Mittelstand: Stellenwert von Geschäftsreisen nimmt zu

Die durch eine chinesische Business-Lady "in Gang gesetzte" COVID-19-Pandemie - eine Geschäftspartnerin des Automotive-Spezialisten Webasto - hatte das Virus per Flugzeug von Wuhan nach München mitgebracht und in der Folge das gesamte Geschäftsreisesystem nicht nur deutschlandweit beinahe zu Fall gebracht. Auf einmal war Home-Office die Regel und die Geschäftsreise die Ausnahme oder gar völlig unmöglich. Eine aktuelle SAP-Concur-Studie unter Mitarbeitenden aus mittelständischen Unternehmen zeigt allerdings, dass der Stellenwert und die Qualität von Geschäftsreisen bei 60 % der Mittelständler künftig wieder zunehmen werden.

Die lange Zeit digitaler Meetings hat den Wert und die Notwendigkeit persönlicher Kontakte im Mittelstand besonders deutlich gemacht (70 %). So halten etwa 72 % der Befragten aus dem Mittelstand regelmäßige Treffen für unerlässlich. Zwei Drittel geben an, dass Videokonferenzen persönliche Treffen nicht ersetzen (66 %). Die Mehrheit der Befragten ist sich zudem einig: Sie möchten Termine mit Kunden und Partnern lieber wieder live durchführen (59 %).

Besonders spannend ist folgender Aspekt: Zwei Drittel der Befragten sagen, dass Geschäftsreisen notwendig sind, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben (62 %). Zwar konnten Geschäftskontakte während der COVID-19-Pandemie durchaus virtuell gepflegt werden, heißt es in der Untersuchung von SAP Concur, gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG, das hatte jedoch einen einfachen Grund: Auch die Konkurrenz musste auf Geschäftsreisen verzichten. Je mehr Unternehmen ihre Geschäftsreisetätigkeit wieder aufnehmen, desto klarer wird: Die hohe Reiseaktivität, die vor der Corona-Pandemie herrschte, lag nicht oder zumindest nicht ausschließlich an fehlenden digitalen Lösungen. Vielmehr fördert der Wettbewerb – sowohl zwischen Unternehmen als auch innerhalb von Unternehmen zwischen Abteilungen und Geschäftsbereichen – die Geschäftsreisetätigkeit. Bemerkenswert: Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht das etwas anders, siehe Beitrag auf dmm.travel  www.dmm.travel/nc/news/it-macht-viele-dienstreisen-ueberfluessig.

Globalisierung als Triebfeder für Geschäftsreisen. Ein Drittel der Befragten aus dem Mittelstand geht noch einen Schritt weiter (33 %): Sie erwarten durch globaleres Arbeiten, was uns freilich die Corona-Katastrophe beschert hat, in Zukunft sogar mehr Geschäftsreisen. Immerhin wird es durch die zunehmende Virtualisierung auch für kleine Firmen einfacher und günstiger, global zu agieren. Immer mehr Mittelständler strecken deshalb ihre Fühler weltweit aus und richten ihre Struktur sowie Kunden- und Lieferantenbeziehungen entsprechend aus. Damit verstärkt die Virtualisierung die Globalisierung, was zusätzlichen Reiseverkehr bringt. Schließlich müssen die Beziehungen zu den neuen weltweiten Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten auch persönlich gepflegt werden.

Mehr Produktivität auf Geschäftsreisen. Mittelständler, die lange an Investitionen in digitale Strukturen gezweifelt haben, merken spätestens jetzt, dass die zunehmende Virtualisierung über die heiße Phase des Lockdowns hinaus Früchte trägt. So erleichtert der Ausbau der digitalen Infrastruktur nicht nur die weltweite Vernetzung, dank der Virtualisierung bleibt die Produktivität auf Geschäftsreisen auch ähnlich hoch wie in der Firma oder im Homeoffice. Knapp die Hälfte der befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Mittelstand bestätigen, dass durch neue Hard- und Software weniger Arbeitszeit verloren geht (47 %). Wer vor der Corona-Pandemie für einzelne oder mehrere Tage verreiste, war während der Reise und am Zielort für die täglichen Arbeiten, Besprechungen und Sitzungen im Unternehmen nur sehr bedingt verfügbar. Jetzt hingegen kann man überall weitgehend virtuell am Arbeitsplatz bleiben. Diese Entwicklung ist für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiv. Über ein Drittel der befragen Personen aus dem Mittelstand nutzt bereits regelmäßig den Freiraum, von überall auf der Welt arbeiten zu können (36 %).

Keine Nebensache. Auf der anderen Seite hat in dieser Zeit aber auch ein Umdenken stattgefunden – in vielerlei Hinsicht: Drei Viertel der Befragten sind davon überzeugt, dass die COVID-19-Pandemie den Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte bei der Geschäftsreise geschärft hat (76 %). Drei von vier Befragten aus dem Mittelstand sind zudem der Meinung, dass Geschäftsreisen zukünftig ausgewählter stattfinden sollten (77 %). Wie eingangs erwähnt: Die Qualität und die Wertigkeit der Geschäftsreise nimmt damit zu.

Über die Studie. Für die vorliegende Studie hat die Concur (Germany) GmbH gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG 628 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt – davon 323 Mitarbeiter aus dem Mittelstand. Die Stichprobe entspricht nach Alter und Geschlecht der repräsentativen Verteilung in der deutschen Bevölkerung. Die unabhängige Online-Erhebung fand im September 2021 statt. Quelle: SAP Concur / DMM