Q8 oder A6 Avant - Am liebsten beide

Audis A6 Avant war bei seinem Debut eine Ansage an die Konkurrenz und er sorgte bei der Zielgruppe Nr. 1, der Businessklientel, für ein wahres Aha-Erlebnis. Für den Q8 gilt dasselbe, auch wenn er weit weniger auf deutschen Straßen zu beobachten ist. Wir hatten das SUV-Coupé Q8 50 TDI mit einem Dreiliter V6 im Test, ebenso einen A6 Avant 40 TDI, beide in ihren Segmenten zweifelsohne Spitzenmodelle und demzufolge in erster Linie überwiegend im gewerblichen bzw. Businessbereich zuhause. Welchen wir lieber gefahren haben? Schwierig zu sagen. Am Ende aber entschieden wir uns für den Q8, auch wenn wir im städtischen Verkehr mit dem "Riesen" nicht immer anerkennende Blicke geerntet haben...

 

Da schau her: neben unserem Q8 ein weiterer in Kitzingen. Foto: Julia Zielonka

Auch der A6 Avant ist ein fantastischer Geschäftswagen. Foto: GZ

Das Cockpit des Q8 ist sehr ähnlich dem des A8 und des A6 Avant. Bedienung: kinderleicht. Foto: GZ

Sehr gelungenes Heckdesign des Audi Q8. Foto:GZ

Der Q8 ist Audis Antwort auf den X6 vom Münchner Nachbarn, der dieses Segment 2009 eröffnete und entgegen aller Erwartungen zum Renner wurde. Der Ingolstädter steht dem Vorbild in nichts nach, im Gegenteil: Er ist aktuell sicher das modernere Auto.

Beim Vergleich mit dem optisch eher weniger gelungenen Q7 ist der Q8 leicht zu erkennen an der coupéhaften Dachlinie. Alles in allem ist das Flaggschiff der Ingolstädter mit seinen stattlichen Außenabmessungen, den großen Rädern und LED-Scheinwerfern eine mehr als imposante Erscheinung. Übrigens fallen uns gewisse optische Ähnlichkeiten mit dem noch etwas jüngeren E-tron auf, dem rein elektrischen Modell der Marke. Etwas dominanter wirkt beim Q8 im Vergleich zum e-tron aber der bullige, achteckige Kühlergrill. Das Heck des e-tron wirkt ebenfalls einen Tick filigraner. Was uns am Design auch sehr gut gefallen hat sind die rahmenlosen Türscheiben.

Stellen wir den Q7 neben den Q8 fällt beim Nachmessen auf, dass die Schrägheckversion 6,6 cm kürzer ist und nur um 1 cm die 5-Meter-Marke verpasst. Dafür ist der Q8 2,7 cm breiter und 3 cm flacher. Die Breite von 2,19 m mit ausgefahrenen Spiegeln macht das Fahren in Autobahnbaustellen zum Vabanquespiel. Denn sich an dicken Lkw-Kolonnen vorbeizuzwängen ist bei einem solchen Fahrzeug höchst fahrlässig. Auch Parkhäuser sollte man tunlichst vermeiden; denn die sind für Boliden wie den Q8 schlichtweg zu eng konzipiert. Und was das Parken im urbanen Beriech betrifft, helfen einem die besten Einparkassistenzsysteme wenig, wenn die Parklücken schlichtweg zu klein sind. Das war’s jetzt aber mit unserer Kritik. Ansonsten empfinden wir den Q8 als phänomenalen Geschäftswagen.

Interieur: Drei Meter Radstand sorgen für ungeahnte Geräumigkeit. Das gilt erst recht für den Fond, wo dank verschiebbarer Rückbank und einstellbarer Rückenlehne Platz in Hülle und Fülle vorhanden ist, selbst für Zwei-Meter-Riesen. Das moderne virtuelle Cockpit mit Touchscreen kennen wir vom A8 und auch vom A6 Avant. Dort gibt es keinen Dreh-/Drücksteller, mehr und auch nicht mehr das Touchpad. Dafür erfolgt die Bedienung tastenlos mit haptischer Rückmeldung. Die Bedienung hat man relativ schnell drauf. Für Vielfahrer entwickelt sind die hoch komfortablen Sitze, die man in vier Ausführungen konfigurieren kann und die, wie überhaupt das gesamte Automobil, einen hohen  Wellnessfaktor bieten. Unser Wagen hatte ergoComfort-Vordersitze mit Lederpolsterung, die einen exzellenten und ermüdungsfreien Sitzkomfort bieten und beheizt aber auch belüftet werden können. Sehr genossen haben wir dabei die Massagefunktion.

