Neue S-Bahn S4 in Hamburg

Die Pla­nun­gen zum Bau der S-Bahnlinie S4 von Ham­burg nach Bad Old­esloe nehmen Fahrt auf, meldet die Deutsche Bahn. Der aktuelle Pla­nungs­stand wird jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die DB Netz AG hat im Auf­trag und gemein­sam mit den Län­dern Ham­burg und Schleswig-Holstein erste Infor­ma­tion­sange­bote für inter­essierte Bürger geplant. Die Pro­jek­t­ex­perten wer­den am S4-Infostand am 14. Juli in Rahlst­edt (Rahlst­edter Bahn­hof­s­traße Ecke Boizen­burger Weg, 16 Uhr bis 20 Uhr) und am 16. Juli in Ahrens­burg (Klaus-Groth-Straße, 16 Uhr bis 20 Uhr) für Fra­gen rund um das Pro­jekt zur Ver­fü­gung ste­hen. Am Infor­ma­tion­s­stand erhal­ten Inter­essierte erste Infor­ma­tio­nen zum Stand der Pla­nun­gen und kön­nen sich u.a. mit dem S4-Projektleiter und Vertretern der Behör­den aus­tauschen. Als weit­ere Gesprächs– und Infor­ma­tion­sange­bote sollen kün­ftig S4-Bürgersprechstunden etabliert wer­den (30. Juli in Wands­bek, 10. August in Rahlst­edt, 15. August in Ahrens­burg und am 09. Sep­tem­ber in Bad Old­esloe, jeweils 16 bis 19 Uhr mit       Pro­jek­t­beteiligten).

Die Strecke der neuen Hamburger S4 soll am S- und Regionalbahn-Haltepunkt Hasselbrook aus dem bestehenden Netz ausfädeln und parallel zur Strecke Lübeck–Hamburg über Rahlstedt nach Ahrensburg und Bad Oldesloe verlaufen. Die Strecke entspräche damit bis Ahrensburg dem Verlauf der Regionalbahn-Linie R10, die zwischen 1966 und 2002 bereits bis Ahrensburg als S-Bahn tarifiert und unter der Bezeichnung S4 geführt, jedoch mit lokomotivbespannten Wendezügen der DB bedient wurde. Die Strecke soll durch eine neu einzurichtende Linie S4 bedient werden, die ab Hasselbrook stadteinwärts über den City-Tunnel verkehrt und in Altona bzw. am geplanten Fernbahnhof Altona Nord bzw. Diebsteich endet. Langfristig wird eine Fortführung der Linie über Altona hinaus nach Elmshorn, Itzehoe und Kellinghusen angestrebt. 

In der Hauptverkehrszeit soll zwischen Altona und Ahrensburg ein 10-, zwischen Ahrensburg und Bargteheide ein 20-Minuten-Takt angeboten werden, die Verbindung nach Bad Oldesloe soll stündlich bedient werden. In den Normal- und Nebenverkehrszeiten ist ein einheitlicher 20-Minuten-Takt von Altona bis Ahrensburg und eine stündliche Bedienung von Bargteheide und Bad Oldesloe vorgesehen. Das Regionalbahnangebot würde bei Realisierung der S4 durch diese ersetzt, der Regionalexpress zwischen Hamburg und Lübeck bliebe als schnelle Verbindung erhalten.

Für den Ausbau der Strecke ist vorgesehen, zwischen Hasselbrook und Ahrensburg eine neue zweigleisige S-Bahn-Trasse anzulegen, von Ahrensburg bis Bargteheide würde ein Gleis für die S-Bahn gebaut. In Bargteheide wechselten die S-Bahn-Züge in das Fernbahnnetz und erreichten über dieses Bad Oldesloe.

Die Neubaustrecke soll über Oberleitung elektrifiziert werden, entsprechend ist ein Einsatz von Zwei-System-Fahrzeugen vorgesehen. Die zweigleisige Neubaustrecke hätte eine Länge von rund 17,3 km, die eingleisige Neubaustrecke eine Länge von rund 7 km, die Gesamtstreckenlänge bis nach Bad Oldesloe betrüge 35,9 km.

