Opel steht voll zu den Emissionsgrenzwerten

Obwohl 2025 für die Automobilindustrie kein einfaches Jahr wird, bleibt Opel-Chef Florian Huettl gelassen: „Wir stehen voll zu den Emissionszielen, die 2025 in Kraft treten, und werden diese Vorgaben auch erfüllen“, sagt er im einem Interview. Hintergrund sind die verschärften CO2-Grenzwerte, wie sie die EU für 2025 vorschreibt. Fast alle anderen Autobauer sehen sich nicht in der Lage, de neuen Virgaben zu erfüllen und fürchten hohen Strafen von hunderten Mio. Euro oder sogar Milliarden.

Opel-Chef Florian Huettl steht zu den CO2-Zielen der EU. Foto aus_photo

Im nächsten Jahr erden die CO2-Grenzwerte in der Europäischen Union deutlich verschärft, von derzeit 116 auf dann 93,6 Gramm pro Kilometer. Für jedes Gramm mehr, das der Durchschnitt der Neuwagen ausstößt, muss der Hersteller dann 95 Euro zahlen – pro Fahrzeug. „Für große OEM-Konzerne kann dies zu hohen Geldstrafen führen. Schon stehen der VDA und Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf der Matte und fordern eine Aufweichung bzw. Verschiebung dieser Grenzwerte. Das Problem: Mit Ausnahme der Hersteller BMW, Ford und Opel haben alle anderen Autobauer ihre Hausaufgaben nicht gemacht, obwohl sie seit 5 Jahren von diesen neuen Grenzwerten wissen. 

Manche Unternehmen, darunter der VW-Konzern, befürchten sogar Strafzahlungen in Milliardenhöhe und fordern, dass die EU die Ziele aufweicht. Nicht so Opel: „Unsere Aufgabe ist es, Elektromobilität aufregend und bezahlbar zu machen“, sagt Huettl, dann werden auch genügend Kunden die Null-Emissions-Fahrzeuge kaufen und so den CO2-Schnitt senken. Dabei setzt die Marke, die zur Stellantis-Gruppe gehört, nicht nur auf batterieelektrische Fahrzeuge. Bei leichten Nutzfahrzeugen ergänzen ab sofort zwei Elektro-Transporter mit Wasserstoff-Brennstoffzelle das Angebot von Opel.

Herr Huettl, Sie haben soeben ein Wasserstoff-Fahrzeug vorgestellt, den Opel Movano mit Brennstoffzelle. Gibt es eine Nachfrage nach solch einem Transporter?

Huettl: „In der Tat. Das ist ein wichtiges Fahrzeug für uns, denn nach dem Opel Vivaro Hydrogen, den wir schon vor mehr als zwei Jahren auf den Markt gebracht haben, ist es uns jetzt gelungen, einerseits das Angebot auszuweiten, also auch den Movano mit der Brennstoffzellen-Technologie auszustatten, und gleichzeitig sowohl den Vivaro als auch den Movano zu industrialisieren, also in Serie zu fertigen.“Eine interessante Technologie, im Fahrzeug aus Wasserstoff Strom zu erzeugen, aber gibt es schon einen Markt dafür?„Das ist ein relativ kleiner, junger Markt, der sich noch entwickelt. Mit der Industrialisierung profitieren wir von niedrigeren Produktionskosten und behalten zusätzlich die Flexibilität unserer Multi-Energie-Plattform-Strategie bei. Deswegen ist das ein sehr wichtiger Meilenstein für uns.“

Kritiker der Wasserstoffidee sagen, man verunsichert die Kunden nur und sollte lieber auf batterieelektrische Fahrzeuge setzen. Was entgegnen Sie?

„Es gibt, wie bei jeder Transformation und insbesondere in der Autoindustrie, Momente der Unsicherheit. Wir bei Opel beschreiten ganz konsequent den Weg in die Elektromobilität. Dieses Jahr haben wir das erste Kapitel abgeschlossen. Mit dem Frontera und dem neuen Grandland können Sie jeden Opel – Pkw oder Nutzfahrzeug – mit batterieelektrischem Antrieb kaufen. Damit sind wir der erste deutsche Hersteller, der so konsequent die Elektrifizierung umsetzt. Die Wasserstoff-Brennstoffzelle ist eine ergänzende Technologie. Es bleibt ja ein elektrischer Antrieb, emissionsfrei und mit allen Vorteilen der Elektromobilität.

“Wo ist der Vorteil der Wasserstoff-Brennstoffzelle?

