Nur 20 % aller ICE voll funktionsfähig

Schon wieder eine Hiobsbotschaft betreffend die Deutsche Bahn: Nur jeder fünfte Zug der ICE-Flotte ist voll funktionsfähig. Geschäftsreisende sind wie alle anderen Fahrgäste auch leidgeprüft: Defekte Toiletten und Klimaanlagen, geschlossene Bordbistros, volle oder funktionsuntüchtige Abfalleimer, Züge, die in umgekehrter Wagenreihung verkehren usw.. Alarmierende Zahlen gehen aus internen Dokumenten des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn hervor.

Nur 20 % der ICE-Züge fahren voll funktionsfähig durch Deutschland – dies geht aus internen Unterlagen der DB vom Juni hervor, die dem ARD-Polit-Magazin Kontraste vorliegen. Grund dafür ist laut den Bahn-Dokumenten, dass die Züge verspätet in die Werkstätten kommen und daher oft nur Zeit für sicherheitsrelevante Reparaturen bleibt. Auch Zugbegleiter bestätigten Kontraste, dass Züge teilweise Wochen oder Monate mit denselben Mängeln unterwegs seien. Die Instandhalter können oft aus Kapazitätsgründen nur noch sicherheitsrelevante Probleme lösen.

„Ein System, das über Jahrzehnte auf Sparen getrimmt worden ist, kollabiert nun“, kommentiert der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky im Interview mit dem ARD-Magazin Kontraste.Einer der maßgeblichen Gründe für die Misere ist nach Expertenmeinung, dass im Vorstand der DB mit Ausnahme des Bahnchefs Richard Lutz seit Jahrzehnten keine Leute sitzen, die Ahnung von oder Bezug zur Bahn haben.

Der Deutschen Bahn AG fehlen aktuell rund 5.800 Mitarbeiter im so genannten „betriebskritischen Bereich“, der direkt für den Zugverkehr zuständig ist. Laut dem Papier fehlt es dem Konzern u.a. an Lokführern, Instandhaltungskräften und IT-Spezialisten. Kürzlich erst hatte die DB eine umfassende Rekrutierung neuer Kräfte angekündigt, nachdem infolge der Zusammenlegung von Deutscher Bundesbahn und Deutscher Reichsbahn der ehemaligen DDR das Personal massivst abgebaut worden war.

Für Oktober hatte der DB Konzern den Pünktlichkeitswert im Fernverkehr mit nur 73 % angegeben – geplant waren eigentlich 82 %. Dieses Ziel hat der DB Konzern nach Kontraste-Informationen nun auf das Jahr 2025 verlegt. Die DB „Mit dem aktuellen Stand der Fehlerbeseitigung unserer Zugflotte sind wir selbst nicht zufrieden.“ Quelle: ARD/Kontraste / DMM