Optimistische Boeing-Prognose zum Bedarf an neuen Flugzeugen

In den kommenden zehn Jahren werden laut jüngster Boeing-Prognose etwa 11 % weniger neue Jets von den Airlines dieser Welt bestellt und ausgeliefert als in den vorherigen Prognosen behauptet. Grund ist die Corona-Pandemie, die sich nach den Worten von Darren Hulst, Vice President of Commercial Marketing beim Flugzeugbauer, weit gravierender auswirken wird als gedacht. Bis 2030 werden demnach etwa 2.200 weniger Passagierjets von allen Flugzeugherstellern weltweit produziert.

Am schlimmsten trifft dies die beiden Großen, Boeing und Airbus. Nicht unberührt von der Nachfrageflaute bleiben aber auch die Unternehmen, die kleinere Maschinen, Regional- und Geschäftsreiseflugzeuge bauen sowie die Newcomer in China. Bei Boeing ist man sich sicher, dass die Erholung ein gutes Jahrzehnt dauern dürfte. Und wie Darren Hulst auf einer Pressekonferenz ausführte, wird es mindestens fünf Jahre dauern, bis die Zivilluftfahrt in etwa den Level des Jahres 2029 wieder erreichen und es dann erst wieder Wachstum von etwa 4 % pro Jahr geben kann.

Im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrtausends (Jahre 2011 bis 2020) erlebten die Airlines ein fantastisches Wachstum und sie scheffelten Milliardengewinne. Damit ist es bis auf Weiteres vorbei. Hulst sagte, bis zum Jahr 2024 werde das Passagierwachstum allenfalls ein Drittel dessen erreichen, was in der Boom-Decade möglich war.
Zuletzt betrug der Passagierluftverkehr im August 2020 nur noch 25 % des Vorjahresmonats, so die Daten der International Air Transport Association (IATA). Der Inlandsverkehr in den USA sank um mehr als 50 % im Vergleich zu 2019 und der internationale betrug nur noch 12 % des Vorjahreswerts.  

Boeing ist inzwischen klar, dass es stärker unter den Folgen der Pandemie aber auch dem Fiasko mit der B 737 MAX leidet als Rivale Airbus. Dem europäischen Flugzeugbauer spielt zudem in die Hände, dass er mit den Langstreckenversionen der neuen  A321neo einen Jet entwickelt hat, der zu günstigeren Kosten Langstrecken fliegen kann als etwa die beiden Boeing-Modelle Dreamliner B 787 oder gar die neue B 777-X, betont Luftfahrtanalyst Richard Aboulafia (Teal Group): „Long-range single-aisle jets are much cheaper to operate than widebody airplanes like the 787 or the 777.“ Boeing hat nach Meinung des Keners den Fehler begangen, das „mid-market-size airplane” (Nachfolger der B 757) af Eis zu legen, der en Wettbewerber zur A 321neo hätte werden können.

Nichtsdestotrotz glaubt Boeing Chief Strategy Officer Marc Allen, dass es Boeing langfristig gelingen wird, wieder in die Erfolgsspur zu kommen: “While this year has been unprecedented in terms of its disruption to our industry, we believe that aerospace and defense will overcome these near-term challenges, return to stability and emerge with strength”, so Allen.

Bis zum Jahr 2039 plant Boeing mit 43.110 neu zu bauenden Jets, das wären 2,7 % weniger als beim letzten Forecast.

Konkret sehen die Zahlen der Flugzeugnachfrage nach Darstellung des US-Luftfahrtkonzerns in den Jahren 2020 - 2039 wie folgt aus:

  • Regionaljets (bis 90 Sitze): 2.430 Einheiten
  • Jets mit Mittelgang (> 90 Sitze): 32.270 Einheiten
  • Großraumjets: 7.480 Einheiten
  • Frachtflugzeuge (Widebody): 930 Einheiten

Zusammen: 43.110 Einheiten

Rund um den Globus sind aktuell 25.900 Passagierjets im Dienst, von denen derzeit noch 29 % geparkt sind, weil sie nicht benötigt werden. Ob in 20 Jahren tatsächlich fast 90 % mehr Jets gebraucht werden als heute, steht in den Sternen. Dies vor allem angesichts der Entwicklung neuer schneller Transportmöglichkeiten wie etwa dem Hyperloop. Quelle: Boeing / DMM