Neuer SNCF-Chef mit Herkules-Aufgabe

Jean-Pierre Farandou (62), seit 07. August 2012 Vorstandsvorsitzender von Keolis, wird neuer SNCF-Chef. Ausgewählt von der französischen Regierung als Leiter der SNCF will er öffentlichen Dienst und wirtschaftliche Effizienz bei der Staatsbahn in Einklang bringen.

Präsident Emmanuel Macron hat für die Staatsbahn einen neuen Chef ausgesucht. Es handelt sich um Jean-Pierre Farandou von Keolis, einer Filiale der SNCF. Farandou ist schon lange bei der SNCF und muss die Modernisierung stemmen. Farandou soll ab 01. Januar 2020 den Posten von Guillaume Pepy übernehmen. Für Farandou sprach, dass er bei den Eisenbahnern sehr beliebt ist und als einer von ihnen gilt. Er könne gut zuhören, heißt es. Der neue Chef ist Ingenieur, ein echter Eisenbahner, der seine ganze Karriere bei der Bahn geschrieben hat. Auf ihm lasten hohe Erwartungen. Farandou soll die „neue SNCF 2020“ organisieren. Es ist das Ende des Monopols und der Anfang des Wettbewerbs auf der Schiene im regionalen und überregionalen Verkehr.

Die französische Staatsbahn (270.000 Mitarbeiter) soll ab 2020 vollkommen reformiert werden. Sie orientiert sich dabei an der Deutschen Bahn, der die Reform auch nicht so recht gelang. Der Zug- und Netzbetreiber wird in eine staatliche Kapitalgesellschaft umgewandelt. Das Eisenbahngesetz wurde unter großen Protesten im vergangenen Jahr verabschiedet, weil die Bahn keine Eisenbahner mehr mit privilegiertem Beamtenstatus einstellen soll und deren Rentenpläne nicht mehr so komfortabel sind wie bisher. Auf sozialer Ebene bleibt die Reform weiterhin schwierig. Für Farandou ist es außerdem nicht leicht, den sehr präsenten Pepy zu ersetzen, der zwölf Jahre die SNCF leitete. Farandous wichtigste Aufgabe neben der Reform: Er muss dafür sorgen, dass die Züge pünktlich sind, und die Kosten der hochverschuldeten SNCF senken. 

"Ich bin ein Kind des öffentlichen Dienstes", sagte Jean-Pierre Farandou, der 1981 zur SNCF kam. Für ihn steht die Eisenbahn im Mittelpunkt. Vor den Abgeordneten und Senatoren verpflichtete sich der zukünftige Chef, dafür zu sorgen, dass die SNCF ab 2022 nicht mehr im Defizit ist. Er erklärte, dass die Bahnreform, die am 01. Januar 2020 in Frankreich in Kraft treten wird, dringend umgesetzt werden muss und betonte insbesondere die Fragilität der zukünftigen Frachttochter. "Niemand könnte verstehen, wenn es in diesem Land keine Güterzüge mehr gibt", sagte er und erinnerte an die Umweltverträglichkeit der Schiene im Vergleich zum Straßenverkehr. Es brauche "nicht leicht umzusetzende Entscheidungen", um "qualitativ hochwertige Trassen auf europäischer Ebene" zu reservieren, damit Güterzüge mit 100 km/h über weite Strecken fahren können, um mit dem Lkw konkurrenzfähig zu sein.

Farandou erwähnte eine notwendige Senkung der Strukturkosten, die seiner Meinung nach heute sind. Arbeitsorganisation und Effizienz werde als Folge zum Verlust von Arbeitsplätzen führen, genau so, wie es z.B. bei der ehemaligen Deutschen Bundesbahn und späteren Deutschen Bahn der Fall war. Quelle: SNCF / Le Monde / DMM