Neuseeland: Kein Geld mehr für touristische Unternehmen

In Deutschland halten alle die Hände auf: Laut nach Hilfe, sprich Steuerzahlermilliarden, ruft vor allem die Tourismusbranche. In vielen anderen Ländern ist das anders, sprich, da gibt es weit weniger an finanziellen Unterstützungen. Beispiel Neuseeland: Das Land, das 2021 seine Grenzen für internationale Touristen komplett dicht macht, wird der Tourismusbranche nicht länger unter die Arme greifen, sagt Tourismusminister Stuart Nash.

Seit Ausbruch der Pandemie hat sich der Staat im pazifischen Ozean komplett von der Außenwelt abgeschottet. Und das mit Erfolg: Die Ansteckungszahlen mit dem Virus liegen, anders als in Europa, seit Ende April 2020 auf sehr niedrigem Niveau. Das Land hat die Pandemie im Griff wie fast kein anderes. Nachteil für die Tourismusindustrie: Es dürfen keine Gäste mehr kommen. Auf einen weiteren finanziellen Ausgleich wie er etwa in Deutschland gefordert und von der Bundesregierung zugesagt wurde, dürfen die neuseeländischen Unternehmen der Reisebranche nicht hoffen. Im Mai 2020 hatte die Regierung in Wellington ein 400 Mio.-Neuseeland-Dollar-Paket (ca. 236 Mio. Euro) geschnürt und das Programm zur Gehaltssubvention verlängert (vergleichbar mit Kurzarbeitergeld in Deutschland), um den Reisesektor zu unterstützen. Mehr wird es wahrscheinlich nicht.

Vorwürfe an die Touristikbranche. Der oberste Touristiker Neuseelands wirft der Branche sogar vor, sie hätte sich viel stärker auf den Inlandstourismus fokussieren sollen. „Wenn Sie ein Geschäft haben, das ausschließlich oder überwiegend von Übersee-Touristen abhängig ist und Sie nicht in der Lage waren, von einer internationalen Basis zu einer inländischen Basis zu schwenken, dann fürchte ich, dass Sie wahrscheinlich einige sehr harte Gespräche mit Ihrer Bank, Ihren Gläubigern, Ihren Direktoren und Ihren Mitarbeitern führen müssen“, so der Tourismuschef. Und weiter: Reisebüros und Veranstalter müssten eben die kalte, harte Realität akzeptieren.  Zwar arbeitet Neuseeland an einer „Travel-Bubble“ mit Australien, die vielleicht ein paar ausländische Touristen ins Land bringen könnte. Aber dazu müsste Australien die Infektionszahlen erst mal in den Griff bekommen. Den Preis, den Neuseeland für seine sehr niedrigen Infektionszahlen bezahlt, seien nun Mal geschlossene Grenzen und keine internationalen Gäste.

Die Wünsche der angeschlagenen neuseeländischen Tourismusunternehmen betrachtet Nash als Fass ohne Boden. Nach seiner Meinung müsse bedacht werden, dass es sich vielleicht nicht lohnt, Betriebe zu unterstützen, die sich am Ende als nicht rentabel erweisen: Nash: „Ich meine, es ist jetzt Februar und wir werden wahrscheinlich im Jahr 2021 keine internationalen Touristen in diesem Land sehen. Wenn man also noch elf Monate Zeit hat, um durchzuhalten, wie viel Steuergelder verwenden wir dann, um Unternehmen zu subventionieren oder zu stützen, die wahrscheinlich für mindestens weitere elf Monate nicht lebensfähig sein werden?“ Notleidende touristische Unternehmen sollen sich verstärkt an das „Regional Business Partner Netzwerk“ wenden, das ihnen kostenlose Beratungen im Wert von bis zu 5.000 neuseeländische Dollar bietet, um sich in Bereichen wie Finanzen, Marketing, Gesundheit und Wohlbefinden sowie bei der Nachfolgeplanung beraten zu lassen.

Auch dem deutschen Staat geht irgendwann das Geld aus. Diese Entwicklung in Neuseeland dürfte Tourismusunternehmen in vielen anderen Ländern ebenso beunruhigen. Es ist denkbar, dass auch andere Regierungen beginnen, die Geldhähne für die Unterstützung angeschlagener Tourismusbetriebe zuzudrehen. Denn auch die Staatskassen sind irgendwann leer, auch in Deutschland. Schon jetzt laufen hinter den Kulissen Gespräche, dass die nächste Bundesregierung mit massiven Steuererhöhungen versuchen muss, die irre hohen Ausgaben der letzten Monate wieder hereinzuholen. Quelle: The New Zealand Herald / travelnews.ch / DMM