Mitarbeiterschutz an Standorten in Asien

Viele deutsche Unternehmen haben Standorte und Mitarbeiter im asiatisch-pazifischen Raum. Aktuell sehen sie sich gleich drei Gefährdungen gegenüber, während sie die nachhaltige und sichere Rückkehr an den Arbeitsplatz und die Wiederaufnahme von Geschäftsreisen planen. Sie stehen nicht nur in der Pflicht, ihre Mitarbeiter vor der kommenden Monsun- und Taifunsaison zu schützen, sondern müssen zusätzlich die erneute Ausbreitung von COVID-19 bewerkstelligen. Unternehmen müssen deshalb die grundlegenden Sicherheitsprobleme genauer prüfen, die durch die Pandemie möglicherweise weiter verschärft werden.

Für die Zeit von August bis Oktober werden für Asien/Pazifik extreme Wetterbedingungen erwartet. Der Höhepunkt der Taifun-Saison im Nordwestpazifik wird vermutlich die Philippinen sowie die Küstenregionen Chinas und Japans treffen, die nordindische Zyklon-Saison eher die Länder Indien, Bangladesch und Myanmar. In dicht besiedelten Gebieten besteht die Gefahr umfassender Schäden sowie potenzieller Auswirkungen auf die Sicherheit, beispielsweise durch verstärkte soziale Unruhen und Kleinkriminalität. Die Situation könnte die jeweiligen nationalen Katastrophenschutz-Einrichtungen vor besondere Herausforderungen stellen, da sie aufgrund der COVID-19-Pandemie ohnehin stark belastet sind.

„Unternehmen brauchen geeignete Pläne und Verfahren, die auf die Anforderungen ihrer vielfältigen Belegschaft zugeschnitten sind und den Beeinträchtigungen durch mehrere gleichzeitig auftretende Krisen standhalten können“, sagt Martin Bauer, Security Manager Deutschland und Österreich bei International SOS. „Nach der Anpassung der Arbeitsregelungen aufgrund von COVID-19 steht die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers stärker denn je im Mittelpunkt. Zum Beispiel gibt es jetzt deutlich mehr Mitarbeiter, die nicht vom Unternehmensstandort aus arbeiten und von den extremen Wetterbedingungen getroffen werden können. Festzustellen, welche Mitarbeiter möglicherweise Unterstützung bedürfen und welche Umquartierungsmaßnahmen oder medizinischen Evakuierungen erforderlich sind, ist deutlich komplexer.“

„Angesichts der Unvorhersehbarkeit der aktuellen Situation brauchen Unternehmen einen flexiblen und auch unter erschwerten Bedingungen funktionsfähigen Business-Continuity-Plan, der die dringendsten Anforderungen und Probleme berücksichtigt“, fügt Dr. Stefan Eßer hinzu, Regional Medical Director bei International SOS. „Für Länder und Unternehmen, sie sich bei extremen Wetterlagen und anderen Herausforderungen bisher auf ausländische Hilfe gestützt haben, wird die Situation in diesem Jahr komplizierter durch eingeschränkte Flugbewegungen, strenge Grenzkontrollen und Quarantäne-Bestimmungen für freiwillige Helfer aus dem Ausland. Das macht es schwierig, Unterstützung von internationalen Hilfsorganisationen, aus Nachbarländern oder durch freiwillige medizinische Helfer zu erhalten. Gleichzeitig könnten auch die Nachbarländer eine hohe wirtschaftliche und medizinische Belastung aufweisen, was ihre Kapazitäten für Hilfsleistungen einschränkt.“

Dr. Eßer weiter: „Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden, sollten Unternehmen ihre Krisenmanagement-Pläne aktualisieren und den Anforderungen durch COVID-19 Rechnung tragen. Sie sollten alle Mitarbeiter mit aktuellen Informationen zur medizinischen und Sicherheitslage auf dem Laufenden halten und sich Partner mit der nötigen Expertise suchen, um gegebenenfalls medizinische Hilfe und Unterstützung am Ort zu leisten.“

International SOS gibt Unternehmen fünf Tipps an die Hand, um diese Herausforderungen zu bewältigen:

1. Schulungen zur Sensibilisierung für Sicherheitsrisiken für Management und Mitarbeiter vor Ort. Die Mitarbeiter am Ort brauchen nicht nur Zugang zu präzisen und zeitnahen Informationen zur aktuellen Lage. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter zudem schulen und mit dem erforderlichen Wissen und Instrumenten ausstatten, um die Auswirkungen möglicher Sicherheitsrisiken zu verringern. Das umfasst ein Schulungsangebot zu Themen wie Gefährdungsbeurteilung, Pandemievorsorge oder persönliche Sicherheit. Somit sind die Mitarbeiter vorbereitet und wissen, was zu tun ist, falls in ihrer Umgebung Sicherheitsprobleme auftreten.

2. Angemessen auf Unruhen und Demonstrationen reagieren. In vielen Ländern wie Indien, Myanmar und Indonesien sind Unruhen und soziale Proteste oft ethnisch oder politisch motiviert. Unternehmen sollten prüfen, wie sich diese Unruhen auf ihre Geschäftstätigkeit auswirken können, und diese Risiken mindern. Die Maßnahmen sollten nicht im Konflikt zu den lokalen Angelegenheiten stehen.

3. Implikationen neuer Gesetze mit Unterstützung interner Sicherheits- und Rechtsexperten im Auge behalten. Im Fall des jüngsten Sicherheitsgesetzes in Hongkong sollten dort tätige Unternehmen sich im Klaren darüber sein, was das Gesetz umfasst und wie sich seine Umsetzung auf Geschäftstätigkeit und Belegschaft auswirken kann. Bei Bedarf sollten Unternehmen zudem für individuelle Tätigkeiten oder Mitarbeiter vor Ort profil- und kontextspezifische Risikobewertungen vornehmen.

4. Vorhandene Notfall-Kapazitäten für Naturkatastrophen prüfen. Unternehmen müssen in der Lage sein, die Sicherheit ihrer Mitarbeiter an betroffenen Standorten zu überwachen und zu gewährleisten, den Betrieb an und Reisen zu gefährdeten Standorten auszusetzen sowie Notfallpläne für Störungen der Stromversorgung und der Kommunikationsnetze vorbereitet haben. Die Belegschaft sollte auch über die notwendigen Vorräte informiert werden, die in Schutzräumen gegen Taifune oder Zyklone oder für Evakuierungen notwendig sind, insbesondere über Lebensmittel, Wasser, persönliche Schutzausrüstungen (PSA) und Desinfektionsmittel sowie darüber, wie während dieser Zeit ein sicherer Abstand gewahrt werden kann.

5. Medizinische Hilfe und Unterstützung vorbereiten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle Büros über ausreichend medizinische Ausrüstung für Notfälle verfügen. Ebenso müssen Mitarbeiter festgelegt sein, die zu Ersthelfern ausgebildet werden, um bei Bedarf Erste-Hilfe-Unterstützung zu leisten. Quelle: International SOS / DMM