Qatar Airways und Airbus vor Vergleich

Qatar Airways und Airbus liegen seit mehr als 1 Jahr wegen Lackbruchs an einigen neuen A350 im Clinch. Der Golfcarrier verlangte bisher einige Mrd. USD Schadenersatz, der Flugzeugbauer stornierte daraufhin alle Lieferungen an Qatar Airways. Möglicherweise kann der für September in London anberaumte Gerichtstermin noch ad acta gelegt werden. Denn die Streithähne näheren sich einander an.

Die Chancen auf einen Vergleich im A350-Streit stehen offenbar nicht schlecht. "Es wird eine Einigung geben", sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur "Reuters". Im Kern streiten Airbus und Qatar Airways um Defizite am A350-Lack. Unter der Lackoberfläche umschirmt ein metallisches Gewebe den Rumpf, das Blitzschlag ableitet. Spannungen zwischen den Materialschichten können mit der Zeit - je nach Umgebungsbedingungen - zu Rissen führen. Airbus und die europäische Luftfahrtaufsicht EASA halten das Problem nicht für sicherheitsrelevant, eine bei anderen Betreibern bereits umgesetzte Fehlerkorrektur schafft Abhilfe.

Qatar Airways hat hingegen 29 ihrer 53 A350-900 und A350-1000 aus dem Verkehr gezogen. Das Gericht hatte von Qatar Airways zuletzt einen Nachweis gefordert, dass die Airline mit dem Grounding tatsächlich Weisungen der katarischen Luftfahrtaufsicht QCAA nachkommt.

Der Streit hat längst die Politik erreicht. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der katarische Emir Scheich Tamim bin Hamad al-Thani sollen über die Klage beraten haben. Vertreter von Airbus, EASA, Qatar Airways und QCAA trafen laut "Reuters" vergangene Woche zu einer Vierrunde in Doha zusammen. Der Termin soll konstruktiv verlaufen sein.

Qatar Airways hatte Airbus und EASA Ende 2022 Absprachen unterstellt. Das hatte den Ton im Konflikt zwischenzeitlich deutlich verschärft.

Airbus hat die Geschäftsbeziehung zu Qatar Airways weitgehend eingestellt. 2022 hat Airbus alle offenen Qatar-Positionen, 50 A321neo und 19 A350-1000, storniert. Der Hersteller wirft Qatar Airways vor, das Lackproblem aufzubauschen - und fordert seinerseits Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe für geplatzte A350-Auslieferungen. Qatar Airways nahm seit 2021 keine neuen A350 mehr an. Quelle: aero.de / DMM