Ökologischer Tourismus - außer Spesen nichts gewesen?

Bäume pflanzen fürs Klima, vermeintliche Nachhaltigkeitslabels und Unternehmen, die sich grün kaufen: Das Problemthema Greenwashing ist in aller Munde. Jüngste Enthüllungen einer internationalen Journalistengruppe (Die Zeit, The Guardian, SourceMaterial) zufolge erleichterten namhafte Firmen beim weltgrößten Zertifikatehändler für Waldschutzprojekte im großen Stil ihr Gewissen gegen Geld. Dass 90 % dieser Projekte gar keine Emissionsminderung zur Folge haben, kam erst durch die Recherchen ans Licht. In diesem Zusammenhang interessant sein dürfte auch, was sich hinter dem Responsible Tourism Track des ITB Berlin Kongresses verbirgt.

Flugreisende, ob geschäftlich oder privat, sollten sich nichts vormachen: Fliegen bleibt schmutzig, solange es keine alternativen Treibstoffe oder eine technische Revolution gibt. Da die Menschheit im Kampf gegen den Klimawandel nicht die Zeit hat darauf zu warten, muss sie jetzt handeln und in die Nicht-Entstehung potentieller CO2-Emissionen investieren. Am besten orientiert sich auch die Tourismusbranche ausschließlich an transparenten Kompensationsprojekten nach dem CDM Gold Standard. Diese Zertifizierung setzt höchste Maßstäbe bei den positiven Auswirkungen von Klimaprojekten an und deckt verschiedene Bereiche ab.

Als wegweisender Partner gilt die Organisation ‚atmosfair‘ aus Berlin, die bereits mehrmals von Stiftung Warentest ausgezeichnet wurde (aktueller Testsieger der Kompensationsanbieter mit Gesamtnote 0,5). Hilfreich wäre, wenn z.B. DRV oder auch der VDR die Forderung unterstützen würden, dass Kerosin für Flugzeuge mit einer zweckgebundenen CO2-Abgabe belegt werden muss. Diese Abgabe, die keine Steuer sein soll, soll dann nur in Klimaschutzprojekte mit höchsten Standards investiert werden dürfen. Alle im Tourismus Beteiligten wären dann gleichermaßen betroffen – und nicht nur die wenigen Freiwilligen. 

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Fokus der ITB Berlin. Bereits seit Jahren steht verantwortungsvolles Handeln im Tourismus auf der Agenda, behauptet die weltweit führenden Reisemesse. Doch die Art und Weise, wie gereist wird, ob Urlaubs-, Geschäfts- oder sonstige private Reisen lassen auch 2023 Zweifel an der angeblichen ökologischen Nachhaltigkeit. Denn es gilt auch 2023 im Tourismus noch immer das Prinzip „Geschäft geht vor alles“. 

Die ITB Berlin (07 bis 09.2023), will auch in diesem Jahr mit einem breiten Angebot an Panel-Diskussionen, Seminaren und Vorträgen zur Sensibilisierung für das Thema soziale Verantwortung im Tourismus beitragen. Ein wesentlicher Bestandteil ist der Responsible Tourism Track im ITB Berlin Kongress sowie das 18. „Green Business Forum for Tourism Professionals“. Nicht nur im Responsible Tourism Track, sondern auch im Sustainable Destination Track sowie im Diversity & Inclusion Track sprechen Experten und Repräsentanten ausgewählter Aussteller über Themen rund um sozialverträglichen Tourismus, Gleichberechtigung, Diversität, Inklusion und nachhaltiger Tourismusentwicklung. 

Responsible Tourism steht bei der ITB Berlin für internationalen umwelt- und sozialverträglichen Tourismus. In der Halle 4.1 versammeln sich traditionell zahlreiche Aussteller, die sich besonders für sozialverantwortliche Tourismusentwicklung einsetzen. So gibt es wieder einen Gemeinschaftsstand von Tourism Watch, dem Roundtable für Menschenrechte im Tourismus, ECPAT Deutschland, The Code und dem Studienkreis für Tourismus und Entwicklung. Ebenso wie Stände des Import Promotion Desk (IPD), der Adventure Travel Trade Association (ATTA) und der UNESCO. Zu den Ausstellern in Halle 4.1 mit dem Schwerpunkt umweltverträglicher Tourismus gehören unter anderem My Climate, Atmosfair und Forum Anders Reisen. Im Mittelpunkt der ITB Lighthouse Stage in Halle 4.1 steht das 18. „Green Business Forum for Tourism Professionals“. Aussteller der Halle 4.1 und international renommierte Experten aus allen Branchen des Tourismus, der Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren zu Themen wie Overtourism, Meeresschutz und -verschmutzung, regionalen Lebensmitteln in Hotels und Restaurants, Biodiversität, alternative Mobilität sowie Fahrradtourismus. Am Donnerstag, dem letzten Tag der ITB Berlin, findet an der Bühne wieder das bekannte „ITB Responsible Tourism Netzwerk Event" statt, gemeinsam organisiert von der ITB Berlin und deren langjähriger Responsible Tourism Partner The Blue Yonder. 

Die Zukunft im Blickpunkt. Der Responsible Tourism Track mit den Themenschwerpunkten Aktion gegen Klimawandel, Resilienz und Regeneration am Donnerstag, 09. März, ist auch in diesem Jahr ein unverzichtbarer Bestandteil des ITB Berlin Kongress. Beim Responsible Tourism Track wird auf der Orange Stage in Halle 7.1a u.a. eine Zwischenbilanz zur Agenda 2030 mit ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen gezogen. Wie die Tourismusbranche ihre Umweltversprechen einhalten und sich gleichzeitig zu einem gerechteren Sektor entwickeln kann, wird in Debatten, wissenschaftlichen Beiträgen und kritischen Podiumsdiskussionen thematisiert und mit Best Practices untermauert. Das Thema Klimawandel, steigender Meeresspiegel und Resilienz wird ab 14 Uhr mit einer Rede von Abdulla Mausoom, Tourismusminister der Malediven, eingeleitet und mit einer Session zur praktischen Problemlösung unter Einbeziehung des Tourismus fortgesetzt. Quelle: DMM / ITB