"Für uns hat die Elektrifizierung der Marschbahn höchste Priorität, denn sie wird die Zuganbindung stabiler und damit verlässlicher machen. Das ist hier auch dringend notwendig. Die Studie zeigt einen ersten, vielversprechenden Lösungsansatz, wie der Autozugverkehr unter Oberleitung funktionieren kann. Das ist ein toller weiterer Schritt auf dem Weg, die Marschbahn zur klimaneutralen Verkehrsachse der Westküste zu machen", sagte von der Heide.
In Zusammenarbeit mit den Autozugbetreibern vom DB Sylt Shuttle und RDC Autozug Sylt erstellte der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) im vergangenen Jahr einen Fragenkatalog, welcher der Studie zugrunde liegt. Ein Ingenieurbüro hat nun erste Abschätzungen zur technischen Machbarkeit erarbeitet – vor allem in Bezug auf höhere Fahrzeuge wie (Handwerks)Transporter und Lkw.
"Wir wollten prüfen, ob und wie die jetzigen Verlade-Abläufe, die Transport-Kapazitäten und die vorhandene Infrastruktur aufrechterhalten werden kann", betonte der Staatssekretär. Der Zwischenstand der Studie zeige, dass diese Anforderungen gewährleistet seien, wenn die Autozüge ein Schutzdach nach Vorbild der Autozüge in den Alpen hätten. "So können die Personen während der Fahrt in den Autos bleiben und weiterhin die Aussicht auf das schöne Wattenmeer genießen", sagte von der Heide weiter. Besonders erfreulich: Die Verladekapazität bleibe weitestgehend erhalten und verringere sich nur im einstelligen Prozentbereich.
Schulz ergänzte: "Dass die Autozüge auch unter einer Oberleitung weiterhin zwischen Niebüll und Westerland verkehren können, ist ein kleiner aber natürlich wichtiger Teilaspekt des gesamten Elektrifizierungsprojektes. Das Zwischenergebnis der Studie stärkt uns in unserer Zuversicht auf eine gute gemeinsame Lösung. Ich freue mich, dass wir nun eine vielversprechende Diskussionsgrundlage haben, deren Details es in weiteren Schritten mit der Expertise aus der täglichen Arbeitspraxis der Autozugbetreiber abzugleichen gilt."
"Die Studienergebnisse werden wir gerne zum Anlass nehmen, um zu prüfen, ob und inwieweit diese praxisorientiert umgesetzt werden können. Augenscheinlich müssen die Vorschläge insbesondere mit Blick auf das Sicherheitskonzept der Autozüge geprüft werden. Die entsprechenden Gutachter und Sachverständigen werden sich nunmehr damit befassen. Für uns hat das Thema Sicherheit hierbei die höchste Priorität, nebst einer Bewertung der deutlich reduzierten Kapazität der Autozüge, Konsequenzen für Verladung und Betriebsqualität sowie Wirtschaftlichkeit. Ein fundiertes Ergebnis werden wir hierzu sicherlich im September kommunizieren können", sagte Dr. Markus Hunkel, Chief Executive RDC Deutschland.
Franco Lippolis, Leiter DB Inselverkehre Sylt und Wangerooge: "Der Deutschen Bahn liegen die Ergebnisse des Gutacht
ns erst seit Kurzem vor. Auch für uns steht Sicherheit an oberster Stelle. Zudem müssen wir mögliche Auswirkungen auf die Kapazität unserer Autozüge sowie auf die betriebliche Tauglichkeit zunächst prüfen."
Hintergrund Elektrifizierung Marschbahn
Die Marschbahnstrecke zwischen Hamburg und Westerland soll zur klimaneutralen Verkehrsachse der Westküste werden. Züge sollen dort ab Anfang der 2030er-Jahre statt mit Diesel durchgehend elektrisch unter Oberleitung fahren. Schon seit etlichen Jahren Bis jetzt ist de Marschbahn zwischen Hamburg und Itzehoe unter Fahrdraht. Die Marschbahn nimmt als nur teilelektrifizierte, aber stark befahrene Bahnstrecke deutschlandweit eine Sonderrolle ein. Züge aus dem restlichen Bundesgebiet müssen derzeit in Itzehoe von E-Lok auf Diesellok umgekuppelt werden, was Zeitverluste und Mehrkosten mit sich bringt. Die vollständige Elektrifizierung soll diesen Sonderzustand beseitigen und außerdem noch folgende Vorteile mitbringen:
- höhere Betriebsqualität auf der gesamten Marschbahnstrecke durch leistungsfähigere E-Lok, die eine geringere Anfälligkeit für Ausfälle zeigen und leichter zu warten sind,
- klimaneutraler und CO2-freier Nah- und Fernverkehr durch lokal produzierten Windstrom,
- Möglichkeit der ICE-Anbindung,
- umsteigefreie, zuverlässige und schnellere Verbindungen für Pendlerinnen und Pendler sowie zu Schleswig-Holsteins touristischen Hauptzielen an der Westküste,
- Kosteneinsparungen im Betrieb von ca. 8 Mio. Euro pro Jahr.
Quelle: Landesportal Schleswig-Holstein / DMM