Nächster Korruptionsfall bei Mercedes

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei im Einkauf tätige Mercedes-Mitarbeiter. Sie stehen unter dem Verdacht der Bestechlichkeit. Es ist einer von mehreren Fällen beim schwäbischen Autobauer.

Der Einkauf mit seiner Auftragsvergabe gilt als besonders korruptionsanfälliger Geschäftsbereich in einem Unternehmen, was bei Mercedes nicht zum ersten Mal as Licht der Öffentlichkeit kam. Ganz aktuell: Laut einem Sprecher des Herstellers sollen im Rahmen einer Kontrolle Unregelmäßigkeiten aufgefallen sein, weshalb das Unternehmen den Fall selbst zur Anzeige gebracht haben will. Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft Stuttgart Ermittlungen ein, in deren Verlauf am Donnerstag, 16. März 2023  Durchsuchungen durch das Landeskriminalamt stattgefunden haben – sowohl in Räumen des Mercedes-Werks Sindelfingen als auch im privaten Bereich der unter Verdacht stehenden Personen. Die Beamten des LKA durchsuchten Teile des Einkaufs und der Entwicklung im Sindelfinger Werk und beschlagnahmten u.a. Computer und ein Mobiltelefon. 

Gemäß Staatsanwaltschaft sollen zwei Beschuldigte Zulieferer bei der Vergabe von Aufträgen bevorteilt haben – und das über mehrere Jahre. Dafür sollen die beiden Mercedes-Mitarbeiter im Gegenzug Geld kassiert haben. Inzwischen sollen zehn Standorte von Zulieferern in sieben Ortschaften in Süddeutschland und einem Ort in Sachsen durchsucht worden sein. 

2012 standen schon einmal zwei Mitarbeiter des Sindelfinger Mercedes-Werkes im Mittelpunkt einer Korruptionsaffäre. Sie waren damals vom Böblinger Amtsgerichts zu Haftstrafen von sechs und neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Ebenso vier Mitarbeiter einer Firma aus dem Landkreis Heilbronn. Letztere hatten nach Überzeugung des Gerichts jahrelang die zwei Mercedes-Angestellten in der Qualitätskontrolle mit Laptops, Viagra, VfB-Karten und Skireisen nach Ischgl geschmiert. Im Gegenzug sollten die Mercedes-Leute der sogenannten Nacharbeitsfirma Aufträge von Zulieferern erteilt haben. 

Ein besonders eklatanter Fall stammt aus dem Jahr 2004, als in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi die asiatisch-europäische Konferenz Asem stattfand. Daimler lieferte dafür 78 Limousinen für eine standesgemäße Mobilität der Gipfelteilnehmer. Den Auftrag für das Tochterunternehmen Mercedes-Benz Vietnam sichert man sich mit hohen Geldzahlungen an Regierungsvertreter. 2010 hatte sich Daimler nach jahrelangen Korruptionsermittlungen mit der US-Justiz auf einen Vergleich geeinigt. Der Konzern bekannte sich damals schuldig, in mindestens 22 Ländern bestochen zu haben, und akzeptierte eine Strafe in Höhe von 185 Mio. US-Dollar. Quelle: Stuttgarter Nachrichten // DMM