Positive Bilanz beim Münchner Flughafenexpress

26 Jahre nach dem Umzug des Münchner Flughafens ins Erdinger Moos war es endlich so weit: Die Neufahrner Kurve wurde 2018 eingeweiht. Sie ermöglicht direkte Zugverbindungen zwischen dem Flughafen und Ostbayern. Der Plan war ein Expressservice im Stundentakt zwischen Regensburg und Flughafen. Doch fast drohte dieses Vorhaben zu scheitern – an ganzen 8 km Strecke. Gut ein Jahr nach Inbetriebnahme des Flughafenexpresses zieht die BEG eine überwiegend positive Bilanz.

Die neue Verbindung wird gut angenommen. 2019 wurden pro Tag etwa 1.800 Ein-und Aussteiger am Flughafen gezählt, darunter viele Business Traveller.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 konnte die BEG weitere Verbesserungen realisieren, zum Beispiel die Schließung einer abendlichen Takt¬lücke sowie eine zusätzliche Verbindung zwi¬schen Flughafen und Landshut am frühen Mor¬gen. Diese Frühverbindung kann sogar am Besucherpark halten, da um diese Zeit noch nicht alle S-Bahnen verkehren. Noch nicht zufriedenstellend sind Betriebsqualität und Anschlusssicherung im Knoten Regensburg. Hierzu steht die BEG mit DB Netz in Kontakt und arbeitet an Verbesserungen bei der Gleis¬belegung und im Infrastrukturbereich.

Weitere Verbesserungen sind in Sicht: Mit Betriebsaufnahme des Wettbewerbsprojektes Donau – Isar, das die BEG Ende 2019 gestartet hat, werden ab Ende 2024 fabrikneue Fahrzeu¬ge zwischen Regensburg und dem Flughafen zum Einsatz kommen. Die aus dem Werdenfel-ser Land abgezogenen Triebwagen können dann wieder in ihr ursprüngliches Einsatzge¬biet zurückkehren. Außerdem fordert die BEG von DB Netz seit Jahren den mehrgleisigen – zumindest dreigleisigen – Ausbau zwischen Obertraubling und Regensburg. Wenn dieser erfolgt, könnte es doch noch klappen mit der einstündigen Fahrtzeit von Regensburg zum Flughafen.

Der Wunsch von Politikern aus Ostbayern an die BEG war seinerzeit einhellig: Der neue Flughafenexpress sollte maximal eine Stunde Fahrtzeit zwischen Regensburg und Flughafen benötigen, um konkurrenzfähig zum Auto zu sein. Zwi¬schenhalte sollte es deshalb lediglich in größeren Städten wie Landshut und Freising geben. Als die BEG mögliche Trassen für den Flughafenexpress gemeinsam mit dem Infrastrukturbetreiber DB Netz prüfte, zeigte sich: Auf den acht Kilometern zwischen Regensburg und Obertraubling gab es keine freien Kapazitäten mehr für eine weitere stündliche Verbindung. Auf diesem zweigleisi¬gen Abschnitt ist nicht nur der Fernverkehr zwischen Frank¬furt und Wien unterwegs, sondern es existieren auch vier Regionalzugverbindungen – ganz zu schweigen vom Güter¬verkehr. Sollte der Flughafenexpress also an dieser kurzen Schienenstrecke scheitern?

Mit viel Knobeln haben die Planer der BEG doch noch eine Lösung gefunden: Der Flughafenexpress übernimmt von Regensburg bis Landshut die Funktion der bisherigen Regionalbahn und fährt auf diesem Streckenabschnitt alle Zwischenstationen an. Auf diese Weise musste auf dem hochbelasteten Abschnitt zwischen Regensburg und Obertraubling keine
zusätzliche Trasse in Anspruch genommen werden. Diese Lösung ging allerdings zu Lasten der Schnelligkeit: Durch fünf zusätzliche Halte zwischen Regensburg und Landshut verlängert sich die Fahrtzeit zwischen Flughafen und Regensburg um 15 Minuten auf rund eineinviertel Stunden. Auf diese Weise war immerhin der einstündige Takt realisierbar und die
zusätzlich bedienten Stationen profitieren von einer Direktverbindung zum Flughafen.

Doch damit nicht genug, denn die BEG musste bei der Planung des engmaschig vernetzten Schienenpersonennahverkehrs immer auch die Anschlussbeziehungen im Blick haben, sowohl zu weiteren Regional- und S-Bahn-Zügen als auch zum Fernverkehr. Prompt stand man also vor einer weiteren Schwierigkeit: Durch die verlängerte Reisezeit sind die Anschlüsse in Regensburg nun sehr knapp. Zur Oberpfalzbahn in Richtung Schwandorf und Weiden haben Fahrgäste nur eine Umsteigezeit von wenigen Minuten, die Donautalbahn Richtung Ingolstadt wird nur alle zwei Stunden erreicht. Um die Anschlüsse überhaupt zu ermöglichen, konnte der Haltepunkt Regensburg-Burgweinting nicht vom Flughafenexpress bedient werden. Dieser wird nun ausschließlich von der Agilis-Linie Richtung Plattling angefahren und damit seltener als vor Einführung des Flughafenexpresses.

Auch am anderen Linienende, am Flughafen war und ist das Zeitfenster für die neue Linie knapp. Hier wenden zwei S-Bahn-Linien und lassen wenig Spielraum für den Flughafenexpress, weshalb die BEG den Wunsch nach einem Stopp am Besucherpark nicht erfüllen konnte. Dies führte zu Protesten von vor Ort Beschäftigten, weil der vor Einführung des Flughafenexpresses angebotene Bus aus Landshut auch den Besucherpark direkt angefahren hatte. Quelle: BEG / DMM