Neue Air Force One und Two stürzen Boeing in Finanznöte

Boeing befindet sich mitten im nächsten Desaster. Nach dem B737-Max-Debakel (zwei Abstürzte, Ground und Auslieferungsstopp iüber gut 18 Monate) muss sich der US-Luft- und Raumfahrtkonzern mit dem nächsten großen Verlustgeschäft herumschlagen: den beiden neuen Air Force One-Jets. Die Super-Geschäftsreiseflieger für die amerikanischen Präsidenten werden nämlich viel teurer als erwartet. Eingebrockt haben Boeing die Malaise der vormalige US-Präsident Donald Trump und der abgesetzte Boeing-CEO Dennis Muilenburg. Letzterer hatte sich von Trump 2016 auf einen Festpreis festnageln lassen.

Der prestigeträchtige Auftrag zum Neubau zweier Flugzeuge für den amerikanischen Präsidenten und seinen Stellvertreter entwickelt sich für Boeing zum einem riesigen Verlustgeschäft. 1,1 Mrd. Euro an Entwicklungskosten musste der Luftfahrtkonzern bereits in den Wind schreiben (abschreiben), nun kommen weitere 766 Mio. USD hinzu und weitere Abschreibungen schließt CEO Dave Calhoun nicht aus, wie es in einem CNBC-Beitrag hieß.  

Die Verluste sind laut Boeing u.a. auf höhere Kosten für bestimmte technische Anforderungen und Zulieferer sowie auf Zeitverzug zurückzuführen. Im Juni hatte der US-Rechnungshof gewarnr, dass das Programm weitere Verzögerungen aufgrund eines angespannten Arbeitsmarktes für Mechaniker riskiere, und dass die Zahl der Sicherheitsüberprüfungen niedriger als erwartet ausfallen könnte.

Den Kaufpreis von insgesamt 4,3 Mrd. Dollar bezeichnet Calhoun als großen Fehler seines geschassten Vorgängers Dennis Muilenburg. Der hatte sich auf Druck des damaligen Präsidenten Donald Trump zur der Festpreis-Zusage hinreißen lassen. Trump hatte per Twitter gedroht die Bestellung über die beidem Maschinen zu stornieren. 

Air Force One und Two werden nicht, wie geplant 2026 und 2027 ausgeliefert werden können. Zuviele technische Probleme sind laut Inisdern noch zu lösen. Wahrscheinlich können die Riesenvögel auf Basis des Auslaufmodells B747-8 erst in den 2030er Jahren erstmals abheben. Mit dem Basismodell haben die Präsidentenjet wenig zu tun. Sie werden umfassend als fliegende Kommandostände modifiziert und u.a. mit hochmoderne Selbstverteidigungs- und Kommunikationssysteme ausgerüstet. 

Um das finanzielle Desaster in den Griff zu bekommen, will Calhoun einen neuen Leiter für den Geschäftsbereich Rüstungssparte – darin angesiedelt ist das Projekt Air Force One - engagieren. Dem Vernehmen nach soll es sich um Steve Parker handeln. 

Die beiden aktuellen Präsidenten-Dienstreisejets „82-8000“ und „92-9000“, sind umgebaute Spezialversionen der B 747-200B. ihre militärische Bezeichnung lautet VC-25. Die Präsidentenjets werden per Rufzeichen entweder als Air Force One oder Air Force Two bezeichnet, je nachdem, ob Präsident Joe Biden oder Vizepräsidentin Kamala Harris an Bord sind.

  • Der Funkspruch "Air Force One" gilt immer für das Flugzeug der Air Force, in dem der Präsident gerade sitzt. Dieses Rufzeichen gilt seit 1953. Fliegt er in seinem Helikopter, ist vom "Marine One" die Rede. 
  • Die Luftflotte des Präsidenten wird vom 89. Airlift Wing verwaltet, der sich in der Andrews Air Force Base in Maryland befindet.
  • Die Details ihrer Sonderausstattung zum Schutz des US-Präsidenten sind bis heute noch weitgehend unbekannt. Was man weiß: Mit an Bord befinden sich auch eine Menge abhörsichere Telefone. In der Air Force One hat der Präsident auch immer den "Football" dabei. Es bleibt zu hoffen, dass er damit nicht spielt, denn es handelt sich dabei um ein Synonym für den Koffer, in dem sich die Codes für die Atomwaffen der USA befinden. 
  • Abseits der militärischen Ausstattung ist der Jumbo des Präsidenten ein fliegendes Hotel. Am Bug der Maschine hat Biden einen eigenen Wohnbereich - mit WC, Dusche, Schlafzimmer. Neben den Schlafräumen für den Präsidenten und seine Frau gibt es Konferenz- oder Ruheräume und auch mitreisende Journalisten finden Platz im Flieger. Im Ernstfall besteht die Möglichkeit, einen dieser Räume in eine Krankenstation umzuwandeln. 
  • Beide Maschinen sind jedenfalls mit einem hochmodernen Selbstschutz-System ausgerüstet, das im Falle eines Raketenangriffs die 747 verteidigt. 
  • Die Air Force One ist eine komplette militärische Operationsbasis, die dem Präsidenten vollen Zugriff auf das gesamte Militär bietet. Die Maschinen verfügen über modernste Kommunikations-Einrichtungen, die vom Oberdeck aus bedient werden können. 
  • Beide Jets können von jedem Punkt der Welt aus amerikanischen Boden erreichen. Sie haben mehrere Tanks an Bord und kann in der Luft betankt werden. Quelle: CNBC / Boeing / DMM