um sie herzustellen, werden in der Regel aus Strom zunächst unter riesigen Energieverlusten Wasserstoff und anschließend unter ebenfalls immensen Verlusten synthetische Kraftstoffe hergestellt. Einige Vertreter der Automobilbranche und Politik hoffen darauf, dass E-Fuels auch für Lkw und Pkw perspektivisch in großer Menge genutzt werden könnten. Was das zusätzlich zu den zwingend notwendigen Anstrengungen für die Luft- und Schifffahrt bedeuten würde, kann man mit Blick auf die PwC-Studie grob erahnen.
Laut PwC würde die internationale Luftfahrt allein bis 2030 insgesamt 46 Mio. Tonnen SAF benötigen – darunter fallen auch die E-Fuels (PTL). Wie die Studie ausführt, könne der Bedarf nach der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit, wenn überhaupt, nur etwa zur Hälfte gedeckt werden. Heute verbrennen Passagierjets der Zivilluftfahrt pro Tag mehr als 1 Mrd. Liter Kerosin, so eine Untersuchung der US-Regierung. Solche Mengen verbraucht der internationale Flugverkehr Täglich mehr als 1 Mrd. Liter Kerosin, das entspricht rund 12.000 Liter pro Sekunde. Und noch etwas: Der Liter SAF wird mindestens das drei- bis fünffache des heutigen Preises kosten, manche Experten sprechen sogar von bis zu 9 Euro der Liter. Das wiederum bedeutet, dass Fliegen oder Autofahren mit E-Fuels sich kostenmäßig entsprechend vervielfacht.
Nicht nur die Branche selbst, sondern auch die Politik gibt der Luftfahrt Ziele vor. So sollen ab 2025 in der EU nach mindestens zwei Prozent der Flugkraftstoffe umweltschonend sein. Dieser Anteil wird alle fünf Jahre erhöht: auf sechs Prozent 2030, 20 Prozent 2035, 34 Prozent 2040, 42 Prozent 2045 und schließlich 70 Prozent im Jahr 2050. Quelle: PwC / DMM