Der Massentourismus hat in den letzten Jahren weltweit stark zugenommen, teils auch in Norwegen.. Durch viel zu billige Flüge und Social Media sind viele ehemals abgelegene Orte zu beliebten Reisezielen geworden. Für viele Länder bedeutet das eine willkommene wirtschaftliche Chance, da der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle darstellt und Arbeitsplätze schafft. Letzteres gilt eher weniger für das vergleichsweise reiche skandinavische Land. Norwegen ist absolut nicht auf Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Norwegen ist ein an Naturressourcen wie Fischen, Erdöl, Erdgas und Mineralien reicher und hoch entwickelter Industriestaat. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf gehört es zu den reichsten Ländern der Welt.
Das historische Reisebüro Thomas Cook hat in den 1880er Jahren die Discovery Route erstellt, die die erste Pauschalreise war, die in Fjord-Norwegen verkauft wurde. Die ersten Entdecker, die die Discovery Route in Norwegen bereisten, legten Teile der Strecke mit Pferd und Kutsche auf dem Land und mit Dampfbooten auf den vielen Fjorden und Seen des Landes zurück. Wohlhabende Engländer waren die größte Gruppe früher Touristen in Norwegen, ebenso wie Deutsche, und sie wurden von Möglichkeiten für Spaziergänge und Wanderungen in Norwegens spektakulären Bergen sowie von Fischerei und Jagd angezogen.
Mit dem Wachstum des Tourismus in Norwegen wurden Hotels etabliert und die norwegische Eisenbahn NSB startete die erste Werbung für Reisen nach Norwegen. Mit Illustrationen von Bergen, der Mitternachtssonne und der traditionellen Stabkirche trug die Anzeige dazu bei, Norwegen als wunderschönes Reiseziel für internationale Touristen darzustellen.
Seit den 1950er Jahren hat der Tourismus in Norwegen stetig zugenommen. Die internationale Reisegemeinschaft erkannte schnell die vielen Vorzüge Norwegens als Reiseziel. Tatsächlich hat Norwegen neun bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten und Gebiete auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes, darunter der Geirangerfjord und der Nærøyfjord in Westnorwegen, die historische Bergbaustadt Røros, die atemberaubenden Vega-Inseln, die Stabkirche von Urnes aus dem Jahr 1140 und das ikonische Bryggen in Bergen.
Die Regierung von Norwegen möchte nie die Herausforderung der vom Massentourismus heimgesuchten Länder erleben, die steigende Zahl von Besuchern zu managen, ohne die Bevölkerung zu verärgern und die Natur zu gefährden. Viele Regionen auf der ganzen Welt kämpfen mittlerweile mit den negativen Folgen des Massentourismus: überlaufene Strände, zerstörte Wanderwege und ein Mangel an Respekt für lokale Traditionen und Naturschutzgebiete. In Norwegen etwa hat diese Entwicklung zu einer intensiven Diskussion geführt. Jetzt wurde infolgedessen eine geplante Werbekampagne für mehr Tourismus zurückgezogen. Für die Tourismusstrategie Norwegens ist die halbstaatliche Gesellschaft Innovasjon Norge zuständig.
Der Regierung in Oslo war schnell klar, dass Massentourismus "großen Schaden in der Natur" riskiert, und dass die Balance zwischen touristischem Wachstum und dem Schutz der Umwelt eine Herausforderung darstellt, der sich die wenigsten Länder stellen. Norwegen ist als vergleichsweise teure Urlaubsziel bekannt. Sein Image als naturverbundene Region Europas wollte ein staatliches Unternehmen nun durch eine Kampagne weiter stärken, bekam dafür jedoch starken Gegenwind. Die Kampagne hätte das Ziel gehabt, das norwegische Allemannsretten, das sogenannte "Jedermannsrecht", zu promoten. Dieses besagt, dass alle Menschen in Norwegen das Recht dazu haben, sich nicht nur überall in der Natur frei zu bewegen, sondern auch zu campen, wo sie wollen – selbst auf fremdem Grundstück. Das Recht ist im internationalen Vergleich sehr liberal, basiert jedoch ausdrücklich auch auf Prinzipien, wie man die Natur respektiert.
Kritiker der Kampagne sorgen sich, dass vielen Touristen, die in großer Menge mit der Kampagne angelockt worden wären, das Bewusstsein für die Natur fehlt. Genau das erleben ja alle südeuropäischen Reiseländer. Dementsprechend wurde die Kampagne schlussendlich gestoppt. Quelle: Fjordtours.com / DMM