Pilotengewerkschaft entsetzt über TUIfly

Die Vereinigung Cockpit verurteilt die Entscheidung des TUIfly-Aufsichtsrates aufs Schärfste, der vom Vorstand beschlossenen Reduzierung der Flotte auf 17 Flugzeuge und der damit verbundenen geplanten Streichung von hunderten Jobs zuzustimmen. Das Unternehmen bricht durch diese Entscheidung den gesellschaftlichen Konsens, dass Staatshilfen zur Sicherung und nicht zum Abbau von Arbeitsplätzen verwendet werden.

TUI fly Geschäftsführer Oliver Lackmann erklärt nach der Sitzung des Aufsichtsrates der TUIfly GmbH in Hannover: „Die Geschäftsführung hat dem TUIfly Aufsichtsrat die Pläne zur Neuaufstellung für den deutschen Ferienflieger in der heutigen Sitzung (Donnerstag, 18. Juni 2020) erneut vorgestellt und die Notwendigkeit von Veränderungen intensiv erläutert. Es sind zweifellos große Veränderungen und Einschnitte für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für das Unternehmen. Die Entscheidung macht sich niemand leicht, weder ich selbst als Geschäftsführer und Flugkapitän noch der Aufsichtsrat. Aber die TUIfly-Flotte ist für die Kundenzahl unseres deutschen TUI-Reiseveranstalters zu groß. Wir müssen diese Flotte verkleinern und innerhalb der fünf Fluggesellschaften des Konzerns enger zusammenarbeiten. Sonst werden wir als Premium-Anbieter im Ferienflug den Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Fluggesellschaften noch weiter vergrößern.

Das reguläre Geschäft der TUIfly ist seit Mitte März vollständig zum Erliegen gekommen. Vorhersagen zufolge wird der Flugverkehr auch im kommenden Jahr noch deutlich unter dem Volumen des Jahres 2019 liegen. Die Flotte der TUIfly konnte vor Corona selbst in der Hochsaison nicht kostendeckend ausgelastet werden. In der Vergangenheit waren zwischen 14 und sieben Flugzeuge mit Crews dauerhaft an Air Berlin, später an Eurowings vermietet. Dies waren also Flugzeuge und Sitzplätze, die wir als Reiseveranstalter nicht mit eigenen Kunden belegen konnten. Die Lage ist nun infolge der Pandemie nochmals schwieriger geworden. Im langfristigen Interesse aller Beschäftigten und im Interesse der TUI als Ganzes müssen wir die TUI fly fit für die Zukunft machen.

Wir wollen mit den Vertretern der Belegschaft zügig zu einer Einigung kommen. Der Aufsichtsrat der TUIfly hat der Geschäftsführung das Mandat erteilt mit den Betriebsräten und den Gewerkschaften in Verhandlungen einzutreten. Grundlage für die Verhandlungen ist auch die bis Ende 2021 bestehende Beschäftigungssicherung, die für alle Gesellschaften der TUI-Group in Deutschland mit dem Konzernbetriebsrat vereinbart ist. Sie schließt betriebsbedingte Kündigungen mit Wirkung vor Ende 2021 aus. Wir sind uns sehr bewusst, dass es bei dem Abbau jeder einzelnen Stelle um Kolleginnen und Kollegen geht, die mit hoher Loyalität zu ihrer Fluggesellschaft stehen. Unser Ziel ist es möglichst viele Arbeitsplätze bei der TUIfly langfristig zu sichern. Das wird jedoch nur gelingen, wenn wir die Größe der Airline auf ein gesundes und zukunftsfestes Maß anpassen. Wir werden die Interessen der Beschäftigten, des Flughafen-Standortes Hannover und der TUI als Ganzes in den Entscheidungen berücksichtigen. Wir stehen jetzt am Anfang der Verhandlungen über die Ausgestaltung des Umbaus, dessen Kern die angekündigte Anpassung der Flotte auf rund die Hälfte der heute 39 Flugzeuge ist.

Zudem sollen über alle fünf Fluggesellschaften des Konzerns zentrale Funktionen stärker zusammengeführt werden. In einem ersten Schritt werden die europäischen Airlines der TUI unter dem Dach einer Gesellschaft zusammengeführt. Diese zentrale Flug-Sparte für die Konzern-Airlines der TUI wird ihren Sitz in Hannover haben. Ein Abbau von Stellen ist bei der TUIfly in der Technik, Verwaltung sowie bei Crews vorgesehen, weil weniger Flugzeuge zum Einsatz kommen. TUIfly will sich künftig auf die Abflughäfen Hannover und Düsseldorf als die größten Flotten-Standorte sowie Frankfurt, München und Stuttgart konzentrieren.“   

Pilotengewerkaschaft ziemlich sauer. Markus Wahl, Präsident der Vereinigung Cockpit (VC) zu den Beschlüssen des TUIfly-Aufsichtsrats: "Wir sind entsetzt über die nun beschlossene Reduzierung von Flotte und Jobs bei TUIfly und halten sie für einen schweren Fehler. Es ist der falsche Weg und zutiefst verwerflich, dass das Unternehmen die Corona-Krise nutzt, um deutsche Arbeitsplätze mithilfe von deutschem Steuergeld abzubauen. Diese Entscheidung ist zugleich wirtschaftlich unsinnig und sozial verantwortungslos. Sie zerschlägt politisches Porzellan, das die TUI in der Krise noch dringend brauchen wird.

Dass die TUIfly mit ihren jetzigen Beschlüssen Druck aufbauen will, bevor überhaupt mit uns und anderen Arbeitnehmervertretern verhandelt wurde, ist darüber hinaus offensichtlich ein taktisches Manöver. Wir lassen uns davon nicht unter Druck setzen und werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen!"

Für die Vereinigung Cockpit ist klar, dass der TUI-Konzern sozialversicherungspflichtige und tarifierte deutsche Arbeitsplätze abbauen will, um sie künftig durch Subunternehmer zu ersetzen. Für das deutsche Personal ist diese Entscheidung ebenso unvermittelbar wie für die Kundinnen und Kunden, die vom Qualitätsanbieter TUI zurecht eine Qualitäts-Fluggesellschaft erwarten und nicht etwa Billigst-Anbieter aus dem Ausland.  

Das Unternehmen handelt daher verantwortungslos gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die unverschuldet und unsinnigerweise ihren Job verlieren. Sie sind nun nicht nur kurzfristig von Arbeitslosigkeit bedroht, viele werden es auch längerfristig schwer haben, bei der schwierigen Arbeitsmarktsituation wieder einen Einstieg zu finden. Die Vereinigung Cockpit hatte sich bis zuletzt dafür eingesetzt, dass der Aufsichtsrat die Pläne des Vorstands stoppt. Quelle: TUIfly / VC / DMM