Pietätloses Schreiben der Lufthansa

Am 24. März 2015 steuerte Co-Pilot Andreas Lubitz mit Germanwings Flug 4U9525 seinen Airbus A320-211 auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen ins Verderben. 150 Menschen starben. Die Schmerzensgeldklagen der Angehörigen sollen nach wie vor noch nicht abschließend verhandelt sein.

An jenem März-Tag zerschellte das Flugzeug auf dem Gebiet der Gemeinde Prads-Haute-Bléone im südfranzösischen Département Alpes-de-Haute-Provence. Nun gibt es für die Lufthansa Ärger; denn der Carrier hat an Angehörige ein Schreiben geschickt, in dem es heißt, die Passagiere hätten nicht mitbekommen, dass das Flugzeug abstürzt. Demnach hätten sie auch keine Todesangst gehabt. Hintergrund des pietätlosen Briefs könnte sein, dass Schmerzensgeldzahlungen häufig auch danach berechnet werden, wie lange die Opfer leiden mussten, weil sie den drohenden Tod vorherahnten. Im Herbst 2019 soll es in Sachen Schmerzensgeld eine mündliche Verhandlung vor dem Landgericht Essen geben.
Der Anwalt einer Frau, die bei dem Absturz Bruder und Nichte verloren hatte, hält die Darstellung der Lufthansa für die nicht nachvollziehbar. Wie DMM seinerzeit berichtete, gab es Hinweise, die das Gegenteil beweisen, sprich, dass die Passagiere sehr wohl spürten, was passieren würde. U.a. beweisen Tonbandaufnahmen, wie der ausgesperrte Flugkapitän mehrfach gegen die von innen versperrte Cockpittüre schlug.

Der A320 war um 10.01 Uhr in Barcelona gestartet. Gesteuert wurde er vom Ersten Offizier. Nach dem Steigflug erreichte das Flugzeug um 10:27 Uhr seine zugewiesene Reiseflughöhe von 38.000 Fuß (11.582 Meter). Um 10:30 Uhr MEZ bestätigte der Kapitän per Funk die Freigabe der Flugsicherung, direkt zum Wegpunkt IRMAR zu fliegen, dies stellte den letzten Funkkontakt dar. Direkt danach übergab er die Durchführung des Funkverkehrs an den Ersten Offizier und verließ das Cockpit. Um 10:30:53 Uhr wurde am Bedienpanel des Autopiloten innerhalb einer Sekunde eine barometrische Zielhöhe von 100 Fuß eingestellt – dies entspricht ungefähr 30 m Höhe über dem Meeresspiegel. Das Flight Management System leitete daraufhin einen Sinkflug ein. Um 10:34 Uhr versuchte die Flugsicherung vergeblich, Kontakt mit der Besatzung aufzunehmen. Gleichzeitig wurde über den Türsummer Zugang zum Cockpit angefordert. Ab 10:35 Uhr versuchte das Kontrollzentrum Marseille, auf der in allen Verkehrsflugzeugen empfangsbereit geschalteten Notfrequenz 121,5 MHz die Besatzung zu erreichen. Dieser wie auch alle weiteren Kontaktversuche blieben unbeantwortet, es wurde kein Notsignal vom Flugzeug empfangen.[13] Der Stimmenrekorder im Cockpit zeichnete ab 10:35 Uhr mehrfach das Rufsignal der Sprechanlage, Stimmen sowie Schläge gegen die Cockpit-Tür auf. Um 10:37 Uhr forderte eine Stimme, die Tür zu öffnen.
Um 10:40 Uhr löste das Enhanced Ground Proximity Warning System die akustischen Warnungen „Terrain!“ (‚Gelände!‘) und „Pull up!“ (‚Hochziehen!‘) sowie eine visuelle Warnung aus. Um 10:41 Uhr schlug das Flugzeug in einer Höhe von 1.550 m im Bergmassiv Trois-Évêchés in den Provenzalischen Alpen auf. Eine 12 km von der Absturzstelle entfernte Erdbebenstation des Sismalp-Netzes (Observatorium Grenoble) registrierte das verbundene seismische Ereignis: die Absturzzeit konnte als 10:41:05 Uhr ermittelt werden.

Da die Kontaktversuche erfolglos blieben, erklärte die Flugsicherung um 10:40 Uhr die Notstufe (Distress Phase) und informierte die entsprechenden französischen Stellen. Ein Kampfjet vom Typ Dassault Mirage 2000 wurde losgeschickt; sein Pilot sollte die Situation des Airbus überprüfen, kam jedoch zu spät.

An Bord waren sechs Besatzungsmitglieder und 144 Passagiere, darunter 14 Schülerinnen und 2 Schüler der 10. Klasse sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See. Außerdem befanden sich etliche Geschäftsreisende an Bord. Die französische Untersuchungsbehörde BEA veröffentlichte ihren Abschlussbericht am 13. März 2016. Sie bestätigte ihre These aus dem Zwischenbericht, wonach sich der psychisch kranke Kopilot im Cockpit eingeschlossen und das Flugzeug bewusst und absichtlich zum Absturz gebracht habe. Andreas Lubitz habe nach Erkenntnissen der Ermittler im Zeitraum des Absturzes Antidepressiva und Schlafmittel eingenommen. Eine eindeutige Diagnose konnten die Experten nicht ermitteln. Ein Arzt habe zwei Wochen vor dem Absturz eine mögliche Psychose bei Lubitz diagnostiziert und eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik empfohlen. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen waren aber nicht an Germanwings weitergeleitet worden.

Als Konsequenz empfahl die BEA der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) und den EU-Mitgliedstaaten routinemäßige Überprüfungen insbesondere bei krankheitsbedingten Ausfällen von Piloten auch im Hinblick auf psychische Störungen. Ferner sollten im Zusammenhang mit der von Land zu Land unterschiedlich geregelten ärztlichen Schweigepflicht auch international klare Regelungen für Gesundheitsdienstleister vorliegen. Eine Änderung bei der Verriegelung der Cockpit-Türen empfahlen die Experten nicht. Viele Fluglinien haben inzwischen eine Zwei-Personen-Regel im Cockpit eingeführt.

In Haltern am See gibt es mehrere Gedenkstätten, die an die verunglückten 16 Schüler und die zwei Lehrerinnen erinnern. Am Eingang des Joseph-König-Gymnasiums hängen Bilder der Opfer und ein Klassenzimmer der Schule ist als Gedenkraum eingerichtet worden. Zudem befindet sich am Aufgang zum Schulportal eine Gedenkstätte. Sie besteht aus einem Ensemble aus 18 Kirschbäumen, einer Blumenwiese, einer rostigen Gedenktafel mit den Namen der Opfer und einer Stele mit einer kontinuierlich brennenden Kerze.

Eine weitere Gedenkstätte befindet sich auf dem Kommunalfriedhof. Diese Gedenkstätte ist symbolisch einem Klassenraum nachempfunden worden. Sie besteht aus insgesamt 18 Zierapfelbäumen, davon sind 16 Bäume, die für die Schüler stehen, in Reihen angeordnet worden. Hinter dieser Baumreihe stehen zwei weitere Bäume für die Lehrerinnen und ein Gedenkstein, der das Klassenpult symbolisieren soll. In den Gedenkstein aus Granit sind die Namen der Verstorbenen, ein Kreuz und eine schwarze Trauerschleife mit der Flugnummer 4U9525 eingraviert. Zur rechten Seite des Gedenksteins liegen auf Wunsch ihrer Familienangehörigen die Gräber von fünf Absturzopfern. Quelle: Bild / wikipedia / DMM