Wie fast alle Testwagen war auch „unser“ Q8 mit umfangreichen optionalen Ausstattungen versehen. Head-up-Display, alle denkbaren Sicherheitsassistenten  inclusive Ausstiegswarnung oder auch Nachtsichtassistent, luftgefedertes Fahrwerk und und und. Letzteres sorgt dafür, dass man kaum mitbekommt, über welchen mehr oder weniger holprigen Untergrund man gerade den Wagen bewegt. Angetrieben wurde unser Q8 50 TDI von einem 6-Zylinder-Turbodiesel mit 286 PS, genug um das 2,3 t-Fahrzeug binnen 6,3 Sekunden von Null auf 100 km/h voranzutreiben. Knapp vor der 250 km/h-Marke ist Schluss mit Lustig. Und das ist gut so. Mit den hohen Geschwindigkeiten sollte man es ohnehin nicht übertreiben; denn dann schnellt der Verbrauch rasch in zweistellige Sphären. Unser Testverbrauch: 8,2 l. Dank des bärenstarken Selbstzünders, der tollen Laufkultur, der erstaunlich hohen Effizienz, der schieren Größe und des Gewichts des Wagens ist das ein sehr akzeptabler Wert. Apropos Effizienz: Die rührt u.a. vom Mild-Hybrid- Konzept: Ein 48-Volt-Startergenerator boostet beim Start und sorgt für viel Energierückgewinnung bei Rekuperationsphasen.

Klar, dass es einen Q8 nicht zum Schnäppchenpreis gibt. Bei rund 80.000 Euro fängt der Spaß an, unser Testwagen überschritt die Marke von 111.000 Euro. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.

A6 Avant 40 TDI quattro. Auch nicht gerade ein Geschäftswagen der besonders preiswerten Kategorie ist der A6 Avant. Der ist für Audi und viele Mobilitätsmanager der typische Geschäftswagen. Mehr als 90 % aller verkauften A6 Avant sind bei Firmenkunden zu finden. Wer nicht so sehr auf geländewagentypische Merkmale steht, ist beim A6 Avant richtig. Der Kombi ist ein klassischer Geschäftswagen, allerdings aufgrund seiner Größe auch nicht einfach im engen Standverkehr, in Parkhäusern etc. zu handeln. Mit nahezu ähnlichen Abmessungen wie der Q8 empfehlen wir auf jeden Fall die optionale Allradlenkung mit zu bestellen; damit tut man sich beim Parken und Einlenken in enge Parkhauskurven schon mal etwas leichter.

Das Außendesign ist sehr gefällig; der Wagen wirkt schlank und macht optisch dank leicht nach hinten abfallender Dachlinie und schräger Heckklappe viel her. Technisch ist der Wagen, ausgestattet mit Tiptronic-Getriebe und Quattro-Antrieb auf jeden Fall up-to-date.

Ähnlich dem Q8 haben Großgewachsene vorne wie hinten bequem Platz. Und wird der Geschäftswagen mit Privatnutzung auch mal für die Urlaubsreise mit Familie genutzt, dann lassen sich Koffer und allerlei Utensilien locker verstauen; denn der Kofferraum ist riesig. Muss man auf Geschäftsreise sperrige Gegenstände mitführen, ist auch dafür genügend Raum vorhanden, bis zu 1.370 Liter misst das Heckabteil.

Das Dieselaggregat unseres Testwagens wies ausreichend Durchzugskraft auf; man muss nicht unbedingt die Top-Motorisierung haben, zumal im bundesdeutschen Straßenverkehr ohnehin kaum noch ausgefahren werden kann, was besonders starke Motoren möglich machen. Über die tolle Langstreckenqualitäten dieses Audis muss man keine Worte verlieren, auch nicht über die Materialauswahl und Verarbeitungsqualität. Das Fahrwerk bot hohen Komfort. Es gleicht Fahrbahnunebenheiten sehr gut aus. Exzellent, wie beim Q8, ist zudem das Angebot an Assistenzsystemen, an Konnektivität und Infotainment. Die Stimmen vieler Dienstwagennutzer und Freiberufler und auch unser Voting: Der A6 Avant ist in allen Kategorien mit Note 1 zu bewerten. Beim Preis halten wir uns vornehm zurück. Unser Testwagen hatte eine 8 an erster Stelle. Quelle: DMM/ GZ