Portugiesische Regierung wirft TAP-Führungsspitze raus

Eklat Bei TAP Air Portugal zur Unzeit. Auf der ITB wollte sich der portugiesische Carrier von seiner besten Seite präsentieren, da fuhr ihm die Regierung in Lissabon (97 %iger Mehrheitseigner der Fluggesellschaft) in die Quere: CEO Christine Ourmières-Widener und Aufsichtsratspräsident Manuel Beja bei Tap wurden am Vorabend der Reisemesse fristlos entlassen. Hintergrund ist die Abfindung für eine Managerin.

Die Regierung würde TAP liebend gerne privatisieren und bietet den Carrier schon seit Längerem an. Wunschkandidat soll die Lufthansa sein. Aber auch Air France-KLM gilt als vielversprechende Kandidatin. Doch zuerst muss die Regierung ein dickes Personalproblem lösen: Am Montag (06. März 2023 ) hat sie die Führungsspitze abgesetzt. Vorstandsvorsitzende Christine Ourmières-Widener und Aufsichtsratspräsident Manuel Beja wurden „aus triftigem Grund“ vor die Tür gesetzt. Beide hatten ihre Ämter erst vor eineinhalb Jahren angetreten. Der Rest des Vorstandes und des Aufsichtsrates bleibe im Amt, heißt es in Lissabon.

Finanzminister Fernando Medina begründete die Entscheidung mit Verweis auf einen notwendigen Wandel. Konkret geht es dabei um die Managerin Alexandra Reis, die im Herbst 2017 bei TAP eingestiegen war und im Herbst 2021 in den Vorstand berufen wurde, wo sie das Ressort Finanzen, Personal und Digitalisierung leitete. Im Februar 2022 verließ sie das Unternehmen, mutmaßlich wegen unüberwindbarer Differenzen mit Ourmières-Widener. Reise erhielt damals eine Abfindung von ½ Mio. Euro, weil ihr Vertrag noch zwei Jahre weitergelaufen wäre. Die Abfindungshöhe bleib nach außen zunächst verborgen. Angesichts der Tatsache, dass TAP in der Krise Mehrere Mrd. Euro vom Staat erhalten und Stellen abgebaut hatte, sorgte der goldene Handschlag  für umso mehr Aufruhr, als die Geschichte an die Öffentlichkeit geriet. In den vergangenen Monaten hat sich deshalb sogar der Rechnungshof mit der Sache befasst. Er kam zum Schluss, dass die von TAP gezahlte Entschädigung nicht korrekt war und zurückgezahlt werden muss.

TAP-Chefin Ourmières-Widener zeigte sich entrüstet über ihren Rauswurf. Sie wirft dem Rechnungshof „diskriminierendes Verhalten“ vor. Sie drohte mit rechtlichen Konsequenzen. Auch der verbleibende Vorstand von TAP reagierte. Die Fluggesellschaft verurteilte die Entlassungen von CEO Christine Ourmières-Widener und Aufsichtsratspräsident Manuel Beja und versicherte, dass beide während des gesamten Prozesses in „gutem Glauben“ gehandelt hätten.

Als neuen, temporären Chef und neuen Aufsichtsratspräsidenten hat die Regierung Luís Manuel Silva Rodrigues ernannt. Er ist derzeit Chef von Azores-Airlines-Mutter Sata Holding. Er wird die beiden Ämter solange übernehmen, bis sie definitiv besetzt werden. Quelle: aerotelegraph.com / DMM