Ostbahn zwischen Kostrzyn und Piła wird elektrifiziert

Zwischen Kostrzyn (Küstrin) und Piła (ehemaliges Schneidemühl) wird die frühere Preußische Ostbahn elektrifiziert, so das Infrastrukturunternehmen PKP Polskie Linie Kolejowe (PLK). Der 160,9 km lange Abschnitt wird moderbisiert, mit Oberleitung und neuen Signalanlagen ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit soll nach Fertigstellung 160 km/h betragen.

Die Modernisierungsarbeiten sollen allerdings erst 2023 beginnen, so dass die alte Technik und Anlagen einschließlich der Signale aus der Vorkriegszeit auf der Strecke noch eine Weile erhalten bleiben.
Politiker aus Gorzów und der Region drängen seit Jahren auf eine Modernisierung und Elektrifizierung der Strecke nach Piła, um eine schnellere Bahnverbindung mit Bydgoszcz (früheres Bromberg), Posen und Warschau zu erreichen. Der 160,9 km lange Abschnitt der früheren Preußischen Ostbahn soll ebenso wie die sich anschließende Strecke nach Bydgoszcz für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ausgebaut werden. Durch die Modernisierung kann auch die Transportkapazität erhöht werden, so dass zukünftig mehr Güterzüge diese Strecke nutzen werden. Wenn dann noch der deutsche 83 km lange Teil der Ostbahn von Berlin bis zur Staatsgrenze an der Oder (auf polnischer Seite liegt Küstrin) wieder doppelspuprig ausgebaut und mit Fahrleitung versehen würde, könnte man von Gorzów aus relaitv schnell Berlin mit der Bahn erreichen. Landsberg/Warthe ist von Berlin Hbf 128,2 km entfernt. Sollte die EU bereits früher Mittel für den Streckenausbau Kostrzyn - Piła freigeben, könne man auch schon 2021 die Arbeiten aufnehmen.

Die frühere Preußische Ostbahn (zur DRG-Zeiten Ostbahn) bezeichnet im engeren Sinne die 740 km lange Eisenbahnverbindung von Berlin über Königsberg (heute Kalinigrad)  bis Eydtkuhnen (heutiges Tschernyscheskoje, Russland).an der Grenze zum Russischen Kaiserreich. Auf der bis zum Zweiten Weltkrig von vielen Fernzügen befahrenen Strecke wurden u.a. die Städte Landsberg/Warthe (heute Gorzów), Kreuz (heute Krzyż), Schneidemühl (Piła), Marienburg (Malbork) und Elbing (Elblag) berührt. Bis in die 1940er Jahre war die Bahnstrecke mit ihren schnellen Zügen das Haupttransportmedium für Geschäftsreisende zwischen der Hauptstadt und den bedeutenden ostpreußischen Städten sowie der Metropole Königsberg.

1945 verlor die Strecke Berlin–Königsberg–Eydtkuhnen ihre Funktion als Durchgangsstrecke infolge der neuen Grenzen zwischen Deutschland bzw. der DDR und Polen (Oder-Neiße-Grenze bei Küstrin) sowie zwischen Polen und Russland bei Elbing.
Die ehemals durchgehende Strecke Berlin–Eydtkuhnen ist heute von den Bahngesellschaften Deutschlands, Polens (PKP) und Russlands (RZD) betrieblich in sechs Einzelstrecken geteilt.

Historie zum Bau der Ostbahn. Die geplante Strecke kreuzte die bereits 1848 fertiggestellte Strecke Stargard–Posen bei Lukatz, aber 1936 „Kreuz“. Kreuz entwickelte sich zu einem wichtigen Eisenbahnknoten. Von hier sollte die Verbindung in Richtung Berlin über Landsberg an der Warthe und Küstrin an der Oder ausgehen. Zunächst wurde jedoch in Richtung Königsberg der 145 km lange erste Abschnitt der Ostbahn Lukatz–Schneidemühl–Bromberg gebaut und am 27. Juli 1851 in Betrieb genommen. Am 6. August 1852 war die 161 km lange Weiterführung Bromberg–Dirschau-Danzig fertiggestellt. Zu dieser Zeit war die Verbindung Berlin–Danzig auf dem Umweg über die Berlin-Stettiner Bahn nach Stettin und weiter über Stargard nach Kreuz gewährleistet.

