Pro Bahn fordert Sonderprogramm

Auch 75 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in Europa trägt das deutsche Schienennetz noch dessen Narben und die der auf den Krieg folgenden Reparationsabbauten. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert ein Sonderprogramm, um diese Folgen endlich zu beheben.

Am 08. Mai 1945 endete mit der Kapitulation des mörderischen Naziregimes für Deutschland der zweite Weltkrieg. Große Teile der deutschen Infrastruktur lagen in Schutt und Asche. Trotz immensere Wiederaufbauanstrengungen ist heute noch auf 355,8 km an Bahnstrecken der einstige Zustand nicht erreicht, nicht zu reden von den etwa 20.000 km Schienenstrecken, die an Polen und zum Teil Sowjetunion verloren gegangen sind. Im Bereich der früheren Bundesrepublik traf es nicht nur kleinere Nebenstrecken, sondern zum Beispiel auch die Marschbahn nach Sylt – auf der 9 km des zweiten Gleises fehlen – und viele grenzüberschreitende Trassen. „Jetzt ist es an der Zeit, die letzten Schäden im deutschen Schienennetz zu beheben“, fordert Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN. „Dafür braucht es jetzt ein Sonderprogramm!“

Aber nicht nur direkte Kriegseinwirkungen sind auf dem Restbahnnetz des heutigen Deutschland noch zu spüren. Auch die Reparationsschäden nach dem Krieg sind noch nicht wiederhergestellt. „1.141,7 km demontierte Strecke sind noch nicht wiederaufgebaut und auf 1.332,8 km fehlt immer noch das demontierte zweite Gleis“, summiert Lukas Iffländer, stv. Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands, auf. Unfreiwillig berühmt ist hier die Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich, auf der noch 70,9 km des zweiten Gleises fehlen. Auch auf der einstigen Magistrale Schweinfurt-Suhl-Erfurt fehlt bis heute das zweite Gleis weitgehend. Und selbst das Berliner S-Bahn-Netz ist bis heute betroffen.

Auch für diese Strecken fordern die Fahrgastvertreter ein Sonderprogramm. Dabei ist auf die übliche standardisierte Bewertung des Nutzens zu verzichten und das Planverfahren zu vereinfachen. Wo eine Strecke keinen Sinn mehr macht (etwa wegen geänderten Verkehrsströmen), sollten alternative Förderungen des öffentlichen Verkehrs der entsprechenden Regionen durchgeführt werden. Quelle: Pro Bahn / DMM