„Mit der Technologie erschließen wir uns ein Segment von Kunden, die längere Wege zurücklegen, gewisse Nutzlasten bewegen und wenig Möglichkeiten oder Zeit zum Aufladen haben. Der Movano Hydrogen lässt sich in fünf Minuten für über 500 Kilometer Reichweite betanken. Damit bieten wir eine Technologie an, die den Schritt in die Elektromobilität erleichtert. Wir haben in Rüsselsheim viele Jahrzehnte Erfahrung damit und entwickeln hier die Brennstoffzellentechnologie für den gesamten Stellantis-Konzern.“

Billig ist die Technologie nicht. Werden die Kunden den Preis akzeptieren?

„Mit der Industrialisierung der Fertigung erreichen wir Preissegmente, in denen wir uns einen weiteren Käuferkreis erschließen können. Der Vivaro Hydrogen kostet netto rund 71.000 Euro, der Movano Hydrogen wird etwas darüber liegen. Damit erreichen wir Preissegmente, in denen mehr Kunden auch einen Business Case für sich sehen.“

Autohersteller, die ganze Werke auf Elektromobilität umgestellt haben, leiden derzeit besonders unter der schwachen Nachfrage. Wie ist das bei Opel?

„Wir haben die Fähigkeit, in jedem Werk alle Antriebe, Verbrenner, Plug-in-Hybrid, Elektroantrieb, auf derselben Produktionslinie zu bauen. Das ist so beim Corsa in unserem Werk in Saragossa, beim Mokka in Poissy, beim Astra in Rüsselsheim und auch beim neuen Grandland, der jetzt in Eisenach anläuft. Zudem hat jedes Werk eine eigene Batteriefertigung, dort werden die standardisierten Zellen angeliefert und zu Batterien montiert. Damit sind wir extrem flexibel.“

Wie ist denn derzeit der Mix zwischen Verbrenner und Elektro?

„Das hängt stark vom Modell und vom Markt ab. Der Mokka zum Beispiel liegt aktuell bei über 20 % Elektroanteil. Beim Corsa ist es dieses Jahr wieder ein bisschen weniger aufgrund der schwächeren Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland.“

Das ist mehr als der Marktdurchschnitt, aber weniger als ursprünglich erwartet, oder?

„Wir sind in einer Phase des Übergangs. Niemand weiß, wann die Dynamik wieder anzieht. Deshalb sind wir froh, bei Opel so flexibel zu sein.“

Steht Ihr Ziel, ab 2028 nur noch Elektroautos anzubieten? Ist das noch realistisch?

„Wir bei Opel sehen die Elektromobilität als die Antwort auf die Herausforderung an die Industrie, nachhaltige Mobilität bezahlbar für alle zu machen. Das heißt auch konkret, dass die nächste Generation der Fahrzeuge, die wir heute entwickeln, nur noch batterieelektrisch sein wird. Wir gehen diesen Weg also konsequent weiter. In den verschiedenen Ländern in Europa ist der Grad der Elektrifizierung und die politische Unterstützung unterschiedlich. Und wir verschließen natürlich auch nicht die Augen vor der Realität. Aber an unserer Strategie grundsätzlich ändert sich nichts.“

Aber sie bleiben flexibel?  

„Jeder neue Opel wird zukünftig nur noch elektrisch kommen. Aber das Antriebsangebot, das wir heute haben, können wir parallel nutzen, um den Übergang zu gestalten.“

Ist es angesichts der schwachen Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland dann noch realistisch, ein festes Datum für den Ausstieg aus dem Verbrenner zu nennen?

„Die Nachfrage ist sehr dynamisch in Europa. Schauen Sie sich Frankreich, die Niederlande, Schweiz und das Vereinigte Königreich an, von Norwegen ganz zu schweigen. Auch in der Türkei geht die Nachfrage steil nach oben. Dass sie in Deutschland stagniert, trifft uns bei Opel natürlich überproportional, weil das unser Heimatmarkt ist.“

Manche ihrer Wettbewerber hoffen, die EU würde die strengeren CO2-Grenzwerte für 2025 wieder aufweichen. Wie steht Opel dazu?

„Wir stehen voll zu den Emissionszielen, die 2025 in Kraft treten, und werden diese Vorgaben auch erfüllen. Unsere Aufgabe ist es, Elektromobilität aufregend und bezahlbar zu machen.“

Muss die E-Mobilität in Deutschland nicht stärker gefördert werden?

„Wir haben Planungs- und Investitionshorizonte von zehn Jahren. Ein Batteriewerk ist eine Milliarden-Investition. Ich freue mich über jede Unterstützung der öffentlichen Hand in Deutschland und anderen Ländern in Europa. Aber unsere Entscheidungen hängen nur begrenzt davon ab. Nochmal: Wir halten den Weg in die Elektromobilität für den erfolgversprechendsten, um unser Ziel gemeinsam im Stellantis-Verbund zu erreichen, bis 2038 CO2-neutral zu werden.“ Quelle: Auto-Medienprotal-Cec / DMM