In Richtung Königsberg führt die Ostbahn nicht von Danzig, sondern vom südlicheren Dirschau aus. Weitergebaut wurde aber vorerst ab Marienburg. Marienburg–Elbing–Braunsberg; 83,75 km, Eröffnung am 19. Oktober 1852. Braunsberg–Königsberg: 62 km, Eröffnung am 2. August 1853. Die Bahnbrücken über die Weichsel und die Nogat wurden im September 1857 fertiggestellt. Dirschau–Marienburg: 18 km, Eröffnung am 12. Oktober 1857. Von Königsberg aus wurde die Strecke 1860 bis zur Grenze mit Russland verlängert. Am 6. Juni 1860 ging der Abschnitt bis Stallupönen, am 15. August bis zur Reichsgrenze bei Eydtkuhnen in Betrieb.

Die Züge aus Deutschland fuhren bis zur russischen Grenzstation Wirballen (russ. Вержболово). Dort erfolgten die Grenzabfertigung und Umsteigen und Umladen auf die Breitspurgleise der Russischen Eisenbahn. In Gegenrichtung fuhren die russischen Züge bis zum deutschen Grenzbahnhof Eydtkuhnen, wo auf die deutschen Züge umgestiegen wurde.
Gleichzeitig wurde der westliche Abschnitt bis Küstrin eröffnet. Über die auch zu dieser Zeit fertiggestellte Eisenbahnstrecke Küstrin-Kietz–Frankfurt/Oder war Berlin mit einem Umweg (Küstrin–Frankfurt–Berlin) über die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn erreichbar.

Endpunkt der Strecke in Berlin war der Ostbahnhof nördlich des Schlesischen Bahnhofs (welcher 1950 den Namen Ostbahnhof übernahm).

1871 wurde die 34 Kilometer kürzere Parallelstrecke Schneidemühl–Konitz–Dirschau gebaut, womit Bromberg umgangen wurde (weitere Parallel- und Abkürzungsstrecken kamen hinzu). Anschließend wurde mit dem zweigleisigen Ausbau von Küstrin aus in Richtung Osten begonnen. Die Strecke Küstrin–Berlin war bereits zweigleisig gebaut worden.
Ab 1882 schloss die Ostbahn über den Schlesischen Bahnhof an die (Stadtbahn) in Richtung Innenstadt an. Der alte Ostbahnhof wurde für den Personenverkehr geschlossen.

Bedeutung für Preußen. Mit der vollständig ausgebauten Strecke erschloss die Ostbahn die preußischen Provinzen östlich Berlins. Das Güterverkehrsaufkommen überstieg die prognostizierten Mengen um ein Vielfaches. Hauptsächlich waren es landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Vieh, Getreide und Gemüse. Die häufig niedrigen Wasserstände der Flüsse Oder, Weichsel oder Warthe oder deren Einfrieren in den Wintermonaten sorgten für eine regelmäßige Belebung des Güterverkehres der Ostbahn.

Die Ostbahn wurde selbst zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor. Verkehrsmäßig war die Hauptstrecke der Ostbahn seinerzeit eine der wichtigsten Eisenbahnmagistralen Europas und eine der Hauptachsen des Ost-West-Verkehrs. So fuhren auf ihr verschiedene internationale Schnellzüge wie der D 1 Berlin–Königsberg–Eydtkuhnen und der legendäre Luxuszug Nord-Express, dieser in seiner „Blütezeit“ bis zum Ersten Weltkrieg. Durch den Ausbau mit Hauptbahnen und Nebenbahnen wuchs das Netz bis 1895 auf 4.833 Streckenkilometer. Zu dieser Zeit erreichten Berlin täglich sieben Ferngüterzüge aus dem deutschen Osten und im Personenfernverkehr fuhren täglich 15 Züge bis Ostpreußen. 1892 wurden D-Züge im Deutschen Kaiserreich eingeführt; sie fuhren auch auf der Ostbahn.

Nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Preußischen Staatseisenbahnen und damit die Ostbahn wie alle anderen deutschen Länderbahnen in der neu geschaffenen Deutschen Reichsbahn auf. Mit der Entstehung des Polnischen Korridors 1919 wurde die Ostbahnstrecke zu einer wichtigen Transitverbindung zwischen dem zur Exklave gewordenen Ostpreußen und dem übrigen Deutschland. Der Sommerfahrplan 1939 wies vier Eilzugpaare, zwölf D-Zug-Paare sowie ein Ferndurchgangszugpaar Berlin–Königsberg aus. Letzterer benötigte für die 590 km lange Strecke Königsberg–Berlin Schlesischer Bahnhof eine Fahrzeit von 6:36 Stunden. Am 22. Januar 1945 fuhr der letzte Zug von Königsberg nach Berlin, danach gab es bis heute keinen durchgehenden Eisenbahnverkehr mehr auf dieser Strecke.

Nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 wurde im Bereich der Sowjetischen Besatzungszone das zweite Gleis der Fernbahn abgebaut, nicht jedoch das der S-Bahn. Durch die nach der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg erfolgten Grenzverschiebungen wurde die Ostbahn einerseits zwischen Deutschland/der DDR und Polen sowie andererseits zwischen Polen und der Sowjetunion/Russland geteilt. Einige einst wichtige internationale Bahnhöfe wie beispielsweise Eydtkuhnen existieren nicht mehr oder haben nur noch eine sehr untergeordnete Rolle.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die Grenzübergänge nur noch dem Güterverkehr. Mehrere Jahrzehnte gab es weder zwischen der DDR und Polen noch zwischen Polen und der Sowjetunion öffentlichen Personenverkehr über die Ostbahn. Erst in den 1990er Jahren wurde der grenzüberschreitende Personenverkehr wieder aufgenommen. Der einzige regelmäßige internationale Fernzug seit 1945 auf dem Abschnitt der Ostbahn zwischen dem Berliner Außenring und Kostrzyn war der D448/449 „Stanislaw Moniuszko“, der von 2007 bis 2009 verkehrte und zwischen Berlin-Lichtenberg und Piła Główna die Ostbahn nutzte. Zwischen Deutschland und Polen verkehren heute ausschließlich Regionalzüge über die Ostbahn.

Über den polnisch-russischen Grenzübergang bei Braniewo verkehrte ein tägliches Zugpaar, das teilweise auch Kurswagen aus Berlin über Frankfurt (Oder) führte. Nach 2010 wurde dieser Zug eingestellt.

Der innerhalb der jetzigen Grenzen Deutschlands gelegene Streckenabschnitt Berlin–Küstrin-Kietz–polnische Grenze ist heute eine größtenteils eingleisige, nicht-elektrifizierte Hauptbahn. Nur die Abschnitte zwischen Berlin-Lichtenberg und dem Biesdorfer Kreuz, Strausberg und Rehfelde, Trebnitz und Seelow-Gusow sowie von Küstrin-Kietz bis zur Grenze sind zweigleisig.

Die Strecke ist in Polen von Kostrzyn bis Piła bis auf einen kurzen Abschnitt in der östlichen Bahnhofsausfahrt von Gorzów zweigleisig. Von Piła bis Gutowiec ist die Strecke eingleisig. Von Gutowiec bis Bogaczewo ist die Strecke wieder zweigleisig, von Bogaczewo bis zur Staatsgrenze zu Russland in Braniewo wiederum eingleisig. Von Elbląg bis Kaliningrad wurde des Weiteren ein Gleis in russischer Breitspur verlegt, dieses ist im Bereich von Elbląg bis Bogaczewo abgebaut und erst ab Wielkie Wierzno in Betrieb. Von Tczew bis Bogaczewo wird die Strecke elektrisch betrieben.

Strecke in Russland. Der Streckenabschnitt von Mamonowo (deutsch Heiligenbeil) bis kurz vor Kaliningrad besitzt je ein Streckengleis in russischer Breit- und Regelspur. Während das Breitspurgleis auf der traditionellen Streckenführung von Westen her den Kaliningrader Südbahnhof (ehemals Königsberg Hauptbahnhof) erreicht, wird das Regelspurgleis südlich um die Stadt herumgeleitet und erreicht den Bahnhof von Osten her. Quelle Gazeta Lubuska / DMM