Auf Hamburger Gebiet sind die vier neuen Haltepunkte Claudiusstraße, Bovestraße, Holstenhofweg und Pulverhof geplant, die bestehende Station Wandsbek würde durch Claudiusstraße und Bovestraße ersetzt. Auf schleswig-holsteinischem Gebiet wird die Einrichtung eines zusätzlichen Haltepunkts in der Gemeinde Delingsdorf nördlich der Stadt Ahrensburg oder in der Nähe der vorhandenen U-Bahn-Station Ahrensburg West geprüft, wobei bislang Delingsdorf favorisiert wird. Die Bahnsteige der bestehenden Stationen müssen in Höhe und Länge für den S-Bahn-Betrieb angepasst werden; in Tonndorf, Ahrensburg, Kupfermühle und Bad Oldesloe können die vorhandenen Anlagen auf die im S-Bahn-Netz übliche Höhe von 96 cm angehoben werden, in Rahlstedt, Ahrensburg-Gartenholz und Bargteheide ist hierzu ein kompletter Neubau erforderlich. Alle Bahnsteige sollen zunächst mit einer vollzugtauglichen Länge von 140 m ausgestattet werden, ein späterer Ausbau zur Bedienung der Strecke mit Langzügen wird jedoch berücksichtigt.

Bei einem optimalen Projektverlauf wird erwartet, dass das Planfeststellungsverfahren 2016 begonnen und 2018 abgeschlossen werden kann. Die Realisierung soll unmittelbar danach begonnen werden, eine Fertigstellung wird frühestens 2024 erwartet. Eine im August 2013 von Schleswig-Holstein vorgelegte Kostenschätzung auf Grundlage des fertiggestellten Vorentwurfs erwartet ein Investitionsvolumen von rund 630 Mio. Euro für den Ausbau der Strecke. Die Schätzung versteht sich vorbehaltlich der noch ausstehenden Detailplanungen zu Umwelt- und Lärmschutz sowie der Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Hinzu kommen Kosten für die Beschaffung der für den Betrieb erforderlichen zusätzlichen 29 Fahrzeuge. Bei der laufenden Bestellung der S-Bahn Hamburg GmbH für die neue Baureihe 490 wurde eine Option zur Aufstockung der Bestellung für die S4 berücksichtigt. Bei einem Stückpreis von 5,45 Mio. Euro pro Fahrzeug ergäben sich weitere Kosten in Höhe von rund 158 Mio. Euro.

Aus Sicht der planenden Länder sprechen verschiedene Gründe für das Projekt: Durch die Vermischung von Nah-, Regional-, Fern- und Güterverkehr ist der Betrieb auf der Strecke heute äußerst störanfällig, wie sich an der unterdurchschnittlichen Pünktlichkeitsquote von lediglich 86 % im Regionalverkehr zwischen Hamburg und Bad Oldesloe zeigt. Gleichzeitig ist das Fahrgastaufkommen auf der genannten Relation zwischen 2000 und 2010 um rund 50 % gestiegen, ein weiteres Wachstum wird erwartet. Daneben wird auch im Fern- und Güterverkehr – insbesondere mit Blick auf die Realisierung der festen Fehmarnbeltquerung – ein steigendes Verkehrsaufkommen auf der Strecke erwartet, für dessen Bewältigung die bisherige Trassenkapazität als nicht ausreichend angesehen wird. Bereits heute kann für die Regionalbahn maximal ein Halbstundentakt angeboten werden. 

Durch den Bau der S-Bahn-Strecke kann der langsamere Nah- und Regionalverkehr von den schnelleren Verkehrsarten getrennt werden. Hierdurch ergibt sich für alle Verkehrsarten eine höhere Fahrplan- und Betriebsstabilität bei gleichzeitiger höherer Taktung. Weiterhin können am Hauptbahnhof durch Verlagerung eines Teils des Regionalverkehrs auf die S-Bahn zusätzliche Bahnsteigkapazitäten für den Fern- und sonstigen Regionalverkehr gewonnen werden. Durch die zusätzlichen Stationen ergibt sich eine engmaschigere Erschließung und große Teile des Bezirks Wandsbek sowie der Kreis Stormarn erhalten erstmals umsteigefreie Verbindungen in die Hamburger Innenstadt. Insgesamt leben im Einzugsbereich der Strecke rund 250.000 Personen und es wird erwartet, dass die Fahrgastzahlen durch die Einführung der S-Bahn von aktuell 30.000 auf rund 50.000 Personen am Tag steigen werden. Quelle: Deutsche Bahn / DMM